Neues aus der Uhrenwelt

INHORGENTA 2016 – Im Süden nichts Neues?

Über vier Tage geht die einzig verbliebene deutsche Fachmesse für Uhren und Schmuck – die INHORGENTA. Im Jahr 2016 richtete sich die Messe neu aus. Die Anbieter und Aussteller von Uhren fanden sich in der Halle A1, die in hübschem Styling und schöner Atmosphäre ein wenig Baselworld-Atmosphäre aufkommen ließ.

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Eine Schweizer Insel auf der INHORGENTA. Das Bild entstand vor der Messeöffnung, daher ohne Menschen: Was auch mal ein Genuss während vier Tagen Messe ist. ©Thomas Gronenthal

Schmuckliebhaber kamen in der Halle B1 auf ihre Kosten – wenngleich Endkunden nicht auf die Fachmesse kommen können, konnte man doch einige Aha-Effekte beim betrachten der Exponate beobachten.

Im Gegensatz zur Basler Messe oder dem Genfer Uhrensalon treffen sich in München vor allem die Marken der Mittelklasse. Außer Marken wie Pequignet, Laurent Ferrier – immerhin Gewinner des Genfer Uhrenpreises vor kurzem – und finden sich daher auch Ingersoll, Casio, Ratius und andere Hersteller in Halle A1.

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Elysee Yachting Timer – eine sportliche Uhr für Segelfreunde. ©Thomas Gronenthal

Nicht nur aufregend für Autoliebhaber, sondern auch noch schön ist der Stand von Junghans. Dieser wurde völlig neu gestaltet und hat mit dem im Zentrum stehenden Maybach DS8 Zeppelin aus dem Jahr 1932 einen echten Publikumsmagneten bekommen. Der Oldtimer stellte auch das Thema für eine neue Kollektion – die Meister Driver. Nicht nur farblich, auch von der Formensprache her lehnt sich die neue Linie an das Design des Luxusautomobils vergangener Tage an. Das Spektrum reicht von der Handaufzugsvariante mit extraflachem Kaliber bis hin zum bekannten Chronoscope mit Chronographenwerk.

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Junghans Meister Driver Handaufzug mit Peseux 7001. ©Junghans

Die Uhren sind liebevoll gestaltet und die Qualität weiß zu überzeugen. Nicht nur haptisch, auch optisch bieten Uhren und Werke einiges, die Verarbeitung ist über jeden Zweifel erhaben. Auch die Details wie Zeigerlängen, Ablesbarkeit und Verzierung des Werkes sind hochwertig und spielen in einer hohen Liga, die mehr als nur an manchem Oberklassehersteller kratzt. Anders als zahlreiche andere Hersteller konnte Junghans damit auch 2015 eine Steigerung des Umsatzes um zehn Prozent verzeichnen – Hut ab, und weiter so.

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Meister Driver mit Modell – das Farbschema passt bestens, die Uhr alleine ist jedoch wesentlich günstiger als das Paket mit Oldtimer. ©Thomas Gronenthal

Die Firma POINTtec ist beim Endkunden nicht bekannt, umso bekannter jedoch die Marken Zeppelin und Junkers, und auch die Uhren unter dem Label Rosenthal, die gemeinsam mit dem Porzellanhersteller entstehen. Auch POINTtec hatte einige Neuheiten mit dabei, wie den hochwertig und aufwendig gestalteten Regulateur aus dem Hause JUNKERS. Als Antrieb der optisch sehr ansprechenden Uhr kommt ein Automatik-Kaliber SW200 von Sellita zum Einsatz. Sellita hat das Uhrwerk, das auf dem ETA 2824-2 basiert, mit einer kleinen Sekundenanzeige modifiziert. Als Modul liegt die Regulator-Anzeige über dem Basiswerk, was leider das Datum tiefer liegen lässt als üblich. Dennoch eine tolle Uhr!

 

Das bunte Vortragsprogramm rund um die Uhr rundete im Watch Innovation Forum die Messe ab. Auch ich durfte einen Vortrag zum Thema Plagiate im Uhrensektor halten – sowie einige Stücke aus meinem persönlichen Gruselkabinett ausstellen. Die Goldschmiedezeitung hatte passgenau vorher ein Interview mit mir zu diesem Thema geführt.

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Vitrine mit Plagiats-Kabinett: Hier liegen Fälschungen von Sinn, Tissot, Rolex und Hublot. Unabhängig von der Preislage des Originals: gefälscht wird alles.  ©Thomas Gronenthal

Das bekannte Designvorlagen immer ein aktuelles Thema sind, zeigte auch die Ausstellung. Am Stand von Ratius, einem deutschen Schmuck- und Uhrenhersteller, steht in diesem Jahr die Vorlage aus Genf im Vordergrund. Neben Rolex Datejust- bietet Ratius auch optisch stark an die Daytona angelehnte Uhren mit Quartzwerken an. Manches Design ist wie die Bonaqua-Flasche: Eben Unkaputtbar.

 

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Ratius like „Datejust“ – Ein Designklassiker ist kaum kleinzukriegen! ©Thomas Gronenthal

Eine wirkliche Neuheit mit praktischem Nutzen hatte die Schweizer Marke Aerowatch zu bieten.Sieben Zeitzonen auf einen Blick bietet das familiengeführte Unternehmen und hängt damit jede übliche GMT-Uhr ab. Das besondere: Die Zeitzone, in der sich der Reisende befindet, wird über einen Drücker auf 10 Uhr eingestellt. Die lokalen Zeiten für die sechs wichtigsten Zeitzonen bieten dann weiterhin einen Überblick über die Weltzeit. Eine Uhr also, die wie geschaffen scheint für die globalisierte Welt, in der internationale Geschäfte das Leben prägen. Als Uhrwerk kommt dabei das bewährte ETA-Unitas 6497-1 mit 18.000 A/h zum Einsatz, das in der vorliegenden Uhr nach allen Regeln der Kunst mit Genfer Streifenschliff versehen ist. Die Schraubenköpfe sind thermisch gebläut, Kron- und Sperrad tragen eine Gravur. Eine Leuchtausstattung ist ebenso gegeben, auf einen Sekundenzeiger wurde der Ruhe im internationalen Stress zuliebe verzichtet. Die Uhr kostet in Stahl 3.100 Euro, in schwarzer PVD-Beschichtung genau 100 Euro mehr.

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Sieben auf einen Streich – und dennoch absolut übersichtlich. Die Aerowatch Renaissance 7 Time Zones bietet sieben Zeitzonen rund um den Globus. ©Aerowatch

Spannend war ein Besuch bei Casio, die mit der Edifice EQB-500 eine hochwertige Connected Watch im Angebot haben. Für 299 Euro am massiven Stahlband bekommt der Kunde eine Uhr, die mit dem Smartphone kommuniziert und eine Vielzahl von Funktionen bietet. Und dabei sieht das Modell immer noch aus wie eine Uhr! In wenigen Wochen wird dazu hier ein Testbericht veröffentlicht werden.

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Demnächst im Test hier: Die Casio EQB-500. ©Casio

Insofern war die INHORGENTA eine Reise wert!

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