Review & Test

Test: Constantin Weisz Bullhead Chronograph

Mein persönliches und professionelles Verhältnis zu Uhren aus dem Teleshopping ist gespalten. Bei allem Unterhaltungswert, den die Sendungen meist haben, sind die Uhren den Kaufpreis – selbst mit allen Anpreisungen und fallenden Preisen à la 1.2.3.tv – kaum wert. Umso überraschter war ich über das Angebot der Marke Constantin Weisz, eine Uhr der Marke zu testen.

Die Marke zählt zu den Ältesten im Teleshopping und ist seit mehr als zehn Jahren aktiv. Mit besonderen Editionen mit seltenen, mechanischen Vintage-Uhrwerken aus der Schweiz oder Zifferblättern aus Oldtimerteilen hat die Marke in der Vergangenheit bereits gezeigt, das dahinter die Leidenschaft für schöne Uhren und nicht nur schnöden Umsatz steht.

Farben und Formen der 70ies – die Constantin Weisz Bullhead. © Thomas Gronenthal

Die Testuhr ist optisch ein Klassiker – eine Bullhead, angelehnt an das Design von Seiko aus den 1970er Jahren. Damals sollten die oben liegenden Drücker und die Krone an Stoppuhren aus dem Sport erinnern, die Optik wiederum gab den Uhren den Namen Bullhead.

Retro ist immer noch in – neben Omega haben auch viele anderen Marken erst auf der Baselworld gezeigt, das der Trend noch voll lebendig ist. Diese Uhr zitiert zudem das Vorbild sehr detailliert. Auf den ersten Blick ist damit sichtbar, das diese Uhr keine der üblichen Baukastenmodelle ist, das so oder ähnlich auch mit zahlreichen anderen Markennamen zu bekommen ist. Tatsächlich wurde die Uhr auch in Deutschland endmontiert und darf daher das „Made in Germany“ auf dem Zifferblatt tragen. Zunächst die technischen Daten:

  • Gehäuse (Durchmesser ca. 43 mm) sowie Armband Edelstahl massiv,
  • Saphirglas, entspiegelt,
  • Automatik-Werk von SeaGull, Kaliber ST1940,
  • Chronograph mit Schaltrad,
  • Glasboden,
  • Wasserdicht 5 ATM

Typisch für die Bullhead: Krone und Drücker auf 12 Uhr. © Thomas Gronenthal

Hinzu kommt eine Limitierung auf 199 Stück – die Uhren sind eigens einzeln nummeriert. Auf den ersten Blick machen Gehäuse und Armband einen soliden Eindruck. Das Gehäuse ist sorgfältig poliert, am unteren Bandanstoß findet sich ein Strahlenschliff im Edelstahl. Boden- und Deckglas wurden sauber eingepasst, beim Deckglas weiß vor allem die polierte Fase und die leichte Wölbung zu gefallen. Das Armband besteht ebenfalls aus massiven Edelstahlgliedern, die gebürstet und poliert sind. Auch hier folgt Constantin Weisz dem Vorbild aus den 1970er Jahren präzise. Die damalige einfache Blechfaltschließe ist allerdings einer wertigen und satt schließenden Drückerfaltschließe gewichen. Insgesamt gibt es kaum Kritik anzubringen – lediglich bei der Bearbeitung der Kanten hätte noch etwas Sorgfalt aufgewendet werden können.

Das Zifferblatt gehört zu den Schmankerln der Uhr. Es besteht aus zwei Lagen, die weißen Totalisatoren sind dadurch vertieft abgesetzt. Die obere Lage ist mit Sonnenschliff versehen und in Blau lackiert – gut verarbeitet und im Sonnenschein ein Genuss. Die aufgesetzten Index-Blöcken sind mit einem roten Lackakzent versehen: Zudem leuchten Indexe und Zeiger nach, zum ablesen der Zeit in der Dunkelheit ist es absolut ausreichend. Die Zeiger hätten allesamt einen halben Millimeter länger ausfallen können. Die Lünette trägt eine Einlage aus Aluminium mit einer Tachymeter-Skala.

Das SeaGull ST 1940 mit Schaltradsteuerung. © Thomas Gronenthal

Knackige Drücker

Als Uhrwerk verwendet Constantin Weisz ein SeaGull ST1940. Es basiert auf dem SeaGull ST 19, einem Handaufzug-Werk mit Schaltradchronograph. Wer das Werk kennt, weiß auch um seine Ahnen: In den 1960er Jahren verkaufte die Schweizer Venus, eine Werkefabrik, die Pläne und Anlagen für ein Uhrwerk nach China. Dort wurde aus dem Venus 175 zunächst das SeaGull ST3, und nach einer großangelegten Modernisierung das ST 19. Mittlerweiler ergänzt mit dem ST 1940 eine Variante mit automatischem Aufzug die Werkefamilie. Es gehört zu den besten und auch teuersten Werken chinesischer Fertigung und wird dementsprechend selten nur verbaut. Und tatsächlich, auf der elektronischen Zeitwaage zur Messung der Ganggenauigkeit schlägt sich das Uhrwerk sauber. Es weicht zwischen + 6 und + 9 Sekunden Vorgang am Tag ab, die Amplitude bei Vollaufzug liegt bei 310 Grad. Der Abfallfehler ist mit 0,2 ms ebenfalls gut reguliert. Das Uhrwerk ist zudem verziert – der Rotor trägt eine Perlierung, verschiedene Brücken und Kloben einen Streifenschliff. Die Schraubenköpfe wurden gebläut – allerdings nicht thermisch. Im Gehäuse befestigt ist das Uhrwerk mit einem massiven Werkhaltering aus Metall.

