Neues aus der Uhrenwelt

Swatch X Blancpain: Die zweite Collab-Uhr der Swatchgroup

Einen Tag zu früh – denn eigentlich war die Enthüllung der neuen Collaboration-Uhr der Swatchgroup zwischen zwei eigenen Konzernmarken erst für den 9. September angekündigt – werden auf der Swatch-Webseite Details und Bilder der fertigen „SwatchPain Fifty Fathoms“ vorgestellt.

Das Modell ARCTIC OCEAN SO35N100. © Swatchgroup

Zugegeben, die Kooperation zwischen Omega und Swatch wurde anfangs auch mit manchen Unkenrufen bedacht. Trotzdem stehen die Menschen immer noch Schlange rund um die Swatch-Boutiquen, um eine der Uhren zu erhaschen. Im Graumarkt schossen die Preise nach dem Launch auf über 1.000 Euro, das vierfache des Boutique-Preises. Bis heute kann man die MoonSwatch nicht offiziell im Internet kaufen, sondern nur in der Swatch-Boutique. Einen Test der Uhr kann man in diesem Blog lesen.

Jetzt lanciert die Swatchgroup die zweite Collab-Uhr – diesmal mit der Konzernmarke Blancpain. Die führt in den letzten Jahren eher ein Schattendasein und braucht etwas Publicity, möchte man meinen. Die Geschichte der Marke ist generell etwas wechselhaft – und wird heute wesentlich positiver dargestellt, als sie war. Laut Internetquellen „ruhte“ die Produktion zwischen den 1970ern Jahren und dem Schicksalsjahr 1983, als Jean-Claude Biver die Marke übernahm. Blancpain war schlicht ein Opfer der Quarzkrise, und einzig dem findigen Marketing in den 80er Jahren durch den Uhren-Impresario Jean-Claude Biver ist es zu verdanken, dass die Marke noch existiert. 22.000 Franken kosteten die Namensrechte damals – was auch eher für eine Karteileiche denn für eine Manufaktur mit ruhender Fabrikation spricht….

1992 zahlte sich der Deal für Biver aber bereits aus – er verkaufte Blancpain für 60 Millionen Franken an die Vorläufergesellschaft der Swatchgroup, die SSIH, und verdiente bis 2003 weiter gut als CEO der Marke. Die ersten Uhren verbrachten übrigens dank der ultraflachen und von Piguet zugekauften Uhrwerke meist mehr Zeit in der Werkstatt als am Arm….

© Blancpain

Eines brachte aber damals Biver auf’s Tapet, mit dem die Swatchgroup bei der neuen Collab-Uhr nicht brechen konnte: „Seit 1735 gibt es bei Blancpain keine Quarzuhren. Es wird auch nie welche geben.“ Daher gibt es nach der Quarzuhr im Speedmaster-Look, der MoonSwatch, nun die Bioceramic Scuba Fifty Fathoms Kollektion mit einem Automatik-Werk aus der Swatchgroup. Und das bricht am Ende doch mit einem anderen Slogan von Blancpain: „There is eternity in every Blancpain“. Das eingesetzte Uhrwerk aber ist ein Wegwerfprodukt der Swatchgroup und heißt Sistem51. Es wird vornehmlich in den preiswerten Uhren von Tissot als „Swissmatic“-Kaliber und in den mechanischen Modellen der klassischen Swatch eingesetzt – als „Swissmatic“ war es in diesem Blog bereits im Test. Sämtliche Brücken sind vernietet und verschweißt, an dem Uhrwerk kann keine Reparatur vorgenommen werden. Lediglich der Rotor aus transparentem und bedrucktem Plastik ist mit einer Schraube befestigt, die gesamte Produktion findet automatisch statt. Selbst eine Regulierung kann an dem Uhrwerk nicht durchgeführt werden. Geht die Uhr also nicht exakt, ist ein Austausch vorgesehen. Das ist weder umweltfreundlich noch eine Auszeichnung für die Uhrenindustrie, die eigentlich dank reparabler mechanischer Werke bisher schon in sich nachhaltig war.

Das Sistem51 in der Fifty Fathoms-Kollektion von Swatch. © Swatchgroup

Der Rest der Uhr ist ebenso unaufgeregt: Gehäusedurchmesser 42,3 Millimeter, eine Bauhöhe von 14,4 Millimetern, und eine Wasserdichte von 91 Metern – ganz wie die echte originale Fifty Fathoms in den 50er Jahren. Schade nur, das heute wesentlich mehr Wasserdichte möglich ist. Vorne kommt ein Plastikglas zum Einsatz, das Bodenglas ist lustigerweise aus künstlichem Saphir und damit tatsächlich kratzfest. Das Band ist aus alten Fischernetzen geknüpft….

Das Modell Atlantic Ocean kommt in Blau daher. © Swatchgroup

Welches Fazit kann man ziehen? Erstmal ist der Preis mit 390 Euro sehr sportlich. Eine Swatch Sistem Lake gibt es im Edelstahl-Gehäuse mit dem automatischen Kaliber Sistem51 für 210 Euro – das ist knapp die Hälfte. Die preiswerteste Tissot mit dem identischen Uhrwerk – hier nur Swissmatic genannt – kostet 475 Euro, bietet dafür aber auch ein Saphir-Frontglas und ein massives Gehäuse aus Edelstahl. Die Blancpain-Swatch nistet sich im Mittelfeld ein. Und eines scheint schon jetzt sicher: Es werden genügend Lemminge in die Swatch-Boutiquen stürmen, um sich ein vermeintliches Stück Haute Horlogerie um das Handgelenk zu legen. Und ähnlich wie bei der echten Moonwatch wird eine gewisse Aufmerksamkeit auf die Marke Blancpain zukommen – die bisher nämlich im Swatchkonzern selber eher ein Mauerblümchendasein hinter Platzhirschen wie Breguet oder Omega fristen muss. Das wird sich dann auf die Preise auswirken – die Moonwatch-Preise im Gebrauchtmarkt profitierten von der erhöhten Aufmerksamkeit. Das kann auch den Besitzern einer Blancpain passieren, die nun eine völlig neue Aufmerksamkeit bekommen.

Auch in Gelb als Pacific Ocean. © Swatchgroup

Nach der zweiten Collab-Uhr wird das System und auch die Absicht dahinter immer klarer – mit einem Streuartikel, der begehrt wird, wird die Aufmerksamkeit auf bestimmte Konzernmarken gelenkt. Damit stabilisiert sich die Markenwahrnehmung. Die Frage ist, was danach kommt? Eine Glashütte Original in Biokeramik? Ein Konzept wie dieses birgt die Gefahr, dass es sich abnutzt. Bis dahin aber wird vielleicht noch die ein oder andere Collab-Uhr zu erwarten sein.

…. oder grün als Indian Ocean…. © Swatchgroup

… oder in grau als Antarctic Ocean. © Swatchgroup

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