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AllgemeinNeues aus der Uhrenwelt

Inhorgenta 2020: Top 3-Neuheiten

Die Fachmesse Inhorgenta hat sich unter der Projektleitung von Stefanie Mändlein neu und erfolgreich positioniert. Dementsprechend steht die Messe in München auch jedes Jahr im Watchthusiast-Messekalender – und manche Neuheit versüßte den Messebesuch. Hier unsere persönlichen Top 3 sowie ein Messebericht des Watchthusiast-Teams.

© Thomas Gronenthal

Top 1-Neuheit

Sinn goes Heuer: 1967 entwickelte Heuer im Auftrag der Bundeswehr einen Chronographen, der auf den Einsatz bei Piloten ausgerichtet war. Der „Bundeswehr-Chronograph“ zeichnet sich durch hervorragende Ablesbarkeit und einfache Bedienung aus. In den 1980er Jahren kaufte der Uhrenunternehmer Helmut Sinn ausgemusterte Bestände der Bundeswehr auf und verkaufte sie nach zuvor erfolgter Überarbeitung wieder. Einen Teil dieser Uhren versah er mit neuen Zifferblättern, die den „Sinn“-Schriftzug zeigen.

© Sinn Spezialuhren

Während originale Uhren zwischen 3.500 und 5.000 Euro kosten, bietet Sinn für 2.590 Euro eine nagelneue Uhr, die neben der perfekten Ablesbarkeit und dem klassischen Design des Heuer-Chronographen auch ein hochwertiges Gehäuse mit vierfach verschraubtem Boden, ein Acrylglas und – noch alltagstauglicher als ein Handaufzugwerk – ein Sellita SW 510 Automatikwerk beinhaltet.

Die Sinn 158 ist eine gelungene Re-Interpretation, der Alltagstauglichkeit zuliebe wurde eine Datumsanzeige auf sechs Uhr integriert. Eine schöne Uhr zu einem angemessenen Preis!

Top 2-Neuheit

Abraham-Louis Perrelet, geboren 1729 in Neuchâtel, galt als einer der größten Schweizer Uhrmacher und Erfinder. Als Sohn eines Landwirts und Zimmermanns baute er bereits früh technische Komponenten für Uhrmacher in der Gegend um Le Locle. Nach seiner Ausbildung zum Uhrmacher beschäftigte er sich mit der Verbesserung der Ganggenauigkeit von Uhren und verbaute in seinen Taschenuhren unterschiedlichste Hemmungen wie Ankerhemmung und Duplexhemmung.

© Perrelet

Die Uhrenmarke, die seit 1777 Bestand hat, lag im Dornröschenschlaf. Anfang der 90er Jahre wurde Perrelet wiederbelebt und brachte schöne Uhren mit ETA-Kalibern und einem doppelten Rotor auf den Markt. Dabei wurde nicht nur ein Rotor unter dem Gehäuseboden benutzt, sondern auch ein kleinerer rund um die Zeigerachse auf dem Zifferblatt.

© Perrelet

Danach folgte eine erneute Pause, die sich erst jetzt zumindest für den deutschen Markt klärt. Und die Uhren sind interessant – verzichten sie doch völlig auf Uhrwerke der ETA, sondern nutzen Soprod-Kaliber. Der Grund ist einfach: Soprod und Perrelet gehören beide zur Festina-Gruppe aus Spanien. Die Uhrwerke sind derweil exklusiv von Soprod für Perrelet gefertigt und nicht in anderen Uhren zu haben.

Die Uhren selber gefallen durch interessante Details, eine hochwertige Qualität, zumal sie außergewöhnlich sind. Mit Preisen von über 5.000 Euro sind die Uhren leider kein Schnäppchen.

Die Turbine: Das Zifferblatt ist einer Flugzeugturbine nachempfunden und rotiert. Ein interessanter Effekt, der für Gesprächstoff sorgt. © Thomas Gronenthal

Top 3-Neuheit

© Thomas Gronenthal

Askania: Eine Neuheit der Berliner Marke zur Inhorgenta gefällt wirklich gut. Die Fliegeruhr ist groß, und dabei flexibel als Armbanduhr oder sogar Tischuhr zu nutzen und folgt präzise dem Design einer Askania-Borduhr. Als besonderer Gag ist die Uhr in einer Kapsel mit einem Bajonettverschluss in einen Rahmen eingesetzt. Mit einem Dreh am Gehäuse kann man die Uhr auch auf ein Tischgehäuse setzen: Ein toller Kniff, und neben dem hervorragend gearbeiteten Gehäuse mit Lünette aus 18 Karat Gold, Korpus aus Titan und Edelstahl ist auch das Werk eine Schau. Ein umfassend überarbeitetes ETA-Unitas kommt zum Einsatz.

