Review & Test

Review: Beaubleu Klein Blue Brio

Jede Woche finden sich ähnliche Nachrichten zu neuen Kickstarter-Kampagnen in unserem Posteingang. Der Wortlaut fällt meist immer sehr ähnlich aus: „unique“, „high-quality“, „affordable“ – das sind die Keywords, mit denen die Microbrand-Manager arbeiten.

Und dann taucht dazwischen eine Perle auf, eine Perle wie Beaubleu. Prototypen der Uhr aus Paris gibt es schon, einen davon durfte das Watchthusiast-Team einer Review unterziehen. Die Kickstarter-Kampagne läuft, und noch können sich Uhrenliebhaber aus aller Welt an dem Projekt beteiligen. Werfen wir einen Blick auf das „schöne Blau“ der Beaubleu Klein Blue Brio aus der Rive Droite-Kollektion mit ihrem ungewöhnlichen Design: Die Zeiger für Stunde, Minute und Sekunde sind kreisförmig, das Gehäuse ist skelettiert. Auch die Oberflächen wissen zu gefallen und weichen vom üblichen Standard ab: Die Lünette des Gehäuses aus Edelstahl ist matt gestrahlt, der Rest poliert. Der Boden ist mattiert und mit einem Sichtglas versehen. Die gesamte Uhr weicht deutlich vom Standard der Microbrands ab und reiht sich damit in die Oberliga der kleinen, aber feinen Marken ein.

Was für ein schöner Anblick: Kreisförmige Zeiger, aufwendig gestaltetes Gehäuse und dazu dieses Blau. © Thomas Gronenthal

Die Bandanstöße sind skelettiert, das Uhrwerk sitzt mit der Lünette in einem Zylinder. Die beiden Seitenteile mit dem Bandanstößen sind an diesem Zylinder verschraubt, der Boden mit aufwendiger Gravur wird von hinten mit vier Schrauben aufgesetzt und verdeckt sowohl die verschraubten Seitenteile wie auch die doppelte O-Ring-Dichtung.

Extrem aufwendig gefertigtes Gehäuse. © Thomas Gronenthal

Das Gehäuse ist ohne Zweifel aufwendig verarbeitet und sehr sauber gefertigt. Die Details gefallen, ebenso die Proportionen. Der Durchmesser beträgt moderate 39 Millimeter und macht die Beaubleu zu einer idealen Unisex-Uhr für Damen und Herren. Die Höhe des Gehäuses aus Edelstahl 316L beträgt 9,4 Millimeter und wirkt sehr flach. Das Deckglas besteht aus gewölbtem und entspiegeltem Saphirkristall. Das Gesicht der Uhr – das aufwendige Zifferblatt – ist tiefblau und mit einem leichten Sonnenschliff versehen. Der Lackauftrag ist ebenmäßig, der Stundenring ist in weiß aufgedruckt und korrespondiert im Durchmesser mit dem kreisförmigen Stundenzeiger. Alle fünf Minuten findet sich ein silberner Index außen, auf das Zifferblatt appliziert. Der Sekundenzeiger ist blau. Beeindrucken ist der flüssige Lauf – aufgrund der Zeigerform als Kreis ist die sonst übliche leichte Stotterbewegung nicht wahrnehmbar – der Zeiger scheint zu fliegen.

Schönes Detail: Die Zeigermitte ist bei allen drei mit demselben Durchmesser. Auch die Zeiger sind top verarbeitet und machen gemeinsam mit dem Zifferblatt den Charakter der Uhr aus: Pariser Chic, kombiniert mit hoher Qualität.

Das skelettierte Gehäuse setzt Akzente, die Krone ist mit dem Markenlogo graviert. © Thomas Gronenthal

Wasserdicht ist die Beaubleu bis 30 Meter – das Lederband mit Krokoprägung lädt auch nicht zu Tauchgängen ein. Am Gehäuseanstoß misst es 20 Millimeter, an der Doppelfaltschließe allerdings nur 16mm. Hier würde ich mir persönlich eher eine Breite von 18 Millimetern wünschen, um das Band nicht so schmächtig aussehen zu lassen.

Der gravierte Boden wird mit vier Schrauben gehalten, wasserdicht ist die Uhr bis 30 Meter. © Thomas Gronenthal

Als Antrieb bei allem Pariser Chic allerdings greift die Beaubleu auf robuste Mechanik aus Japan zurück. Das Miyota 9015 ist ein modernes Automatikwerk aus dem Citizen-Konzern mit einer Schwingfrequenz von 28.800 A/h und 24 Lagersteinen aus künstlichem Rubin. Die Gangreserve beträgt 42 Stunden. Mit Genfer Streifen ist das Uhrwerk ansehnlich dekoriert, der Rotor wurde mit einem lasergravierten Markenlogo von Beaubleu versehen. Die Gangwerte des Prototypen waren einwandfrei – ein leichter Vorgang in allen Lagen von weniger als zehn Sekunden, hohe Amplituden von 290 Grad bei Vollaufzug sprechen für eine gute Regulierung. Das Uhrwerk sieht eine Anzeige des Datums vor, die allerdings nicht genutzt wird. Damit ergibt sich eine „Ghost Position“ der Krone in der ersten Rastposition. Unter dem Zifferblatt scheint also   – mit dem Effekt, das die Krone zwar in die Position der Datumskorrektur rastet, aber zwei Rastpositionen bietet.

© Thomas Gronenthal

Watchthusiast-Fazit:

Wie immer sparen wir uns das Preisschild bis zum Ende auf. 480 Euro kostete das Ambassador-Pack bei Kickstarter, in dem eine Uhr enthalten ist. Für 520 Euro ist das Super Early Bird-Paket zu haben. Und die blanken Zahlen sprechen für sich: Gesammelt werden sollte bis zum 4. April 2020 die Summe von 42.000 Euro, am Ende der Kampagne standen mehr als 120.000 Euro von 240 Unterstützern.

Jetzt kann man die Uhr auch ganz normal kaufen – zum Preis von 790 Euro. Das ist schon etwas sportlicher in Anbetracht des Massenwerkes, das nicht aus der Schweiz stammt. An ein paar wenigen Details könnte der Hersteller noch arbeiten, um die Wertigkeit noch weiter zu erhöhen – darunter der Rotor, der beispielsweise PVD-beschichtet werden könnte. Insgesamt dennoch eine wunderschöne Uhr, die ein wenig Poesie in den Fluss der Zeit bringt und am Handgelenk eine sehr gute Figur macht. Und tatsächlich ist diese Uhr „unique“, „high quality“ und auch noch „affordable“. Merci, Paris!

 

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