AllgemeinPorträtUm die Uhr herum

Interview: Dirk Motz von Constantin Weisz

Vor einigen Wochen überließ mir Dirk Motz, Gründer und Inhaber von Constantin Weisz, eine seiner Uhren zum Test – die Constantin Weisz Bullhead. In einem Interview hatte ich die Gelegenheit, ihm Fragen zu seiner Marke, Teleshopping und Zukunftsplänen zu stellen.

Beim Betreten der gepflegten Räume unweit des Rheins in Köln-Rodenkirchen fällt sofort auf, dass hier Uhren gelebt werden. Alte Uhrmachertische, Werkzeuge und Sortimentskästen erfreuen mein Auge, und im Büro von Dirk Motz finden sich weitere interessante Exponate – bis hin zu einer Autotür eines Aston Martin DB 5. Aus diesem Aluminiumblech entstanden Zifferblätter für eine der limitierten Spezialitäten von Constantin Weisz. Seit mehr als zehn Jahren ist die Marke präsent und vertreibt Uhren in Deutschland über den Verkaufssender QVC. Und genau hier würde unter normalen Umständen mein Interesse abrupt verlöschen – ja, wenn es eben nicht Uhren wie die jüngst getestete Bullhead, die Aston Martin-Uhr und noch einige andere Spezialitäten gäbe.

Herr Motz, was unterscheidet den Verkauf von Uhren über einen Teleshopping-Sender von normalem Vertrieb über Juweliere?

Erst einmal nehmen wir einem potentiellen Kunden die Schwellenangst. Gerade im Luxus-Segment scheuen viele Kunden den Gang zum Juwelier. Sie haben Angst nicht ernst genommen zu werden oder als Laie falsche Fragen zu stellen. Im Teleshopping kann sich unser Kunde in den eigenen vier Wänden zurücklehnen und dennoch das Einkaufen als persönliches Live-Erlebnis von Mensch zu Mensch genießen. Er kann komfortabel, digital bestellen – flexibel an 365 Tagen im Jahr. Er hat die Möglichkeit, sich die Uhr seiner Wahl nach Hause kommen zu lassen und innerhalb von 30 Tagen zu entscheiden, ob er sie wirklich behalten möchte oder nicht. Oftmals ist sogar eine zinsfreie Ratenzahlung möglich.

Dirk Motz im Gespräch mit Watchthusiast Thomas Gronenthal. © Thomas Gronenthal

Manch einer sieht die Verkaufssendungen als stete Übertreibung, andere als Entertainment. Was erwartet der Zuschauer von Ihnen als Präsentator?

Jede Uhr wird ausgiebig präsentiert. Gemeinsam mit den Moderatoren vermitteln wir in den Shows Hintergrundstorys, detaillierte Produktinformationen und praktische Anwendungstipps. Das leisten, gerade in unserem Produktsegment, nur wenige Fachgeschäfte. Aber natürlich ist Teleshopping auch eine Art Entertainment. Wir versuchen den Kunden zu unterhalten. Er soll sich wohl fühlen. Und natürlich ist es so: je länger ein potentieller Kunde zuschaut, umso eher wird er ein Produkt bestellen. Das wir in der Präsentation die Vorzüge des Produktes stärker beleuchten als die Schwächen ist dann natürlich klar. Aber das ist nicht anders als in jedem Fachgeschäft. Ein guter Verkäufer wird kaum anders agieren.

Constantin Weisz damals und heute: Wenn ich mir die Uhren ansehe, hat sich einiges getan. „Made in Germany“ oder alte Schweizer Werke sind nur zwei Beispiele. Wie hat sich die Marke entwickelt?

