Porträt

Markenporträt: DuBois et fils

Eine langjährige Tradition gehört auf den ersten Blick zu jedem Schweizer Uhrenhersteller. Die Jahreszahlen in den Logos überflügeln sich wahrlich, um aufzuzeigen, wann die berühmten Gründerväter die ersten Räder und Triebe montieren ließen.

Doch ein guter Teil dieser Hersteller lag über Jahre, Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte in einem Dornröschenschlaf, um dann vollmundig wiederbelebt zu werden.

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Das Stammhaus in Le Locle. ©DuBois et fils

In Le Locle geht es anders zu. In dem beschaulichen Städtchen im Schweizer Jura steht das Stammhaus von DuBois et fils. Die Fabrik produziert unter diesem Namen seit 1785 Uhren, allerdings nicht mehr nur im Stammhaus – das dient heute als Gästeherberge.

Dennoch sind hier noch zahlreiche Werkzeuge in den Ateliers erhalten, die Thomas Steinemann regelmäßig besucht. Er hat vor einigen Jahren den Namen DuBois et fils und alles, was dazu gehört, aufgekauft.

Thomas Steinemann hoch hochauflösend und verkleinert

Thomas Steinemann ©DuBois et fils

Der langjährige Manager im Uhrenbereich kann sich große Erfolge auf die Fahnen schreiben – unter anderem die erfolgreiche Einführung von Fossil auf dem Schweizer Markt. DuBois ist ein Lebenstraum von Steinemann, der Fokus von Beginn an klar. Die Marke sollte zurückkehren zu besonderen Uhren – weg vom Mainstream der Ware, die nur mit Markennamen zusammengebaut wird. Mit einem Team machte sich Steinemann an die Erstellung der ersten Designs. Marcus Eilinger, der in der Uhrenbranche ebenso kein unbeschriebenes Blatt ist, ergänzte das Team schnell. Die Konzeption der Uhren sah einen modularen Aufbau der Gehäuse vor, um Varianten zuzulassen. Das ist auch ein Muss: Jedes Modell wird nur in einer Auflage von 99 Stück gebaut. Dann ist Schluss.

Die Finanzierung des Projekts legte Steinemann in die Hände von Uhrenfreunden rund um den Globus. Ein Crowdfunding, das massiv in die passenden Medien gebracht wurde, sorgte nicht nur für Bekanntheit, sondern auch Geld. 1,5 Millionen Schweizer Franken waren schnell gesammelt, mittlerweile sind über 800 Aktionäre beteiligt. Mit diesem Konzept war Steinemann der erste wirkliche Crowdfunder im Uhren-Sektor, Unternehmen wie die Glashütter C.H. Wolf kopieren das Konzept in ähnlicher Form.

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Jubiläum: Mit dieser Uhr feiert DuBois et fils den 230. Geburtstag der Manufaktur. Das historische Record 662 wurde extrem aufwendig umgebaut. ©DuBois et fils

Die Uhren sind liebevoll gestaltet und eine optische wie haptische Freude. Mit einem Modell traf Thomas Steinemann und sein Team meinen Geschmack zu fast 100 Prozent!

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In die Hand genommen und verliebt: Die Kaufentscheidung für „meine DuBois“ dauerte nur wenige Minuten, eine wunderbare Uhr zum täglichen Tragen, ausgewogen und elegant. ©Thomas Gronenthal

Das mehrteilige Stahlgehäuse mit feingliederigem Stahlband ist edel verarbeitet, und einmalig. Man kann sicher sein, dieses Design bei keiner anderen Marke zu sehen. Zumal die Details auch nach Tagen noch Überraschungen bergen. Die bauchige Lünette, das bombierte Bodenglas, das feine Zifferblatt mit den Appliken: Der Katalog ist lang.

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Uhren mit Stahlband sind stilvoll verpackt – diese Tasche aus Echtleder italienischer Fertigung macht sich im Alltag sehr gut als kleine, praktische Aktentasche für Tablet und Co. ©DuBois et fils

Als Werk nutzt DuBois je nach Modell remontierte Bestände aus der Geschichte des Unternehmens – dabei sind Kaliber wie das ETA 2892-A2 mit verschiedenen Modulen – oder historische Kaliber verschiedener Hersteller. Ein Werk von Revue Thommen wird – komplett aufbereitet und in einmaligem Design – genutzt. In der Jubiläumsuhr zum 230. Geburtstag kommt ein Handaufzugwerk von Record zum Einsatz. Sämtliche Brücken und Kloben wurden neu angefertigt, die Gestaltung ist sehr hochwertig. Ein langer Rückerzeiger setzt ein optisches Highlight. Genfer Streifen sucht man vergebens – zu normal für eine besondere DuBois et fils.

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Mit dem DBF Cal. 100 beginnt Thomas Steinemann die Fertigung eigener Werke auf historischer Basis – hier ein Revue Thommen GT 52 im einmaligen DuBois-Outfit. ©DuBois et fils

Mittlerweile hat sich die älteste Uhrenfabrik der Schweiz neu etabliert und platziert, die Fangemeinde ist über die letzten Jahre gewachsen. Zumal Thomas Steinemann von einem Effekt profitiert: Die Menschen mögen wieder exklusives unter weniger bekanntem Namen mehr als Uhrenmarken, die in Masse gefertigt werden und deutlich öfter an Handgelenken zu sehen sind. Da ist es eine Ehre, einer der „Nomads of Time“ zu sein. Viele Nomaden fliegen dabei extra in Basel ein, wo die Verwaltung von DuBois et fils untergebracht ist, und nutzen die Chance, „ihre“ Uhr aus den Händen des Chefs persönlich entgegenzunehmen. Das bieten wenige Hersteller. Die Seriennummer, soweit verfügbar, kann man sich im Online-Shop der Marke aussuchen. Weltweit führen zudem einige Händler bereits Uhren von DuBois et fils und sind damit ebenso an das innovative Shopsystem angeschlossen. Markierte Uhren liegen bei den Händlern weltweit und können mit einem Mausklick dort reserviert werden.

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3 Kommentare

  1. Die Älteste Uhrenmanufaktur ist es definitiv nicht… 😉

    1. Deswegen nutze ich den Begriff „Manufaktur“ in meinem Bericht auch nicht. Es ist, und das wurde laut Hersteller juristisch geprüft, die älteste UhrenFABRIK der Schweiz. Der Unterschied ist also vorhanden, zumal DuBois ohne Unterbrechungen seit damals Uhren unter diesem Namen vermarktet.

  2. Habe eine solche Simpleuhr geerbt, vielleicht noch in wenig kleiner als die moderne Record 662. Sehr schmales Armband, sehr schoen. 30er oder 40er. Auf der Rueckseite die vierstellige Nummer 5678.

    Irgendwer aus Ungarn bietet irgendwo zwei sehr nette 60s oder 70s Teile fuer unter 250 Euro an. Raumschiff Enterprise. Ich wuesste gerne mehr ueber die Produktion und ihr Ende oder nicht vor der Uebernahme. Wenn die Record 662 eine typische schweizer Uhr war, dann sind es diese auch.

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