Neues aus der UhrenweltReview & Test

Review: Formex Reef Automatik Chronometer COSC 300M

Mit der Reef taucht eine neue Taucheruhr der Bieler Uhrenmarke Formex auf. Die Uhr bricht mit der markeneigenen Tradition, um an anderer Stelle mit wachsender Genialität eigene Entwicklungen weiter auszubauen. Zunächst fällt das neue, cleane und nobel wirkende Logo mit neuem Formex-Schriftzug auf. Ein vorsichtiger Druck auf den Uhrenboden zeigt eine zweite Neuheit: Die patentierte Stoßdämpfung, die sowohl bei der Essence wie auch der Element zu finden war, fehlt bei dieser Taucheruhr. Damit konnte eine Bauhöhe von nur 11,4 Millimetern bei einem Durchmesser von 42 Millimetern realisiert werden. Das Gehäuse ist aus massivem Stahl gefräst, verfügt rechts über einen Kronenschutz, die linke Flanke nimmt diese Form auf. Die Kontur des Korpus erinnert an die Patek Philippe Nautilus. Damit sind alle Ähnlichkeiten an bestehende Uhren aber auch genannt – die Reef ist eigenständig und verfügt über ein hochwertiges Design und manche technische Überraschung. Dazu gehört zum einen die Lünette aus Zirkoniumoxidkeramik, die abwechselnd poliert und mattiert und aufwendig dreidimensional graviert ist. Die Markierungen und Zahlen werden durch Femto-Laserpulsationen eingraviert, dabei verbringt jede einzelne Lünetteneinlage 60 Minuten in der Gravur.

© Thomas Gronenthal

Die andere Überraschung ist die neue Version des Band-Schnellwechselsystems, das Formex bereits bei den vorigen Modellen eingeführt hat. Mit nur einem Griff kann das Stahlband abgenommen und gegen das Kautschukband getauscht werden. Der Mechanismus ist nicht nur sicher, sondern auch bequem zu nutzen und zeigt eindrucksvoll, wie präzise die Einzelteile gefertigt sind. Es ist tatsächlich keine Anstrengung zum Bandwechsel nötig. In beiden Schließen – der Faltschließe des Stahlbandes wie auch die Karbon-Faltschließe des Kautschukbandes – findet sich eine bequem zu nutzende Schnellverlängerung.

© Thomas Gronenthal

Gehäuse & Band

Die Detailqualität der Formex Reef setzt eine neue Referenz in dieser Preisklasse. Die Verarbeitung ist exzellent. Die Krone und der Boden aus massivem Stahl ohne Sichtfenster sind ebenso sorgfältig verarbeitet, und die Gewinde arbeiten weich und hochwertig. Polierte und mattierte Flächen freuen das Auge. Auch die Bedienung ist sehr bequem – die Lünette lässt sich durch gefräste Einkerbungen bequem drehen. Das sollte auch für den Taucheinsatz gelten. Obwohl die Uhr ein Prototyp ist, rastet die Lünette satt und sauber und ist korrekt zum Zifferblatt ausgerichtet.

Das Armband ist feingliedrig und besteht ebenfalls aus massivem Stahl. Es ist durch verschraubte Glieder einfach in der Länge anzupassen, eine Feineinstellung ist durch einen Rastmechanismus in der Schließe möglich. Besonderes Detail: Zwei kleine Kunststoffblöcke sind in die Unterseite der Schließenklappe eingelassen und schützen das obere Bandteil vor Kratzern, die sonst im Kontakt mit der Schließenklappe auftreten können.

Der Schnellwechselmechanismus im Detail. © Thomas Gronenthal

Der Tragekomfort ist wunderbar, die Uhr sitzt wie eine gute Uhr sitzen soll.

© Thomas Gronenthal

Zifferblatt & Ablesbarkeit

Eine Besonderheit ist das Zifferblatt: Es ist in changierendem Blau lackiert, verfügt über sauber Bedruckungen und präzise aufgesetzt Indexe, die leicht geneigt sind und dem Blatt noch mehr Tiefe neben der Farbe verleihen. Das Sonnenschliff-Zifferblatt wird in der hauseigenen Zifferblattmanufaktur im Schweizer Jura gefertigt, der Farbverlauf wird tatsächlich von Hand gespritzt.

