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Review: Omega x Swatch „Moonswatch“ Mission to the Sun

Die Geschichte schlug ein und sorgte für lange Schlangen vor den Swatch-Boutiquen in der Welt: Omega und Swatch, beides Unternehmen der Swatchgroup, gehen eine Partnerschaft ein und bauen zusammen die Moonswatch. Das Design: Ist bekannt – die Omega Speedmaster, die erste Uhr auf dem Mond, geht eine Kombination mit poppigen Farben und statt Mechanik mit einem preiswerten Quartzwerk ein. Durch die enorme Nachfrage bekommen die Uhren schnell Kultstatus und werden auch im freien Markt begehrt – bis zu 2.500 Euro zahlen Käufer, die sich nicht in die Schlange stellen wollen.

© Thomas Gronenthal

Vor mir liegt die „Mission to the Sun“, die Moonswatch in sonnigem Gelb. Das Gehäuse ist aus Biokeramik – anfühlen tut es sich wie schnödes Plastik, eben ganz wie eine gewöhnliche Swatch. Laut Swatch besteht es aus zwei Dritteln Keramik, und einem Drittel Kunststoffanteilen. Verglichen mit einem Vollkeramikgehäuse wird der Unterschied zumindest deutlich, sowohl im Gewicht wie auch in der Kratzfestigkeit. Ein Leichtgewicht ist die Uhr auch – 29 Gramm bringt sie auf die Waage. Zugegeben, die Farbe ist gut getroffen, und die Uhr wirkt frisch und poppig. Aber wie schlägt sich der Chronograph im Alltag?

© Thomas Gronenthal

Die Uhr kommt mit sechs Zeigern daher – Stunde, Minute, laufende Sekunde auf sechs Uhr, und Zehntelsekundenstopper auf zwei Uhr sowie ein 60-Minutenzähler auf zehn Uhr. Es stammt wohl aus der ETA G10-Familie. Die Gangwerte sind quartztypisch gut, über eine Woche gewann die Uhr wenige Sekunden. Die Uhrzeit lässt sich gut ablesen, die weißen Zeiger heben sich ausreichend gut vom gelben Zifferblatt ab. Ein Aber gibt es dennoch: Der Minutenzähler. Alle 5 Minuten ist eine Markierung, und das macht das präzise Ablesen von Stoppzeiten im Minutenbereich schwer. Warum hier keine Werkvariante mit 30-Minuten-Zähler genutzt wurde, ist unverständlich. So wird der Stoppzeitmesser allerhöchstens zum Schätzmesser.

© Thomas Gronenthal

Der Tragekomfort ist ein weiteres Kriterium: Wer das Velcro-Band aus der Box gefrickelt hat, bekommt direkt die zweite Freude. Das Anlegen. Das Armband ist steif und störrisch, gut liegt es erst nach einigen Tagen am Arm an. Das gilt allerdings auch nur für das lange Stück – das am unteren Bandanstoß montierte kurze Stück mag sich auch nach Tagen kaum wölben.

Kein Wunder also, das manch Moonswatch-Besitzer schnell auf ein Alternativband umrüstet. Dank einen Standardanstoß von 20 Millimetern ist das auch problemlos möglich. Das hochgewölbte Plexiglas ist kratzempfindlich, allerdings entspricht die Uhr damit dem Vorbild. Auch die Moonwatch von Omega trägt ein Hesalith-Glas und Polywatch-Polierpaste gehört für die Träger zur Standardausstattung.

© Thomas Gronenthal

Das Zifferblatt ist gestanzt, geprägt und bedruckt, auch die Zeiger sind gestanzt und bekamen keine Nacharbeit. Die Leuchtmasse ist im Dunkeln sichtbar, bricht aber keine Rekorde. Versprochen ist zwar „Sämtliche Stunden-, Minuten- und Sekundenzeiger des Chronographen sowie die Stundenmarkierungen sind mit Superluminova versehen und leuchten perfekt im Dunkeln“ – nach einigen Minuten aber ist nur noch die Zeit zu erahnen.

Die Leuchtkraft entspricht nicht dem versprochenen Standard von Superluminova. Das Foto entstand nach intensivem Anleuchten mit einer Halogenlampe. © Thomas Gronenthal

Interessant ist die Akustik: Das Werk tickt laut und vernehmlich, das Gehäuse bietet offenbar einen idealen Resonanzraum. Beim Einstellen fällt noch eine Besonderheit auf: Die Krone hat zwei Rastpositionen – in der letzten kann die Zeit eingestellt werden, die erste dient ausschließlich dazu, zwei der Stoppzeiger auf den Nullpunkt justieren zu können. Klar ist damit aber auch, dass dieses Uhrwerk wohl auch mit Datum zu haben ist – und auf den zusätzlichen Entwicklungsaufwand zum Verzicht auf diese „Ghost-Position“ verzichtet wurde.

© Thomas Gronenthal

Watchthusiast-Fazit:

250 Euro kostet die Moonswatch. Ist es das wert, um das Moonwatch-Design im Plastikgehäuse zu bekommen? Nein, ist es rational nicht. Es ist eine Swatch, und daran ändert auch das Design nichts. Ein normaler Swatch-Chronograph –  dann sogar mit Datum – kostet 120 Euro, also weniger als die Hälfte. Das ist dem Material und der Verarbeitung auch angemessen. Der Rest ist der Zusatzpreis für den Genuss, eine Kultuhr zu kaufen, die dank des künstlich knapp gehaltenen Vertriebskonzeptes auch nur in homöopathischen Dosen verkauft wird. Zumal die Haptik der Uhr bescheiden ist – wer sie aus dem Pappkarton ausgebaut hat, ist nicht selten erstaunt und wenig begeistert. Wer das aber alles zu überwinden weiß, wird mit der Uhr sicher glücklich.

Alternative in Stahl: Die Hommage von Pagani Design. © Pagani Design

Wer sich hingegen gerne das Design der Moonwatch an den Arm binden will, aber dafür nicht 250 Euro und ungezählte Fahrten zum Swatch-Store mit Wartezeit in der Schlange ausgeben will, hat Alternativen. Das Design der Moonwatch ist lange nicht mehr schützbar, daher ist der Nachbau durchaus legal. Ein Paradabeispiel dafür ist die Pagani Design PD-1701. Das Gehäuse ist aus Edelstahl ebenso wie das Band, die Uhr verfügt über ein Saphirglas und ein Chronographenwerk von Seiko Instruments, das Kaliber VK63. Aktuell kostet die Uhr bei Amazon 119 Euro – an anderer Stelle einen Zehner mehr. Mit 138 Gramm hat man in dem Fall auch das Gefühl, eine richtige Uhr zu tragen!

© Pagani Design

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3 Kommentare

  1. Ich war auch Teil der Schlangen – in drei Swatchstores habe ich mein Glück versucht und am Ende eine bekommen. Es ist die Mission to Mercury geworden. Ganz ehrlich: Eine Modeuhr, ganz großes Kino dafür. Das keramische Material, nun ja, fühlt sich billig an. Das Band ist um Welten schlechter als ein normales Nato-Strap. Und das Ticken der Uhr macht eine nächtliche Lagerung neben dem Bett unmöglich. Ich glaube, das war von Anfang an als Spekulationsobjekt und Hype-Uhr geplant, mehr nicht….

  2. Eigentlich ist das Ding ein Fake – nur legal produziert vom selben Mutterkonzern.

  3. I read your review in translations and probably did not get all details pretty well – but in general this watch is highly disappointing… It is a piece of plastic, colorful and that’s it.
    Not worth the price, especially compared to the common Swatch chronographs.

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