Auf der einen Seite haben wir uns dem Markt angepasst. Als wir vor 12 Jahren mit Constantin Weisz gestartet sind, hat keiner gewusst wo die Reise hingeht. Der Kunde ist informierter und reifer geworden. Er schätzt mehr die Qualität als den absolut niedrigsten Preis. Auf der anderen Seite sind auch wir wesentlich professioneller geworden. Wir haben durch sehr langfristige Lieferantenbeziehungen einen hohen Einfluss auf die Qualität bekommen, die Produktionsabläufe verbessert und somit ist einfach ein wertigeres Produkt entstanden. Unsere interne Infrastruktur ist mit den Ansprüchen gewachsen. So ist unser After-Sales-Service bei unseren Kunden schon beinahe legendär. Wir bemühen uns nahezu jeden Kundenwunsch zu erfüllen und beschäftigen allein 3 Uhrmachermeister in Deutschland. Das ist ein großes Investment.

Inventar aus alten Uhrmacher-Werkstätten dient als Lager für den After-Sales-Service: Bänder und Zubehör sind so stilsicher eingelagert. © Thomas Gronenthal

Der Name Constantin Weisz – steckt dahinter ein Kunstbegriff oder ein exhumierter Uhrmacher?

Ich erzähle immer gern, das Constantin Weisz mein Großvater mütterlicherseits war (lacht herzlich). Aber das stimmt natürlich nicht. Wie viele Marken in der heutigen Zeit ein Kunstbegriff. Er steht als ein Synonym für alte traditionelle Uhrmacherkunst.

Sie bauen Zifferblätter aus Oldtimer-Teilen und kombinieren das mit zeitgenössischen Vintage-Uhrwerken aus der Schweiz. Wie kam diese Idee zustande?

Ein Uhrmachertisch dient hier nicht nur als Dekostück, sondern auch zu Ein- und Ausgangskontrollen. © Thomas Gronenthal

Ich liebe Uhren und bin ein absoluter Fan klassischer Automobile. Während der Restauration meines Autos fielen Türhäute ab, die einfach weggeschmissen werden sollten. Was für eine Verschwendung. Diese Teile haben Jahrzehnte überdauert und hätten bestimmt so einige tolle Geschichten erzählen können. Zuerst hatte ich die Idee, diese wunderschönen patinierten Teile einzurahmen und an die Wand zu hängen. Dann kam mir aber die Idee, mir selbst eine Uhr zum meinem Auto aus diesen Teilen zu fertigen. Eine ganze Serie daraus zu machen war dann nur der nächste Schritt. Gott sei Dank hat uns die Firma Cador tatkräftig bei der Umsetzung der Zifferblätter unterstützt. Da wir schon im Vorfeld sehr erfolgreich Uhren mit historischen Schweizer Werken ausgerüstet hatten, lag es nahe, zeitgenössische Schweizer Uhrwerke dafür zu nutzen. Mit der Zeit konnte ich noch die Besitzer anderer Klassiker dafür begeistern. So folgten ein Aston Martin DB5, ein 300 SL Gullwing oder auch ein Dino 246 GT. Aber das Beste war: Ich durfte jedes dieser Autos selbst mal fahren. Allein dafür hat es sich gelohnt.

Verschiedene Schritte erschaffen aus dem Türblech eines Aston Martin ein Zifferblatt – der Aufwand ist immens im Vergleich zu einem industriell gefertigten Bauteil. © Thomas Gronenthal

In der Schweiz leiden die Hersteller unter rückläufigen Exportzahlen der etablierten Marken, wie hat sich parallel der Markt für Teleshopping-Uhren entwickelt?

Wir haben eine sehr spezielle, aber treue Klientel, die sich sehr von den üblichen Käufern der großen Marken unterscheidet. Wir verzeichnen im Gegensatz zu den etablierten Marken eher einen Zuwachs in unseren internationalen Märkten. Was wir allerdings feststellen ist, dass wir einen wesentlich besseren Zugang zu den Fertigungsstätten in der Schweiz haben. Gerade im Bereich der Uhrwerke hat sich die Lage im Gegensatz zu früheren Jahren dramatisch entspannt.

Die aktuellen Modelle von Constantin Weisz: Made in Germany, vielfach mit einem nie benutzten, originalen Schweizer Uhrwerk aus den 60er bis in die 1980er Jahre. Passend dazu: Die technischen Informationen der alten Uhrwerke. © Thomas Gronenthal

Sie kennen meine Testberichte zu anderen Teleshopping-Marken. Machen diese Waren, die einfach günstig in China produziert werden und unter abstrusen Angaben zu üblichen Preisen verkauft werden, das Leben für eine Marke wie Constantin Weisz schwer?

