Review & Test

Review: Aeronom Aero One All Black Automatic

Haute Horlogerie ist gut und schön – aber nicht jeder Mensch, Uhrenträger oder -liebhaber möchte sich ein Stück in der Preisklasse eines Kleinwagens ans Handgelenk binden. Dem normalen Uhrenträger sind andere Werte wichtig: Robust soll die Uhr sein, wasserdicht, zum täglichen Kleidungsstil passen, und im Alltag etwas abkönnen.

© Thomas Gronenthal

Genau eine solche Uhr ist die Aeronom Aero One, die nach dem Ausverkauf der stählernen Variante in Kürze in komplett geschwärzter Variante in den Verkauf kommt. Und das schwarz hat der Hersteller aus Mannheim ernst genommen: Das Gehäuse ist komplett in mattem Schwarz DLC-beschichtet – wobei einige schwarzglänzend polierte Akzente für Abwechslung sorgen. Dabei gefällt die Verarbeitung des Gehäuses – schon nur der Boden ist aus dem vollen Material gearbeitet, bei anderen Herstellern oder Labeln würde diese Materialmenge für eine ganze Uhr reichen. Auch das restliche Gehäuse ist sauber verarbeitet, der Boden vierfach verschraubt und gemeinsam mit der verschraubten Krone wasserdicht bis 100 Meter. Das ist absolut ausreichend für alle Aktivitäten außer Tiefseetauchen – beim Schnorcheln auf den Seychellen jedenfalls bestehen noch genügen Sicherheitsreserven. Apropos verschraubt: Sauber geschnittene Gewinde sind bei Microbrands manchmal Mangelware. Hier nicht: Die Bodenschrauben wie auch die Krone lassen sich ohne Kratzen lösen und wieder festziehen, was sehr für die Gehäusequalität der Aeronom spricht.

Das kleine Saphirglas sitzt direkt über der Unruh, der Boden ist vierfach verschraubt. © Thomas Gronenthal

Die sehr gute Verarbeitung gilt dabei nicht nur für den sichtbaren Bereich – auch unter dem Boden, wo das Auge des Uhrenträgers nie hinfällt, ist die Ausführung exzellent. Ein mit Briden verschraubter Werkhaltering, matt verchromt, sorgt für sichere Befestigung des Uhrwerks im Gehäuse.

Eine solche Verarbeitung im nicht-sichtbaren Bereich ist selten in dieser Preisklasse: Top! Im Bild die ausverkaufte Variante in Edelstahl – die schwarze Schwester sieht aber ebenso aus! © Thomas Gronenthal

Die Lünette dreht sich mit wenig Spiel, statt einer Skala steht lediglich ein schwarzer Diamant als Bezugsmarkierung. Jetzt kann man streiten, ob das ausreicht: Ich finde, ja, es reicht. Denn wenn ich eine drehbare Lünette nutze, dann meist, um mir einen Termin am Tag zu merken. Und den verpasse ich mit dem Diamanten sicher nicht. Der Stein ist geschliffen und nach Aussage des Herstellers ein natürlicher Diamant – ein schöner Akzent an der Aeronom. Und die Härte passt auch zum Uhrglas: Oben und unten werden Saphirgläser verwendet.

Im Bild die ausverkaufte erste Version der Aero One in Edelstahl ohne Beschichtung: Gut zu sehen der schwarze Diamant, der auch in der All Black zu finden ist. © Thomas Gronenthal

Das Design hingegen ist wie immer Geschmackssache. Ich persönlich liebe die Form, die ein wenig an die Klassiker von Gerald Génta oder die formal durchaus beeindruckenden Gehäuse erinnert. Dennoch hat die Aeronom genügend Potential zur Eigenständigkeit. Das gilt auch für das Zifferblatt, dessen Ablesbarkeit trotz des konsequent schwarz gedachten Themas der Uhr sehr gut ist. Die weiße Leuchtmasse in den Zeigern und Indexen ist einwandfrei abzulesen. Auf Neun Uhr findet sich eine 24-Stunden-Anzeige, die neben einer Skala keine Zahlen aufweist. Ob das so Sinn macht, darüber kann man streiten. Ich selber nutze 24-Stunden-Anzeigen in erster Linie nach dem Stillstand der Uhr. So kann ich abschätzen, ob ich mich im Tag oder in der Nacht befinde. Und das erkennt man hier ebenso schnell auch ohne Bezugszahlen – der Sinn und Zweck sind also erfüllt. Das Datum sitzt auf drei Uhr, mit einem Fenster, das drei Zahlen zeigt. Dieses Designelement wurde vor fast 20 Jahren einst von IWC eingeführt, vor allem in Fliegeruhren, und gefällt oder eben nicht. Bei der Aero One passt es als Gegengewicht optisch zur 24-Stunden-Anzeige.

