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Review: Ares Glashütte – Racing und Nightflight

Über die vergangenen Monate hat sich eine Microbrand-Routine eingeschlichen. Werk von Miyota oder Seiko, Stahl, Saphir, 379 €, +/- 100 Euro. Punkt.

Und dann gibt es aber noch Ausnahmen, die mich daran erinnern, was der Beruf Uhrmacher tatsächlich hervorbringen kann: Nämlich mehr als nur die Messung der Zeit, die man heute problemlos auch per Smartphone vornehmen kann. Glashütte gilt indes als der heilige Gral deutscher Uhrmacherei, und mitten in Glashütte sitzt ein Unternehmen, das eigentlich in klassischer Lohnfertigung Glashütter Wertschöpfung in Form von Einzelteilen und ganzen Uhrwerken verkauft. Unter der Leitung von Donat Kornagel, Inhaber von DoKo Feinmechanik, sind die beiden Modelle Ares Racing und Ares Nightflight geboren worden.

Die Ares Glashütte Racing. © Thomas Gronenthal

Beide Uhren fallen aus dem Rahmen. Von vorne sind die Zifferblätter kräftig bunt, von hinten ist Uhrmacherei zu sehen, die klassischer und feiner nicht sein könnte. Dabei kokettieren die beiden Uhren mit Tradition ebenso wie mit der Moderne. Das Gehäuse der Racing ist aus gebürstetem, beidseitig verschraubtem Edelstahl, der Durchmesser beträgt 42 Millimeter bei einer Höhe von geringen 9,5 Millimetern. Damit trägt sich die Uhr sehr angenehm. Beide Gläser sind aus Saphir, das Frontglas ist entspiegelt. Die Wasserdichte beträgt 50 Meter, passend dazu ist das Lederband an einer Doppelfaltschließe ebenso wasserfest. Die Verarbeitung ist hochklassig.

Die Ares Glashütte Nightflight – ein blau zum verlieben! © Thomas Gronenthal

Perfekte Ablesbarkeit auch im Dunkeln. © Thomas Gronenthal

Ein optischer Kracher ist das Zifferblatt. Bei der Racing dominieren rot und orange auf schwarzmattem Untergrund, das Layout ist stark an einer Fliegeruhr orientiert. Erst beim genauen Hinsehen fällt auf, das die Zeiger unterschiedlich gestaltet sind. So ist die Unterscheidung wesentlich erleichtert. Klar ist: Diese Zeiger stammen nicht von der Stange, die individuelle Form und der Anschnitt sprechen eine klare Sprache. Das klappt auch im Dunkeln: Luminova macht die Uhr auch im Dunklen zu einem vertrauensvollen Partner.

Die Qualität des Zifferblatts ist außerordentlich. Nicht nur der überlappende Druck, auch der Auftrag der Leuchtmasse und die Lackierung sind makellos.

Details wie offene Ziffern und der angeschnittene Zeiger zeigen die Liebe zum Detail. © Thomas Gronenthal

© Thomas Gronenthal

© Thomas Gronenthal

Wahre Freude kommt beim Uhrwerk auf. Als Basis kommt das bewährte Unitas-Baumuster der ETA zum Einsatz, jedoch wurde jedes Einzelteil angefasst, verändert und komplett selber hergestellt. Passend trägt es mit DKF-S98 eine eigene Kalibernummer und ist ein Glashütter Manufakturprodukt. Es arbeitet mit 18.000 Halbschwingungen in der Stunde, die Gangreserve erstreckt sich über 50 Stunden nach Vollaufzug. Bei der Dekoration sind alle Register gezogen: Dreiviertelplatine mit Streifenschiff und polierten Fasen, von Hand finissierte, klassische Feinregulierung mit einem Schwanenhals, Glashütter Sonnenschliff auf Kron- und Sperrrad, beidseitig perlierte Grundplatine und von Hand polierte, gebläute Schrauben. Bei der Racing sind zudem alle Werkteile und Brücken von Hand vergoldet, während bei der Nightflight Rhodium aufgetragen wurde.

Rhodiniert statt vergoldet – und mit Schraubenunruh. © Thomas Gronenthal

Die Optik ist umwerfend, die Präzision auch. Selten war eine Gangprüfung so langweilig: Mit Abweichungen weniger als + 5 Sekunden pro Tag und Amplituden über 300 Grad bei Vollaufzug erschüttert nichts die Feinregulierung, die hier nicht nur optischer Natur ist, sondern auch konsequent von einem Uhrmacher benutzt wurde. Das rhodinierte Werk der Nightflight hat dabei noch eine winzige Nasenlänge Vorsprung: Dank einer Schraubenunruh mit Nivarox- 1A Spirale unterbietet es die Gangwerte der Racing noch um eine Sekunde, jeweils gemessen mit einer elektronischen Zeitwaage bei Vollaufzug.

© Thomas Gronenthal

Watchthusiast-Fazit:

Glashütte ist ein interessanter Ort, und es gibt hier mehr als die Pseudo-Glashüttisten wie Kronsegler oder Fabriken, die schon lange aus der Schweiz fremdgesteuert werden.

Donat Kornagel und sein Team sind fast das berühmte gallische Dorf inmitten der Uhrenstadt. Und dabei wurde alles richtig gemacht – das Design ist einzigartig und spannend, die Qualität ist über jeden Zweifel erhaben.

Limitiert sind die Uhren zudem schon durch ihren Hersteller, der im Kerngeschäft Komponenten und Werke für andere Glashütter Marken produziert. Da scheint der Preis von 4.998 Euro für ein handgefertigtes Produkt fast zu niedrig zu sein – verglichen mit den Massenprodukten mancher Schweizer Hersteller.

Ein weiteres Modell ist derzeit in Vorbereitung und soll noch weit mehr die Grenzen des Gewöhnlichen sprengen: Ich freue mich darauf.

Selbst die Garantiekarte ist Handarbeit. © Thomas Gronenthal

Seitenansicht der Ares Racing. © Thomas Gronenthal

 

 

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1 Kommentar

  1. Die Uhren haben ein fantastisches Uhrwerk, bei dem Zifferblatt würde ich mir noch etwas mehr wünschen.

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