Anders als bei anderen Bloggern ist das kein Live-Bericht: Zum einen tummeln sich auf der W&W nur die Uhrenmarken, bei denen Luxus und Glamour groß geschrieben werden. Und mir persönlich liegen doch eher die Uhrenmarken, die nicht nur einen feudalen Auftritt haben – sondern Persönlichkeit und Charakter. Da man aber darüber lange streiten kann – denn Gefallen macht schön – ein paar Impressionen aus dem Zentrum des horologischen Luxus.
54 Uhren- und Schmuckmarken sind in Genf präsent, darunter die ganz großen Namen: Rolex, Patek Philippe und Cartier – aber auch kleinere Nobelmanufakturen wie Lange & Söhne, Ulysse Nardin und Parmigiani. Überraschend: Aus Deutschland ist die Uhrenmarke Nomos präsent. Noch fast dieselbe Menge macht es sich etwas einfacher – und spart die enormen Geldmengen, die für einen Messestand gezahlt werden müssen. Sie mieten ein Zimmer oder eine Suite in einem der Genfer Hotels und laden Medien und Kundschaft dorthin ein.
Die Branche steht derweil unter wachsendem Druck – auch wenn die Marken alles versuchen, diese Gedanken nicht aufkommen zu lassen. Dennoch postuliert selbst der Rolex-Chef Dufour: „2024 wird eine Herausforderung.“ Ähnliches berichten auch Uhrenhändler, deren Margen sinken bei gleichzeitig hohen Abnahmemengen, die von den Marken teilweise vorgegeben werden. Derweil steigt die Menge der Monobrand-Stores – die Markenboutiquen erlauben den Brands, die Handelsmarge selber einzustreichen.
Dennoch gab es einiges neues zu sehen in Genf – besonders gespannt waren die Fans auf die Neuigkeiten bei Rolex. Die Gerüchte schlugen hoch, welche Uhren eingestellt und welche vorgestellt werden würden. Bewegte Bilder dazu liefert Rolex selber über YouTube aus!
Weiter im Trend liegen Vintage-Designs, die bei Zenith oder der wiederbelebten Marke Angelus gezeigt werden.
Mein Fazit nach den ersten Neuheiten aus der Ferne: Besondere Überraschungen sind keine dabei. Positiv zu sehen ist aber der Trend, auch kleineren, unabhängigen Marken mehr Raum zu geben. Ob das nun mit Glanz und Gloria wie in Genf sein muss, sei dahingestellt.
Ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Die Watches & Wonders in Genf hat einmal mehr versucht, sich selbst zu übertreffen. Ob das gelungen ist, wird sich zeigen. Der Markt und letztlich nur der Endkunde entscheiden über den tatsächlichen Erfolg. Die Hersteller und mit Ihnen die anwesenden Medienvertreter haben sich selbst gefeiert, ohne dabei wirklich viel Neues aus dem Hut zu zaubern oder wenigstens auf den Tisch zu legen. Dass es darüber hinaus wieder mindestens zwei weiterer Standorte in Genf bedurfte, nämlich diverser Hotels sowie der parallel laufende Ausstellung „Time to Watches“, um auch kleineren Herstellern mit knapperem Budget eine Plattform zu bieten, zeigt, dass die W & W mit ihrem eingeschränkten und stark fokussierten Portfolio die Uhrenbranche in ihrer Gesamtheit keineswegs repräsentiert, wie es in Basel noch der Fall war. Bedenklich erscheint zudem die ungehemmte Preispolitik vieler Hersteller, die offensichtlich nach wie vor die Ansicht vertreten, der gut betuchte Kunde sei weiterhin bereit, jeden aufgerufenen Preis für das Objekt seiner Begierde zu begleichen. Das könnte sich in naher Zukunft ändern und der Festtagslaune der Genfer Veranstaltung dann doch etwas von ihrem Glanz nehmen.