Gut sichtbar das Spiel mit polierten und matten Flächen, sowie die griffige Lünette, die sich einseitig drehen lässt. © Thomas Gronenthal

Der Boden lässt übrigens nur ein kleines Fenster zum Blick auf das Uhrwerk zu: Und das ist auch nicht schlimm, sitzt das Guckloch zum einen direkt über der Unruh, und zum anderen verbirgt der massive Boden den Rest des Miyota-Uhrwerks. Die 82er-Serie des japanischen Herstellers aus der Citizen-Gruppe ist meist nicht mein Favorit, weil zum einen die Gangwerte oft sehr grob ausfallen, zum anderen aber auch der Sekundenzeiger aufgrund des indirekten Antriebs zum Stottern neigt. Allerdings sind beide Aspekte bei beiden Testuhren mit verbauten Miyota 8217 nicht gegeben – der Zeiger zieht stoisch seine Bahnen, und beide Werke sind hervorragend reguliert worden. Die Handschrift eines Uhrmachers ist da unverkennbar, denn selbst in den unterschiedlichen Lagen, die auf der Zeitwaage gemessen werden, weicht keines der Werke mehr als zehn Sekunden ins Plus ab. In den liegenden Lagen pendelt sich die Abweichung bei weniger als sieben Sekunden im Plus ein: Das sind sehr gute Werte. Ein Sekundenstopp ist auch vorhanden, die Gangreserve zudem 42 Stunden absolut ausreichend. Und an der Regulierung zeigt sich eines der wichtigsten Argumente, das für die Aeronom spricht: Sie wird in Pforzheim gebaut und reguliert, und das mit einem wirkungsvollen Qualitätsmanagement. Hinzu kommt, dass auch die Gründer – Carlos Hartmann und einige enge Freunde – mit Seele hinter dem Projekt stehen. Interessant ist übrigens, dass sich die Marke selber sehr im Street Style sieht – also Mode, die für die Straße, das Leben gemacht ist. Die Eingrenzung wäre zu eng – denn auch zum Hemd und der Stoffhose passt die Uhr perfekt.

Die Schließe trägt das Markenlogo. © Thomas Gronenthal

Das Armband ist aus massivem Stahl, ebenso sauber DLC-beschichtet. Das Design erinnert an das Rolex Präsident-Band, die doppelte Faltschließe allerdings sorgt für Eigenständigkeit. Es sitzt sicher am Handgelenk und passt vor allem als Gegengewicht zu der Uhr perfekt, um einen angenehmes Tragegefühl zu erzeugen. Bei 200 Gramm Gewicht der Aeronom Aero One ist das zu jeder Zeit gegeben – es ist durch aus angenehm, eine wertige Uhr zu tragen, die das auch durch das Gewicht anzeigt. Als Wermutstropfen mag das nur verstiftete Band durchgehen: Schrauben für die einzelnen Glieder wären schöner, sind aber für den Laien zuhause auch schwerer zu lösen als die Spreizstifte, sie sich mit einem passenden Werkzeug leicht lösen lassen.

Die Stahl-Schwester hatte noch eine Skalierung mit Zahlen für die 24-Stunden-Anzeige, die aus optischen Gründen bei der schwarzen Uhr wegfiel. © Thomas Gronenthal

Watchthusiast-Fazit:

Die Aeronom Aero One in All Black ist eine schöne Uhr. Und wer jetzt ein Preisschild in schwindelnder Höhe erwartet, wird angenehm enttäuscht sein: 595 Euro kostet die Uhr, die in wenigen Wochen zu haben sein wird. Das ist ein sehr fairer Preis für eine Uhr, die eine Menge zu bieten hat. Die DLC-Beschichtung liegt über dem Standard in dieser Preisklasse – üblicherweise muss für Uhren unter 1.000 Euro eine PVD-Beschichtung ausreichen. DLC hingegen hat nicht nur eine bessere Haptik, sondern auch mehr Härte und Abriebfestigkeit gegen die Gefahren des Alltags. Saphirgläser, das gut regulierte Uhrwerk, das zudem von jedem fähigen Uhrmacher gewartet werden kann und die sehr gute Verarbeitung der gesamten Uhr geben neben dem eigenständigen Design den Rest der Argumentation.

Aktuell kann man sich auf der Website des Herstellers eintragen, um zur ersten Gruppe der Besteller gehören zu können. Die erste Edition der Uhr in Edelstahl ohne Beschichtung war nach wenigen Wochen ausverkauft – ein Schicksal, das die schwarze Variante sicher auch ereilen wird. Wer zuerst kommt, malt zuerst: Viel Freude mit der Aeronom.

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