Gefälschte LuxusuhrenNeues aus der Uhrenwelt

Kampf gegen Plagiate: Origify bietet der Industrie Schutz in drei Schritten

Mit Origify bietet Bosch eine umfassende Lösungsplattform zur Produktauthentifizierung von Luxusprodukten über eine Fingerabdrucktechnologie. Damit kann die Oberfläche eines jeden Produktes einer Serie optisch erfasst, manipulationssicher gespeichert und jederzeit über eine App verifiziert werden. In wenigen Sekunden kann so festgestellt werden, ob ein Produkt ursprünglich beim Hersteller produziert wurde oder eine Fälschung sein könnte.

Authentifizierung per App: Dazu muss die Uhr einmal – bei der Produktion oder im Service – erfasst worden sein. Später ist jederzeit die Prüfung per App möglich. © Bosch

Gefälscht wird seit Jahrhunderten, mit den immer besseren technischen Möglichkeiten werden Plagiate von Luxusuhren und hochwertigen Schmuckstücken zu einem wachsenden Problem. Die Mengen an Fälschungen sind immens: Hunderttausende Uhren werden jährlich vornehmlich aus Asien nach Europa und in die USA exportiert, und Funde durch den Zoll sind ein Tropfen auf dem heißen Stein. Einige Marken nutzen verschiedene physische Fälschungsschutztechnologien, zu denen auch die Verpackung und Papiere gehören. Beides lässt sich hingegen ebenso kopieren oder manipulieren – echte Sicherheit für den Verbraucher und Hersteller ist damit nicht gegeben.

Origify von Bosch verifiziert Luxusprodukte

Der Industriegigant Bosch verfügt über eine fertig entwickelte, digitale Plattform, mit der sich von praktisch jeglichem Produkt ein digitaler Fingerabdruck abspeichern lässt. Die komplette Anwendungsplattform mit Hardware zur Ersterfassung, einer dedizierten Daten-Cloud und einer App zur Verifizierung nennt Bosch Origify. Die Ersterfassung erfolgt über ein spezielles Kamerasystem von Bosch, mit dem jedes einzelne Produkt in wenigen Minuten digitalisiert werden kann. Die hochauflösenden Bilddatensätze werden durch einen Algorithmus manipulationssicher zerlegt und analysiert und stehen dann zukünftig für eine sekundenschnelle Überprüfung zur Verfügung. „Es können pro Einzelprodukt mehrere Merkmale erfasst werden – bei einer Uhr beispielsweise das Zifferblatt, Uhrwerk und Gehäuse, bei Schmuck sind es der Besatz und die herstellerseitig angebrachten Punzen. Je mehr Merkmale erfasst sind, umso sicherer ist die Methode. In der laufenden Fertigung oder im Rahmen eines CPO-Programms dauert die Erfassung nur wenige Sekunden pro Uhr oder alle gängigen Schmuckstücke. Unser System lässt sich zudem problemlos in die üblichen Fertigungsprozesse der Schmuck- und Uhrenbranche implementieren“, erklärt Oliver Steinbis, der das Projekt im Bosch-Konzern verantwortet. Die Entwicklung fand aufgrund eigenen Bedarfs statt: Auch in der Sensortechnik für beispielsweise die Automotive-Branche wird mehr und mehr gefälschte Ware in Umlauf gebracht. Mit Origify lässt sich in Sekunden klären, ob ein Produkt echt ist.

Lösung für Neuware und CPO-Programme

In der Fertigung oder für ein CPO-Programm steht von Bosch entwickelte Hardware zur Verfügung. Ein handliches Gerät, das nicht mehr Stellfläche als zwei DINA4-Seiten braucht, ermöglicht die schnelle Ersterfassung eines Produktes. Für eine spätere Echtheitsprüfung ist nur noch die Hardware nötig, die heute praktisch jeder Mensch immer bei sich hat: Ein handelsübliches Smartphone. „Tatsächlich ist es möglich, über eine App und die Handykamera auf die Datenbank zuzugreifen. Unsere Software überprüft in Sekunden, ob das hochauflösende Handybild dem hinterlegten Datensatz entspricht oder Vorbehalte bestehen, das etwas an dem Produkt verändert wurde“, erklärt Projektleiter Oliver Steinbis. Das Zifferblatt wie auch jedes andere Bauteil einer Luxusuhr entspricht niemals einem zweiten zu 100 Prozent. Der Druck des Zifferblatts, der Schliff auf den Oberflächen des Uhrwerks oder der Auftrag der Leuchtmasse auf den Zeigern: „Unser System sieht mehr als jedes menschliche Auge, sogar ausgetauschte einzelne Komponenten könnten durch Origify aufgespürt werden“, so Steinbis.

Die Anwendung ist einfach, die Datenbank kann auch über ein SDK in eine hersteller- oder markenspezifische App eingebunden werden. © Bosch

Manipulationen können erkannt werden

Damit ist im Uhrenbereich auch erstmals möglich, Gehäuse- oder Zifferblattüberarbeitungen nachzuweisen. Denn nicht selten wurden angeblich als ungetragen verkaufte Uhren vor dem Verkauf durch eine schnelle Politur oder neu lackierte und bedruckte Zifferblätter verkaufsfertig gemacht. Dadurch wird die Oberflächenstruktur verändert – eine Manipulation, die durch Origify aufgedeckt werden kann. Das gilt auch für verfälschte Schmuckstücke: Veränderter Steinbesatz oder Lötarbeiten lösen direkt einen Alarm aus.

Die gesamte Lösung ist von Ende zu Ende durchdacht und fügt sich sowohl in eine Produktions-, aber auch eine Werkstatt- oder Boutiqueumgebung ein. Das tragfähige System könnte sich zu einem Branchenstandard entwickeln, der nicht nur von Herstellern, Verkäufern mit eigener Zertifizierung, sondern auch vom Endkunden über die App genutzt werden kann. Hier ermöglicht Origify auch die Integration der Authentifizierungs-App in eine bereits bestehende Smartphone-Anwendung beispielsweise eines Marktplatzes.

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