© Thomas Gronenthal

Die breiten Stunden- und Minutenzeiger verfügen ebenfalls über eine hochwertige Verarbeitung mit einer abgeschrägten Hochglanzpolitur und gebürsteter Oberfläche. Hier liegt allerdings auch ein Wermutstropfen: Durch die geneigten Indexe fallen Stunden- und vor allem der Minutenzeiger etwas kürzer aus, um nicht an den Indexen hängenzubleiben. Das ist schade, denn ein wenig mehr Länge würde den Proportionen und auch dem Einsatzzweck als Taucheruhr gut stehen. Offenbar war eine andere Zeigerwerkhöhe leider auch keine Option, möglicherweise würde der Sekundenzeiger dann in Konflikt mit dem Glas treten. Die Ablesbarkeit leidet allerdings nicht den reduzierten Zeigern.

Zeiger und Stundenindexe sowie die Kapsel auf der Nullmarke der Lünette sind mit Swiss Super-LumiNova® BGW9 gefüllt, das bei Dunkelheit sehr lange anhaltend blau leuchtet. Vor allem unter Wasser verliert die Lünette an Kontrast zwischen den gravierten Ziffern – hier wäre bessere Ablesbarkeit wünschenswert, um wirklich als ernsthafte Taucheruhr und nicht nur als „Deskdiver“ durchzugehen.

© Thomas Gronenthal

Werk & Gang

Angetrieben wird die Formex Reef von einem Sellita SW300-1 mit COSC-Zertifizierung. Das Automatikwerk ist ein Nachbau des nicht mehr durch Patente geschützte ETA 2892 und wird in der Schweiz gefertigt. Verbaut wird es in der höchsten Qualitätsstufe „Chronometer“. Die Gangwerte sind dementsprechend auch bestens – bei Vollaufzug läuft die Testuhr (Prototyp) lediglich zwei Sekunden in liegenden Lagen vor, bei einer hervorragender Amplitude von 290 Grad und einem Abfallfehler von nur 0,1 ms. Damit wird das Werk seinem Namen als Chronometer gerecht.

© Thomas Gronenthal

Preis & Leistung

Das neue Logo ist ein großer Schritt und wird mehr Uhrenkäufer ansprechen als das vorige, und der Abschied vom Stoßdämpfer-System bei diesem Modell tut ebenso nicht weh. Die geringe Bauhöhe profitiert davon, und die Alltagstauglichkeit leidet nicht. Mit 300 Metern Wasserdichte ist die Formex Reef Automatik Chronometer COSC eine ebenso ernste Taucheruhr wie eine perfekte Uhr für jeden Tag.

© Thomas Gronenthal

Interessant ist zudem: Der Reef Automatik Chronometer 300M kann mit jeweils 4 Zifferblatt- und Lünettenoptionen sowie einem Edelstahl- und einem Kautschukarmband im Webshop von Formex konfiguriert werden. Damit kann sich der Uhrenkäufer seinen Favoriten selbst erstellen. Der Preis: 1.790 Euro am Edelstahlband, und trotz Versand aus der Schweiz kommen keine Zollgebühren hinzu. Damit ist die Reef teurer als bspw. die Formex Essence, bietet aber auch deutlich mehr Ausstattung und Details, die diese Uhr zu etwas besonderem machen. Und Wettbewerbsmodelle kosten noch einmal deutlich mehr – wie zum Beispiel die Sinn U50, die mit Sellita SW300-Uhrwerk 2.160 Euro kostet. Eine Wempe Iron Walker Automatik Taucheruhr mit dem Automatikkaliber Eta 2892-A2 mit Chronometer-Zertifikat schlägt schon mit 2.900 Euro zu Buche. Im Vergleich kann die Reef mehr und kostet deutlich weniger. Und die Reef zeigt eines: Das Potential eines Uhrenherstellers, der seine Aufgabe ernst nimmt und von Modell zu Modell Innovationen bietet. Gut dabei zu wissen: Hinter Formex steht Raphael Granito, Sproß einer Uhren-Familie mit eigener Fabrikation für viele Teile, die andere Hersteller teuer outsourcen müssen.

Die Schließe des Kautschukbandes besteht aus Karbon und Edelstahl. © Thomas Gronenthal

Das Schlimmste allerdings für Uhrenfans wird die Wartezeit sein: Denn die jetzt bestellten Uhren werden erst Januar 2021 ausgeliefert.

tg

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