Neues aus der Uhrenwelt

Watches & Wonders 2024: Willkommen im Wahnsinn

Anders als bei anderen Bloggern ist das kein Live-Bericht: Zum einen tummeln sich auf der W&W nur die Uhrenmarken, bei denen Luxus und Glamour groß geschrieben werden. Und mir persönlich liegen doch eher die Uhrenmarken, die nicht nur einen feudalen Auftritt haben – sondern Persönlichkeit und Charakter. Da man aber darüber lange streiten kann – denn Gefallen macht schön – ein paar Impressionen aus dem Zentrum des horologischen Luxus.

Rolex Oyster Perpetual Deepsea in 18 Karat Gelbgold – 322 Gramm Gewicht sind dem Taucher vor allem beim Abstieg dienlich. © Rolex

54 Uhren- und Schmuckmarken sind in Genf präsent, darunter die ganz großen Namen: Rolex, Patek Philippe und Cartier – aber auch kleinere Nobelmanufakturen wie Lange & Söhne, Ulysse Nardin und Parmigiani. Überraschend: Aus Deutschland ist die Uhrenmarke Nomos präsent. Noch fast dieselbe Menge macht es sich etwas einfacher – und spart die enormen Geldmengen, die für einen Messestand gezahlt werden müssen. Sie mieten ein Zimmer oder eine Suite in einem der Genfer Hotels und laden Medien und Kundschaft dorthin ein.

Die neue Rolex Oyster Perpetual GMT-Master II in Oystersteel kommt mit einer neuen Lünette in schwarz-grauer Keramik. © Rolex

Die Branche steht derweil unter wachsendem Druck – auch wenn die Marken alles versuchen, diese Gedanken nicht aufkommen zu lassen. Dennoch postuliert selbst der Rolex-Chef Dufour: „2024 wird eine Herausforderung.“ Ähnliches berichten auch Uhrenhändler, deren Margen sinken bei gleichzeitig hohen Abnahmemengen, die von den Marken teilweise vorgegeben werden. Derweil steigt die Menge der Monobrand-Stores – die Markenboutiquen erlauben den Brands, die Handelsmarge selber einzustreichen.

Tudor bringt eine pinke pinke Version des Black Bay Chronographen. Edelstahl, 41 Millimeter Durchmesser, Chronografenkaliber MT5813 mit Siliziumspirale und einer Gangreserve von ca. 70 Stunden. © Tudor

Dennoch gab es einiges neues zu sehen in Genf – besonders gespannt waren die Fans auf die Neuigkeiten bei Rolex. Die Gerüchte schlugen hoch, welche Uhren eingestellt und welche vorgestellt werden würden. Bewegte Bilder dazu liefert Rolex selber über YouTube aus!

Angelus präsentiert einen Monopusher-Chronographen im Vintage-Look. Bei einem Durchmesser von 39 Millimetern ist das Instrument de Vitesse ein reiner Kurzzeit-Stopper: Maximal 60 Sekunden reichen nur für schnelle Sprints. © Angelus

Weiter im Trend liegen Vintage-Designs, die bei Zenith oder der wiederbelebten Marke Angelus gezeigt werden.

Zenith ist tief in die Design-Mottenkiste gestiegen und bringt diese farbenfrohe Uhr. Der Defy Extreme Diver datiert optisch in die späten 60er Jahre, das Gehäuse hat einen Durchmesser von 42,5 Millimetern und besteht aus Titan. © Zenith

Mein Fazit nach den ersten Neuheiten aus der Ferne: Besondere Überraschungen sind keine dabei. Positiv zu sehen ist aber der Trend, auch kleineren, unabhängigen Marken mehr Raum zu geben. Ob das nun mit Glanz und Gloria wie in Genf sein muss, sei dahingestellt.

Nomos wird immer mutiger – und das lässt sich sehen: 31 farbige Versionen in jeweils individuellen Kombinationen der Tangente 38 Datum – 175 Years Watchmaking Glashütte – kommen auf den Markt. Auf dem Bild die Versionen Chili und Tiefseegrau. © Nomos

 

Grand Seiko bleibt sich treu: Elegantes Design und spitzenmäßige Verarbeitung. Mit der Evolution 9-Kollektion kommt Handarbeit ins Spiel: Bei einem Durchmesser von 38,6 Millimeter beherbergt die Uhr das Handaufzugswerk 9SA4 mit 80 Stunden Gangreserve. © Grand Seiko

Neu in diesem Jahr auf der W&W: Gerald Charles, benannt nach den beiden Vornamen ihres Gründers Gérald Genta. Der Designer schuf Ikonen wie die Royal Oak von Audemars Piguet oder die Nautilus von Patek Philippe. Im Jahr 2000 – 11 Jahre vor seinem Tod – wollte es Genta noch einmal wissen und gründete die Marke. Das Gehäusedesign stammt vom Meister selbst, das skelettierte Automatikwerk hat eine Höhe von gerade einmal 2,6 Millimetern. © Gerald Charles

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1 Kommentar

  1. Ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Die Watches & Wonders in Genf hat einmal mehr versucht, sich selbst zu übertreffen. Ob das gelungen ist, wird sich zeigen. Der Markt und letztlich nur der Endkunde entscheiden über den tatsächlichen Erfolg. Die Hersteller und mit Ihnen die anwesenden Medienvertreter haben sich selbst gefeiert, ohne dabei wirklich viel Neues aus dem Hut zu zaubern oder wenigstens auf den Tisch zu legen. Dass es darüber hinaus wieder mindestens zwei weiterer Standorte in Genf bedurfte, nämlich diverser Hotels sowie der parallel laufende Ausstellung „Time to Watches“, um auch kleineren Herstellern mit knapperem Budget eine Plattform zu bieten, zeigt, dass die W & W mit ihrem eingeschränkten und stark fokussierten Portfolio die Uhrenbranche in ihrer Gesamtheit keineswegs repräsentiert, wie es in Basel noch der Fall war. Bedenklich erscheint zudem die ungehemmte Preispolitik vieler Hersteller, die offensichtlich nach wie vor die Ansicht vertreten, der gut betuchte Kunde sei weiterhin bereit, jeden aufgerufenen Preis für das Objekt seiner Begierde zu begleichen. Das könnte sich in naher Zukunft ändern und der Festtagslaune der Genfer Veranstaltung dann doch etwas von ihrem Glanz nehmen.

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