Als Tischuhr auch eine Schau. © Thomas Gronenthal

Im Übrigen trägt sich die Uhr hervorragend – trotz der enormen Größe schmiegt sich das gebogene Untergehäuse an das Handgelenk. Ein wirklich interessantes Stück Uhrengeschichte, neu geschrieben.

© Thomas Gronenthal

Umfassend überarbeitet: das ETA-Unitas-Werk. © Thomas Gronenthal

Natürlich sollen auch die anderen Hersteller Erwähnung finden – Sternglas überraschte beispielsweise mit der ersten Swiss Made-Uhr mit einem Schweizer Uhrwerk, Ebel zeigte ebenso Präsenz wie Junghans und viele weitere. Insgesamt war die Uhrenhalle A.1 spannend und abwechslungsreich!

Watchthusiast auf dem Podium

Für den Zentralverband Uhren und Schmuck moderierte Watchthusiast-Gründer Thomas Gronenthal auf der diesjährigen Inhorgenta eine Podiumsdiskussion. Das Thema:

Plagiate – Wenn der Schein trügt! – Vom kopierten Design bis zum gefälschten Uhrwerk – ist die Branche machtlos?

Die Talkgäste waren Simone Richter, Leitung Marketing / Kommunikation und Prokuristin Sinn Spezialuhren, Thomas Struck, langjähriges Vorstandsmitglied des Zentralverband des Deutschen Pfandkreditgewerbes e.V. und amtierender Vorsitzender des Pfandkreditverband Nord e.V. sowie Mitinhaber der Leihhaus Friedrich Werdier KG mit sieben Niederlassungen, Boris Pjanic, Blogger, Uhrenhändler und Experte für Luxus- und Vintageuhren, sowie Frau Dr. Aliki Busse, juristische Beraterin der Aktion Plagiarius und Fachanwältin für Gewerblichen Rechtsschutz.

Von links nach rechts: Thomas Gronenthal, Thomas Struck, Boris Pjanic, Simone Richter, Dr. Aliki Busse. © Michael Wegmann

Mit einem Souvenir aus China konnte Simone Richter das Publikum erstaunen. In einem Plastik-Kinderwecker verbarg sich eine in China bestellte Sinn-Fälschung der U-Taucheruhr. Der Zoll ließ die gefälschte Uhr so ins Land, und gleichzeitig steht es als Symbol für eine wachsende Gefahr durch Fälschungen. Und das Beispiel Sinn zeigt, das nicht nur Rolex-Uhren gefälscht werden, sondern nahezu alle Marken davon betroffen sind. Dies bestätigte auch die Rechtsanwältin Dr. Aliki Busse, die mit dem Plagiarius jedes Jahr den „Oscar für Produktfälscher“ vergibt. Und Uhren gehören auch zu Preisträgern – „gefälscht wird aber alles, wirklich alles“, so die Fachanwältin.

Auch im Pfandgewerbe spitzt sich die Situation zu, so Thomas Struck. Nicht selten wird versucht, eine gefälschte Uhr als Pfand einzureichen. Die Gefahr ist doppelt, denn einerseits gibt das Pfandhaus mehr Geld für die Uhr als sie wert ist, und bei einer eventuellen Pfandversteigerung einer Fälschung leidet das Image des Unternehmens.

Im Vintage-Bereich ist das Erkennen durch die Mischung von echten und gefälschten Bauteilen noch schwerer, berichtete Boris Pjanic. Bereits einzelne, gefälschte Komponenten wie das Zifferblatt können den Wert einer Uhr enorm nach oben beeinflussen. Aber auch Zubehör wie Papiere werden nachgefertigt oder angepasst, um aus einer einzelnen Uhr ein wertvolles Full-Set zu machen.

Der Tenor der Diskussion: Es ist nicht nur schwer, Rechtsverletzungen bei Uhrenfälschungen seitens des Herstellers zu verfolgen, auch im Zweitmarkt ist die Situation für Uhrenkäufer nicht einfach. Eine vertrauenswürdige Quelle, ein Preis, der kein Misstrauen aufgrund seiner geringen Höhe weckt, und eine schlüssige Geschichte von einem seriösen Verkäufer sind mehr wert als ein schneller Sparerfolg.

mw

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