Von Gruppenbildung hat in der Schweizer und internationalen Uhrenbranche schon Tradition – und jetzt wächst noch eine weitere heran: Die im Mehrheitsbesitz einer Private Equity-Gesellschaft befindliche Uhrenmarke Breitling übernimmt die Schweizer Traditionsmarke Universal Genève. Die 1894 gegründete Marke gehört mit einigen Klassikern zu den Hidden Champions der Uhrenbranche, darunter die berühmten Tri-Compax-Chronographen und die Mikrorotor-Kaliber.
Historischer Bericht über die Polerouter von Universal Genève. © Breitling
Die wohl bekannteste Universal-Uhr der Nachkriegszeit war die Polerouter, entworfen von Gérald Genta, der später die Patek Philippe Nautilus und die Audemars Piguet Royal Oak designte. 1955 bekam diese Uhr das innovative Mikrotorwerk 215, das mit geringfügigen Änderungen und einer Namensänderung (1955 von Polarouter zu Polerouter) bis Ende 1969 produziert wurde.
1965 kamen die Modelle Golden Shadow und White Shadow auf den Markt und waren mit einer Höhe von nur 2,3 mm die dünnsten Automatikuhrwerke der damaligen Zeit. Dieser Rekord wurde bis 1978 gehalten. Angetrieben wurden die Uhren von dem Mikrorotorwerk Kaliber 2-66, das auch in zahlreichen anderen Luxusuhren seinen Dienst tat.
Das Kaliber 2-66 war damals das flachste Automatik-Uhrwerk. © Breitling
„Wir freuen uns sehr, sind uns aber auch voll und ganz der bevorstehenden Aufgabe und des profunden Erbes bewusst, das es zu bewahren gilt“, sagte Georges Kern, CEO von Breitling. „Universal Genève wurde einst als der Couturier der Uhrmacherei gepriesen und war für seine hauseigenen Kaliber und mythischen Modelle bekannt. Es ist eine Marke, von deren dauerhaftem Comeback Uhrenliebhaber schon lange träumen“, so Alfred Gantner, Mitbegründer von Partners Group und Vorsitzender des Verwaltungsrats von Breitling. „Eine Marke mit einer derart reichen Geschichte wiederaufzubauen, geht nicht von heute auf morgen – es ist akribische, hinwendungsvolle Arbeit, die in den kommenden Jahren vor uns liegt. Dazu wird ein engagiertes Team an Bord geholt, und Breitling und Universal Genève werden als eigenständige Maisons operieren“, erklärte Georges Kern.
Breitling-CEO Georges Kern. © Antoine Beu
Mit dieser Übernahme will Breitling der geschichtsträchtigen Marke neuen Glanz verleihen – verwurzelt in der Schweizer Tradition und dennoch zeitgemäß. „Dieses Revival ist ein Traum, der zu einer Vision geworden ist“, erläuterte Kern. „Es ist ein Weg, auf den wir uns mit höchstem Respekt und Engagement begeben, mit dem Ziel, Universal Genève wieder seinen rechtmäßigen Platz in der Uhrmacherei zurückzugeben.“
Übernommen wird die Uhrenmarke Universal Genève aus den Händen der Stelux-Gruppe, einem Finanzinvestor mit Sitz in Hongkong, der die Marke seit 1989 in seinem Besitz hatte.
Zumindest hat Universal Genève eine reiche Vergangenheit und einiges an Know-How im Bereich Uhrwerke – wenn auch tief verschüttet in der Historie. Bedingt durch die deutliche Präsenz der Stelux-Gruppe in Asien war auch dort in den letzten Jahrzehnten der Absatzmarkt von Universal zu finden – das wird sich jetzt sicher ändern. Es bleibt abzuwarten, was von der Zukunft dieser Marke aus dem Marketing oder der Uhrmacherei kommen wird.