Ja, leider! Das Image der Uhren, die im Teleshopping verkauft werden, hat dadurch schon arg gelitten. Vor 12 Jahren waren wir die ersten, die mechanische Uhren im Teleshopping verkauft haben. Schon zu Anfangszeiten haben wir immer den Fokus auf eine seriöse Präsentation gelegt. Auch wir sind keine Philanthropen und verdienen unser Geld damit, aber „Mondpreise“ oder unlautere Versprechen gehörten nie zu unserer Firmenpolitik. Wir haben immer langfristig gedacht und z. B. einen seriösen After-Sales-Service in Deutschland aufgebaut. Wir gehörten nie zu den Preisführern, aber sicherlich zu den qualitativ besten Marken im Teleshopping. Allein dass wir seit fast 13 Jahren im Teleshopping „überlebt“ haben ist ein Zeichen dafür, dass wir vieles richtig gemacht haben. Leider sind viele unseriöse Anbieter aufgesprungen und haben nur auf den kurzfristigen Erfolg abgezielt. Das hat leider auch das Image von Constantin Weisz belastet. Genau das ist aber auch der Grund, warum wir nun den nächsten Schritt gemacht haben. Schon früher haben die immensen Anforderungen unserer Vertriebspartner dazu geführt, dass wir immer effektiver und besser werden mussten. Alle unsere Produktionsstätten sind durch namhafte Prüfinstitute auditiert und zertifiziert worden. So ist eine BSCI-Zertifizierung Standard. Wir halten alle geforderten Compliance-Regeln ein. Die Lederbänder werden nur noch aus chromfrei gegerbtem Bio-Leder Deutscher Produktion gefertigt. Dies wird in regelmäßigen Tests durch „Bureau Veritas“ in Hamburg überprüft und bestätigt. Die Prüf-Standards liegen hier weit unter den gesetzlichen Grenzwerten. So lag der Schritt zu „Made in Germany“ sehr nahe. Unser Ziel ist es, wieder den Maßstab im Teleshopping zu setzen. Und der Zuspruch auch außerhalb des Teleshoppings bestärkt uns in dieser Zielsetzung.

Ledermuster für Armbänder: Auf Schadstoffe geprüft und hochwertig in der Qualität. © Thomas Gronenthal

Selbst in den kritischen Uhren-Foren wie dem deutschen Uhr-Forum werden Ihre Uhren mittlerweile positiver wahrgenommen. Macht Ihnen das Freude?

Klar macht uns das Freude. Gerade weil die Uhren-Foren uns eher ablehnend gegenüber stehen. So waren viele Posts in der Vergangenheit voller Vorurteile und manchmal sogar persönlich beleidigend. Es gibt sogenannte „Schwarze Listen“, die von irgendwelchen Uhrmachern aufgestellt wurden und Marken beinhalten, die von diesen Uhrmachern nicht im Service bearbeitet werden. Und schon wird daraus das „umfassende Standardwerk der Uhrmacherkunst“. Welche Kriterien werden hier zugrunde gelegt? Hinterfragt hat das noch keiner. In gewisser Weise kann ich das aber durchaus auch nachvollziehen. Wie sagte schon ein Forumsmitglied: “Marken funktionieren psychologisch und zur eigenen Rechtfertigung des erheblich höheren Preises und der Vermeidung von Ehrlichkeit gegenüber sich selbst, werden ständig irgendwelche Rechtfertigungen hervorgebracht.“ Das trifft es eigentlich ganz gut. Es gab auch mal einen unglaublich schlecht recherchierten Fernsehbericht, in dem das Thema Uhren aus dem Teleshopping beleuchtet werden sollte. Ein Uhrmacher wurde hierzu befragt und hat über Uhren „Made in China“ gewettert. Gleichzeitig waren im Hintergrund seines Geschäftes Uhren der Marke Ingersoll ausgestellt, die in China gefertigt werden!

