Pforzheim, 1955: Heinz Huber gründet die Uhrenmarke Circula. Die Kreisbewegung der Unruh gab den Namen, die Familie Huber ist bereits seit 1926 im Großhandel mit Uhren und Schmuck aktiv.
Pforzheim, 2017: Cornelius Huber gründet die Uhrenmarke Circula – zum zweiten Mal in der Familiengeschichte. Tatsächlich fiel die von seinem Großvater gegründete Uhrenmarke in einen Dornröschenschlaf, während der Großhandel mit Schmuck und Uhren bis vor kurzem weitergeführt wurde.
Cornelius Huber begann bereits 2016 mit den Überlegungen, die alte Marke wieder mit neuem Leben zu füllen. Im August 2017 startete die Kickstarter-Kampagne, bei der 117 Unterstützer 25.315 Euro beitrugen, um das Projekt der neuen Circula-Uhren zu verwirklichen. Im Sommer 2018 entschied sich Cornelius Huber, die Marke zu seiner Hauptbeschäftigung zu machen und den gut dotierten Beraterjob gegen Circula zu tauschen.
Das Design der Uhr ist 1955 in Reinform, aber natürlich mit einem zeitgemäßen Durchmesser von 39 Millimetern. Einen Großteil der Höhe nimmt das gewölbte Uhrglas ein – insgesamt beträgt die Höhe knapp 10 Millimeter und ist damit wunderbar flach. Als Material für Gehäuse und Armbandschließe kommt Edelstahl zum Einsatz. Vor dem Gehäuseboden macht meine Neugier nicht halt – der Sprengdeckel ist schnell geöffnet. Sofort fällt das satte Gewicht des Bodens auf, sowie der gut dimensionierte Dichtring. Auch an der Krone ist ein sauber gesetzter Dichtring aus Gummi zu finden. Offiziell ist die Uhr mit einer Wasserdichte von 3 Bar angegeben. Im Testgerät wird das problemlos überschritten, selbst bei 5 Bar ist die Uhr noch einwandfrei dicht. Als Antrieb kommt ein Ronda 503 aus der Powerline-Serie des Schweizer Werkeherstellers zum Einsatz. Das Dreizeigerwerk ist robust und zuverlässig, die Batterielaufzeit beträgt 45 Monate, der Gang wird vom Hersteller mit -10/ +20 Sek/Monat angegeben. Das Werk ist keine Premium-Wahl, aber ein solider Standard.
Anders als viele Microbrands wirkt die Uhr in allen Details überlegt gebaut. Die Verarbeitung ist makellos. Das silberne Zifferblatt ist mit Sonnenschliff versehen, die Minuterie ist sauber gedruckt. Die arabischen Ziffern sind sorgfältig appliziert und zitieren ebenso die 50er Jahre. Interessant: Das Zifferblatt greift am Rand die Wölbung des Glases auf. Bei zukünftigen Modellen könnte dieser Effekt gerne noch stärker sein!
Das plastische Logo auf dem Zifferblatt entspricht dem Original aus den 1950er Jahren, was den Retro-Effekt noch weiter verstärkt. Die Zeiger sind aus verchromtem Messing und stammen – wie der Rest der Uhr – nicht von der Stange. Der Sekundenzeiger trägt das Markenemblem – ein stilisiertes C – am kurzen Ende als Gegengewicht. Ein schönes Detail, das sich auch auf der Krone findet.
Das Gehäuse ist matt gebürstet, Lünette und Boden sind sauber poliert. Das Deckglas besteht aus Mineral, laut Hersteller ließ sich kein Saphirglas mit dieser extremen Wölbung realisieren. Der gedrückte Boden ist mit Logen, Namenszug und einigen technischen Daten versehen. Wenngleich auch heute der Schraubboden eher verbreitet ist – bei dieser Uhr gefällt mir der gedrückte Stahlboden. Zum einen rastet er sicher ein, zum anderen passt er zum Zeitgeist, den die Uhr verströmt. Dazu zählt auch das Lederband, das von Anfang an weich und anschmiegsam ist. Die Lederqualität ist hoch, die Schließe aus Edelstahl ist gut zu verwenden und schließt das Band sicher. Der gravierte Markenschriftzug rundet das Bild ab.
Watchthusiast-Fazit: Bevor ich ein Wort über den Preis verliere, ein Vermerk über Uhr und Marke generell: Es verdient Respekt, sich an die Wiederbelebung eines Stückes Familiengeschichte zu machen. Und Cornelius Huber weiß aufgrund seiner Familiengeschichte, welche Herausforderungen das Geschäft mit sich bringt, und wie man Uhren baut. Circula baut Uhren mit Herz und Seele, sowie hervorragender Qualität.
Der Preis: 199 Euro. Eine ungefähr vergleichbare Daniel Welligton kostet zehn Euro weniger – und stammt aus einem chinesischen Billig-Baukasten für Uhrenkomponenten. Noch Fragen?