Review & Test

Review: Sternglas Topograph Automatik

Vor einiger Zeit habe ich mein Augenmerk schon auf Sternglas gelegt – und die Automatik-Uhr des Hamburger Herstellers getestet. Das Design damals folgte recht streng den Regeln des Bauhaus. Laut Sternglas führte dies allerdings zu einer Auseinandersetzung mit einem anderen deutschen Uhrenhersteller dieses Designtypus. Damit war für den Sternglas-Gründer Dustin Fontaine klar: Das Design muss einen anderen Weg finden, um weiteren Konflikten mit dem Bauhaus-Platzhirsch aus dem Wege zu gehen.

© Thomas Gronenthal

Das Ergebnis ist der Topograph, und alles ist neu. Das Gehäuse, Zifferblatt und selbst die Zeiger wurden einer Kur unterzogen, auch das Uhrwerk ist ein anderes. Statt dem eher sehr bodenständig anmutenden Miyota 8215 ist jetzt ein Miyota 821A im Einsatz. Im Unterschied zum vorigen Werk verfügt es über einen Streifenschliff auf der Brücke und einen skelettierten Rotor, was die Optik bei der Rückansicht sehr aufwertet. Hinzu kommt, wie auch schon beim vorigen Modell, ein Werkhaltering aus Metall statt Kunststoff.

Das Gehäuse kommt, anders als die erste Sternglas-Automatik, sehr kantig daher. Es ist hoch – 10 Millimeter, streng zylindrisch, und die Bandanstöße sind nicht rund, sondern ebenso kantig. Das Gehäuse aus Edelstahl besteht aus drei Teilen – dem Glashaltering, dem Mittelteil und dem Boden, der mit sechs Schrauben befestigt ist. Die Verarbeitung ist gut, mancher Kante hätte etwas Feinschliff nicht schaden können – was aber beim Tragen der Uhr nicht auffällt oder stört. Was verwundert sind die Gravuren auf dem Boden: Sie sind in einer Größe, die mit bloßem Auge kaum lesbar ist. Das gilt allerdings auch für die Gravur auf dem Rotor – auch hier ist eine Sehhilfe dringend angeraten.

Die Gravuren sind in Mikroschrift. © Thomas Gronenthal

Beim Blick auf das Zifferblatt fallen viele Zahlen ins Auge. Neben jeder Stunde sind auch die Minuten von 1 bis 60 nummeriert und auf den schrägen Zifferblattring gedruckt. Eine klassische Minuterie mit Teilstrichen alle halbe Sekunde gibt es noch dazu. Auf sechs Uhr finden sich noch ein paar Informationen wie die Größe – 42 Millimeter – ein Verweis auf das Automatikwerk und das verbaute Saphirglas, das sogar entspiegelt wurde. Im Vergleich zu der minimalistischen ersten Automatik von Sternglas sind das enorm viele Informationen. Die Nummerierung von 1 bis 60 wäre nicht nötig gewesen, es wirkt ein wenig, als sei man bei Sternglas auf der Suche nach einer neuen Formsprache über das Ziel hinaus. Hinzu kommt eine weitere Schwierigkeit: Die Ablesbarkeit der Zeiger. Sekunden- und Minutenzeiger sind nahezu identisch in Länge und Dicke. Ein schneller Blick auf die Uhrzeit kann daher trügen – erst wenn die Zeigerbewegung wahrgenommen wird, ist klar, welcher Zeiger welche Information gibt.

Das Uhrwerk bietet kaum Überraschungen – die Miyota-Familie ist für robuste Konstruktion bekannt. Die Gangwerte sind alltagstauglich, aber kein Chronometer. Auf der Zeitwaage zeigt das 821A die typischen Lageschwankungen, das Gangergebnis fällt mit Schwankungen zwischen plus 15 Sekunden / 24 Stunden und minus fünf Sekunden gemischt aus.

© Thomas Gronenthal

Watchthusiast-Fazit:

Der Topograph von Sternglas ist ohne Zweifel eine eigenständige Uhr geworden, und hat wenig mit dem ersten Automatikmodell zu tun. Wie bei vielem im Leben macht Gefallen schön – und das gilt sicher auch für die doppelte Skalierung des Zifferblattes. Die gute Verarbeitung und Auswahl hochwertiger Komponenten wie das doppelt entspiegelte Saphirglas machen die Uhr insgesamt wertig. Das Preisschild: 329 Euro. Das liegt im mittlerweile üblichen Rahmen für eine Uhr von einem Microbrand. Ein bisschen wünsche ich mir aber im Hinterkopf noch, das Sternglas die Entwicklung eigener Designs noch weiter vorantreibt und eine Formsprache einbringt, die nicht zwischen den Welten wandelt, sondern der Marke ein langfristiges Profil verleiht. Bis dahin bietet aber auch der Topograph ehrlichen Wert fürs Geld – denn Gefallen macht schön.

Wer sich eher für das minimalistische Design interessiert, hat noch eine Sternglas-Alternative: Die Zirkel. Wie der Name schon sagt, ist diese Uhr eher geometrisch und stilsicher. Sie teilt sich das neue Gehäuse mit dem Topographen, verzichtet aber auf das Rehaut mit Sekundenskalierung. Zudem kostet sie etwas weniger – für 299 Euro ist diese Uhr beim Kunden am Handgelenk.

© Sternglas

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