Die Mehrheit der Posts ist aber sehr sachlich und durchaus wertvoll für uns. Viele Anmerkungen daraus konnten wir schon in unsere Produktion einfließen lassen und so unsere Produkte verbessern. So hoffe ich, auch in Zukunft, dass immer mal Uhren aus unserer Produktion von Forumsmitgliedern getestet und vorgestellt werden. Und für jede sachliche Kritik bin ich sehr offen und stelle mich gern jeder Diskussion.

Herr Motz, ich danke Ihnen für das Gespräch!

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8 Kommentare

  1. Es ist doch erstaunlich, das die verhöhnten Uhren vom Teleshopping auch mal gut sein können und dahinter Leidenschaft steht! Diese Uhr habe ich mir selber bestellt nach dieser Review, und bin sehr begeistert. Weisz kann aber auch nicht mehr in einen Topf mit Portas oder dem ominösen Raoul Uwe Braun geworfen werden, soviel steht fest.

  2. wo sind denn Bilder der Produktionsstätten oder sitzen da doch kleine Chinesen

    1. Wenn die Chinesen in Deutschland sitzen, dann ist das „Made in Germany“ ja gerechtfertigt.

  3. Warum ist Herr Motz mit cw
    Zu hse24 gewechselt eigentlich?
    Ist Frau Voigt von 123tv nicht auch nun bei Hse24?
    Bei 123 tv sehe ich sie nicht mehr
    Gucke aber auch nicht oft Teleshopping.

    1. Warum CW zuu HSE gewechselt ist, weiß ich nicht… hat mich aber auch gewundert. Leider zeigt sich aber, dass sie da etwas unterzugehen scheinen… es gibt nur sehr selten Shows.
      Die Magdalena Voigt vom 123 ist soweit ich weiß Mutter geworden.

  4. Max Schradin muss ,vermute ich,
    sein Leben lang bei 123tv bleiben..
    Den Überkandidelten Mod. Nimmt kein anderer channel..er soll ja auch Schiedsrichter sein..da hätte er eine Ersatzlösung und bräuchte nicht das Job center.Aber kann sich jemand Max als Schiri bei Bayern gegen BvB vorstellen? Undenkbar..unvorstellbar..lol

  5. Ich selbst bin Uhrmacher.Die CW Uhren machen im technischen Bereich und in der Verarbeitung einen hervorragenden Eintruck.Sie können sich mit dem gehobenen Uhrenangebot sehr gut Messen.Stand den Uhren am Anfang sehr mißtrauisch gegenüber,mußte aber beim zerlegen einer CW erkennen,daß dies ein Vorurteil war!

  6. Bin im Besitz einer CW Automatik mit Mondphase und kleinem runden Zeigerdatum.
    Seit rund fünf Jahren ,nun.
    Wegen dem Design und einem Sonderpreis zugeschlagen damals.An sich Recht zufrieden mit der Uhr,die aber selten getragen wird.Sicher werkelt hinter dem gewölbten Glas,das die offene Unruh in Aktion auch zeigt,ein China Werk,welches das genau ist, weiss ich nicht.Unter dem Glasboden zeigt das Werk mehrere Sperrfedern,wie man sie von alten Mechanikwerken kennt,eher wohl Hebelartige Gesperre,die einige Zahnräder vor dem Abschnurren blocken…sollen..Ab und an trug ich die Uhr,oder zog sie von Hand auf,kontrollierte den Gang.Sie geht Recht stark vor,seit Anfang an und zunehmend.Etwa fast eine Minute pro Tag..auffallend ist eine Schwaerzliche Schmutzschicht,um die Zacken von einigen der Zahnräder die sichtbar sind,wohl stärkerer Abrieb.Solches habe ich noch in keinem Schweizer oder Japan Uhrwerk sehen können,egal ob ich die Uhr auch schon mehr als 10 Jahre in Besitz habe…wohlgemerkt ohne Lupe erkennt man den schwaerzlichen Abrieb auf manchen der beweglichen Uhrwerksteile.

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