Neues aus der Uhrenwelt

MoonSwatch und Fake-Rolex: Beides sind Werbe-Streuartikel

Nach langer Pause beginnt der Blog wieder zu leben! Statt Uhrentests stand Corona und anderes auf dem Programm. Jetzt heißt es aber „welcome back, folks“!

Krasse Szenen vor dem Swatch-Store: Als gäbe es Bananen in der DDR – aber nein, es geht nur um eine Plastikuhr. © Stefan M. Prager/imago

Bei der Lektüre anderer Blogs und Zeitungen dieser Tage drängte sich mir eine These auf. Die MoonSwatch und die Millionen von Fake-Rolex haben eines gemeinsam: Es sind Marketing-Streuartikel. Im Endeffekt wären die Originale ohne die Klone nicht so bekannt, wie sie es sind. Rolex als Marke kennt praktisch jeder Mensch, weil die ganze Welt weiß: Was am Strand als Fake verkauft wird, muss des kopierens wert sein.

Die Marke Rolex kennt jeder. Warum? Weil es sie an jeder Ecke gibt – nur nicht ganz echt…..

Und auch die Omega Speedmaster hat als Uhr enorm durch die Moonswatch profitiert: Die Preise für Uhren im freien Markt sind gestiegen, und die Verkäufe auch. Das ergeben zumindest die Zahlen von Chrono24, dem weltweit größten Marktplatz für Luxusuhren. Das Vertriebskonzept bleibt zudem gleich für die begehrten Uhren, die funktionieren wie eine Swatch und aussehen wie eine in den Farbtopf gefallene Omega Speedmaster. Bis auf weiteres wird es keinen Online-Verkauf der Uhren geben, so Nick Hayek, Chef der Swatchgroup.

Kunterbunt, diese Moonswatch. © Swatchgroup AG

Es bleibt also für viele Uhrenfans bei dem bisherigen Prozedere: Hinfahren, anstehen, und dann eine 50/50-Chance auf eine Uhr. Denn in Foren liest man, wie oft manch Kunde zum nächsten Swatch-Store fahren musste, um eine der begehrten Uhren zu bekommen. Bis zu fünf Mal oder noch mehr sind nötig, und mancher nahm die Abkürzung – zum Profit anderer. Den Rekord setzten manche Moonswatch-Modelle auf Chrono24 mit einem Verkaufspreis von 2.500 Euro. Wohlgemerkt für eine Uhr mit einem offiziellen Preisschild von 250 Euro. Im Durchschnitt pendelte sich der Preis bei 1.000 Euro auf dem offenen Markt ein.

Mittlerweile hat sich das Theater etwas beruhigt – wollen wir aber kurz die Moonswatch technisch betrachten. Es handelt sich um ein typisches Wegwerf-Produkt der Swatchgroup. Das Quartzwerk ist im Fall einer technischen Panne irreparabel. Die offiziell als Biokeramik bezeichnete Gehäusemischung ist nichts als Plastik mit Keramikstaub – so fühlt es sich zumindest an. Das steife Armband schreit zudem nach Austausch mit etwas anderem, das auch um einen Arm gelegt werden will.

Kein Witz: von 250 Euro auf 2.980 Euro. Screenshot von Chrono24.

Mit den bunten Farben einher geht das aktuell am höchsten bewertete Modell: Die Mission to Neptune. Das blaue Gehäuse stand schnell in dem begründeten Verdacht, Farbpartikel an den Arm abzugeben. Der folgende Verkaufsstopp bestätigt das Problem. Auf dem offenen Markt werden die Uhren daher mit Preisen um 3.000 Euro gehandelt: Blauer Arm inklusive.

Sie profitiert: Die Omega Speedmaster Professional. © Swatchgroup AG / Omega SA

Marketingtechnisch ist diese Uhr ein Knaller – hat sie nicht nur den Absatz des hauseigenen Klons der Speedmaster angekurbelt und der Swatchgroup Millionen beschert, sondern auch das Original in neue Höhen katapultiert. Insofern hat sich das hauseigene Plagiat sehr gelohnt – und die Parallele zu den gefälschten Submarinern, Daytonas und GMT-Mastern an den Stränden und in den Internetshops dieser Welt hat sich bestätigt. Bekannt ist eben nur, was bekannt gemacht wird: Und da helfen eben auch Marketing-Streuartikel.

 

 

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