Review & Test

Test: Gorilla Fastback – Pure Dynamik

Die Marke: Gorilla. Der Name: Fastback. Die Tierwelt und eine Reminiszenz an den Ford Mustang Fastback der 1960er Jahre geben der Uhr den ungewöhnlichen Namen, und beim Anblick verliert man sich schnell in den verschiedenen Formen und Materialien der Gorilla Fastback. Schwarz und rot dominieren das Gehäuse, das Zifferblatt bringt noch weiße Nuancen dazu. Die Sportlichkeit steht im Vordergrund des innovativen Zeitmessers.

Zunächst ein Blick auf die Werkstoffe: Die Uhr trägt eine Lünette aus Keramik, darunter findet sich eine rot eloxierte Lage Aluminium – der Rennstreifen. Der größte sichtbare Teil des Gehäuses besteht aus Carbon. Der Uhrenboden ist mit vier Schrauben befestigt und wurde aus Titan gefertigt, ebenso wie die verschraubte Krone. Deren Form erinnert an einen Läufer aus einem Wankelmotor und setzt das technische Thema fort. Beim Zerlegen des Gehäuses fällt auf, dass eine Gehäuseschale aus Titan in die Carbonhülle eingesetzt ist. Verschraubt mit dem Boden entsteht so eine sichere Kapsel, die bis 100 Meter wasserdicht ist. Zwei O-Ringe dichten den Boden zum Gehäuse ab – solide und sehr sauber gefertigt.

Die Gorilla Fastback – mehr Werkstoffe auf einen Blick sind kaum möglich. Von oben nach unten: Saphirglas (entspiegelt), Keramik, Aluminium, Carbon und Titan. Das Band aus Leder kommt hinzu. © Thomas Gronenthal

Design: Ein Hauch Audemars Piguet

Das Zifferblatt trägt Ziffern, die an den Tachometer eines klassischen Mustang erinnern. Eine Datumsanzeige gibt es nicht, jedoch eine Stundenscheibe statt eines Zeigers. Mit drei unterschiedlichen Feldern ist das Ablesen der Stunde einfach, dennoch wird mit der durchbrochenen Scheibe etwas fürs Auge geboten. Der Minutenzeiger ist rot, der Sekundenzeiger schwarz mit weißer Leuchtspitze. Auffallend: Die ideale Länge der Zeiger, die genau bis an die Minuterie bzw. Sekundenskala reichen und das Ablesen zur Freude machen. Auch im Dunkeln, denn die opulente Leuchtausstattung macht das Ablesen einfach. Das entspiegelte Saphirglas verleiht dem Zifferblatt Tiefe und Glanz, ein hochwertiges Detail der Fastback.

Perfekte Nachtablesbarkeit: Es ist zehn vor elf. © Thomas Gronenthal

Das Design hat Octavio Garcia zu verantworten, der bis 2015 für Audemars Piguet gearbeitet hat und dort zuletzt Chief Artistic Officer war. Die Ähnlichkeiten wie die Gehäusekonstruktion kommen daher nicht von ungefähr, ebensowenig die gelungene Gratwanderung zwischen einer Tonneauform des Gehäuses und eines runden Zifferblattes.

Statt „Swiss Made“ bezahlbarer Luxus

Wer auf der Uhr den Vermerk einer Schweizer Herkunft sucht, wird indes enttäuscht. Die beiden Macher von Gorilla, Octavio Garcia und Lukas Gopp, legen höchsten Wert darauf, eine exklusive Uhr zu einem nicht exklusiven Preis zu machen. Damit wird nur die Auflage zum einschränkenden Merkmal, nicht aber der Preis. Unter 1.000 Euro kostet die Uhr – ab Lager in der Schweiz genau 790 Euro inklusive Versand. Hinzu kommt der lokale Steuersatz für die Einfuhr, in Deutschland also 19 Prozent Einfuhrumsatzsteuer.

Das Uhrwerk stammt bei diesem schmalen Budget nicht aus der Schweiz. Die beiden Gründer entschieden sich für das Miyota 8215, ein Automatik-Arbeitspferd, dessen Konstruktion in das Jahr 1977 zurückgeht. Mit 11½ Linien und einer Höhe von 5,3 Millimetern passt das Uhrwerk sehr gut in den metallenen Werkhaltering.

Das Miyota 8215 im Werkhaltering aus Metall. © Thomas Gronenthal

21 Lagersteine sorgen für reibungslosen Lauf, während der Sekundenzeiger klar zeigt, das dieses Werk kein Schnellschwinger mit 28.800 A/h wie ein ETA 2824-2 ist. Bei den 21.600 A/h des 8215 zeigen sich die Sprünge eher. Die Gangreserve von 42 Stunden wird problemlos erreicht. Miyota gibt selber eine Genauigkeit von – 20 bis + 40 Sekunden / Tag an, das unterschreitet die Gorilla Fastback locker. Das Werk läuft auf der Zeitwaage mit + 5 Sekunden / 24h, ein sehr guter Wert.

Und einmal ohne den Rotor des Automatikwerkes – sichtbar ist das stabile Kugellager, das für langfristig guten Aufzug sorgt. © Thomas Gronenthal

Auch am Arm werden Werte von stets weniger als zehn Sekunden Vorgang am Tag erreicht. Das ist absolut alltagstauglich, wie es sich für einen Fastback gehört! Die bescheidene Optik des Uhrwerks wird unter einem massiven Titanboden verborgen – schließlich fährt man den Ford Mustang auch nicht mit offener Motorhaube. Abgesehen davon erreicht das Miyota 8215 lange Serviceintervalle und kann weltweit von einem Uhrmacher repariert, überholt oder ausgetauscht werden.

Zum Lieferumfang der auf 500 Stück limitierten Uhr gehören zwei Armbänder, eines aus Silikon, und ein Lederband. Beide tragen ein sportliches Lochmuster, am komfortabelsten trägt sich die Fastback an Leder. Die Armbandschließe besteht aus Titan mit Muster außen und einer Logogravur innen.

Der Gehäuseboden ist ein graviertes Kunstwerk aus Titan. Wasserdicht ist die Fastback bis 100 Meter! © Thomas Gronenthal

Watchthusiast-Fazit:

Carbon und Keramik bei der Audemars Piguet Bumble Bee. Das Preisschild: fünfstellig. © Antiquorum

Es gibt etliche Uhren aus Carbon oder Keramik – neben Marken wie Hublot bietet auch Audemars Piguet mit einigen Modellen der Offshore-Kollektion solche Werkstoffe an. Allerdings mit einem Preisschild, das stets fünfstellig ausfällt. Die Gorilla Fastback bietet eine enorme Exklusivität durch das Design und die Werkstoffe, und das zu einem Preis, der ansonsten nur Zugang zu wenig exklusiver Ware der üblichen Swatchgroup-Marken gibt. Der Materialmix ist stets ein Gesprächsthema unter Männern und zieht die Blicke auf sich. Carbon und Titan machen die Uhr zudem extrem leicht, was dem Tragekomfort gut tut. Trotz der Gehäusegröße ist die Gorilla Fastback kaum am Arm zu spüren. Aktuell sind die Uhren über den Webshop von Gorilla zu kaufen – wem das Design gefällt, braucht sich über Technik und Verarbeitung absolut keine Gedanken machen und kann zugreifen!

 

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