Im Bild der automatische Aufzug und die Unruh des SeaGull-Werkes, sichtbar ist ebenso der massiver Werkhaltering aus Metall. © Thomas Gronenthal

Echte Freude kommt bei der Nutzung des Chronographen auf: Nicht nur bleiben die Gangwerte stabil gut bei eingeschaltetem Stoppwerk, sondern alleine die Betätigung der Drücker macht Freude. Knackig und präzise rasten sie, das kann auch ein Valjoux 7750 nicht besser. Start, Stopp und Nullstellung arbeiten einwandfrei, ebenso der Handaufzug sowie die Zeigerstellung über die nicht verschraubte Krone.

Das Basiswerk SeaGull ST 19 mit Handaufzug. © Thomas Gronenthal

Preis-Leistung?

Die Preisempfehlung für die Constantin Weisz Referenz 16S016CW beträgt 399 Euro. Dafür bekommt der Kunde eine Menge Uhr in ungewöhnlicher Form, die nicht der durchschnittlichen Teleshopping-Ware entspricht. Massiver Edelstahl, ein entspiegeltes Saphirglas, ein hochwertiges SeaGull-Automatikwerk mit seltener Schaltradsteuerung für die Chronographenfunktionen und dazu ein Design, das extrem selten zu finden ist. Nicht nur das Gehäuse im Bullhead-Design, auch das Armband im sogenannten Fishbone-Design der Seiko-Chronographen der 70er machen die Uhr sportlich und edel. Eine Daniel Wellington, komplett in China gefertigt und mit billigstem Quarzwerk, kostet knapp 200 Euro. Oder eine Ingersoll Wells Fargo, die ebenfalls das SeaGull ST 19 als Werk nutzt – aber nicht in Deutschland montiert wird und dennoch 398 Euro kostet….

Watchthusiast-Fazit:

Meine Einstellung zu Uhren aus dem Teleshopping muss ich mit einer Ausnahme korrigieren. Nach vielen enttäuschenden Uhren ist die Constantin Weisz ein Lichtblick. Natürlich sind Komponenten wie das Uhrwerk aus Asien – bei einem Preis von 399 Euro ist das auch kaum anders möglich. Doch die Auswahl und Qualität der Bauteile ist hochwertig, der Zusammenbau erfolgt in Deutschland. Ob also als Sommeruhr oder als ausgefallene Alltagsuhr – die Bullhead von Constantin Weisz ist mehr als nur eine Überlegung wert. Und die Marke kann getrost im Auge behalten werden.

Drücker-Faltschließe des massiven Stahlbandes. © Thomas Gronenthal

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6 Kommentare

  1. Ja, das ist doch wirklich mal eine schöne Uhr für jeden Bullhead-Fan.
    Wäre eine Überlegung wert.

  2. Ich bin Sammler von CW Uhren und bin von dieser sehr angetan! Ich besitze 50 Stück der Marke und es sollen noch mehr wegen. Bin auch kein Fan aus dem Teleshopping (Uhren).CW hat das geändert!

  3. kein Uhrmacher für diese Uhren in aachen nur in Köln habe 3 Uhren defekt

    1. Aus meiner Erfahrung heraus ist der Service sehr schnell und freundlich. Und die Entfernung zwischen Aachen und Köln ist nicht wesentlich, zudem gibt es die Post, die sich gerne dieser Herausforderung annimmt.

      Cheyron GmbH
      Auf dem Brand 3
      50996 Köln
      Tel: +49 [221] 398954-0

  4. Ein wunderbares Stück „Zeitgeschichte“, wie man es von CW gewohnt ist. Auch mein Eindruck ist es, CW nicht mit anderen „Teleshoppingkloppern“ zu vergleichen zu können. Andere CW-Uhren haben übrigens auch legendäre Vintage-Werke oder sehr hochwertige.
    Was ich immer wieder faszinierend finde, dass sämtliche Uhrmacher die Finger von CW lassen, und dass es sogar Uhrmacher gibt, die eine Liste mit Uhrenherstellern haben, deren Uhren sie nicht reparieren!!! Ich jedenfalls bin mit dem Service von CW super zufrieden, da ich auch schon einmal eine defekte Uhr hatte. Da kam prompt eine zusätzliche Uhr ins Haus – als Geschenk!!! Auch eine längst vergriffene Uhr hat CW mir besorgen können, das ehemalige Ausstellungsstück der Website.
    Also: gute Marke, gute Uhren, alles gut.

  5. Da ich Deutscher bin, sehe ich gerne ‚made in germany‘ draufgedrückt stehen.
    Nun eben noch mehr wegen der Tatsache heute im londoner Grossbereich zu leben.

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