Review & Test

Review: Fischer + Cie. Flight Captain Fliegeruhr Baumuster A

Die eigentliche Geschichte von Fischer + Cie. beginnt im Jahr 2011 mit einem Geburtstagsgeschenk – eine Uhr sollte es werden, aber nicht irgendeine. Klasse statt Masse war das Ziel – ein personalisiertes Einzelstück für einen lieben Menschen. Gemeinsam mit einem Freund gründete Axel Kmonitzek auf dieser Basis die Uhrenmanufaktur Fischer & Cie. in Hamburg, im Angebot sind ausschließlich Einzelstücke. Wie bei einem Maßanzug bietet Fischer + Cie. maßgefertigte Uhren zu Preisen zwischen 4.000 und 15.000 Euro an.

© Thomas Gronenthal

Mit der Flight Captain geht das Unternehmen einen Schritt weiter und bietet weiter Klasse statt Masse – aber zumindest in einer kleinen Serie, die über den Webshop des Hamburger Manufakturwerks bezogen werden kann. Die Uhr kommt als klassische Fliegeruhr daher und folgt der Optik des Baumusters A, der Gehäusedurchmesser von 44 Millimetern ist zeitgemäß und die Gehäusehöhe von 12 Millimetern macht die Uhr flach. Das Gehäuse besteht aus Edelstahl, die Wasserdichte ist mit 5 ATM angegeben, die im Tester auch problemlos erreicht werden. Damit ist die Uhr allen feuchten Herausforderungen gewachsen, die ein Lederband auch mitmachen würde. Ausgenommen sind natürlich Schwimmen und Tauchen – aber die Uhr ist ja auch für Flieger und solche, die sich ein wenig so fühlen wollen.

© Thomas Gronenthal

Gehäuse & Band

Die Verarbeitung des Gehäuses ist sehr gut – im Unterschied zu vielen Marktbegleitern ist die Oberseite klassisch-kantig, die Unterseite jedoch rund wie ein Flusskiesel. Der mit vier Edelstahlschrauben gesicherte Glasboden ist bündig in das Gehäuse eingesetzt, keinerlei Kante stört den Tragekomfort. Das Deckglas aus entspiegeltem Saphir ist präzise eingesetzt. Diese Verarbeitung liegt über dem Standard für Neuinterpretationen klassischer Fliegeruhren. Die nicht verschraubte Krone lässt sich bestens greifen, sorgt für sicheren Aufzug und passt als klassische Fliegerkrone bestens zur Baumuster A-Optik.

Als Armband kommt sattes Leder in Flieger- und Vintage-Optik zum Einsatz. Es ist weich und anschmiegsam und wird exklusiv für Manufakturwerk gefertigt. Die gebürstete Stahlschließe sorgt für sicheren Halt. Die Bänder sind auch einzeln bei Manufakturwerk zu kaufen und passen problemlos auch an andere Uhren mit entsprechenden Bandanstößen. Die Qualität jedenfalls liegt deutlich über dem Standard.

© Thomas Gronenthal

Zifferblatt & Zeiger

Neben klassischem Schwarz kann das Zifferblatt auch in einem eleganten Taubenblau bestellt werden. Auch die Testuhr ist damit ausgestattet – und wirkt damit nicht nur sportlich, sondern auch elegant und edel. Das entspiegelte Glas lässt die volle Wirkung der ungewöhnlichen Farbe zur Geltung kommen. Die weiß lackierten Zeiger sind sauber verarbeitet und gesetzt, Stunde- und Minute ebenso wie das Zifferblatt sind reichlich mit Leuchtmasse versehen. Verwendet wurde Tritec Superluminova, was sich im Dunkeln bezahlt macht. Die Leuchtdauer ist gut, die Intensität hervorragend. Auch die Drucke auf dem Blatt sind sauber und exakt ausgeführt. Hinzu kommt ein Detail: Das Datumsfenster fällt mit einem Zuwachs von knapp 30 Prozent deutlich größer aus als bei einem üblichen ETA 2824-2. Als Uhrwerk kommt das sehr seltene Sellita SW400-1 zum Einsatz, das mit einem umlaufenden Ring im Durchmesser vergrößert wurde. Davon profitiert das Datum: Der größere Durchmesser der Scheibe lässt deutlich größere Ziffern zu. Brillenträger oder Menschen, deren Augen schon das beste Alter hinter sich haben, werden es danken.

© Thomas Gronenthal

Uhrwerk & Gang

Das Sellita SW400-1 ist ein Nachbau des ETA 2824-2 und komplett Swiss Made. Es zeichnet sich im Unterschied durch das große Datum aus, das mit einem Distanzring möglich gemacht wird. Wie bei den Valgranges-Kalibern von ETA vergrößert sich so der Durchmesser der Hauptplatine.

Damit ist auch ein deutlich größerer Rotor zum Aufzug der Automatik möglich. Mit einem edlen Bürstenschliff und dem gravierten Schriftzug von Fischer + Cie. macht das Uhrwerk eine gute Figur. Hinzu kommt eine weitere Verbesserung der Aufzugsleistung durch die größere Schwungmasse.

© Thomas Gronenthal

Auf Zierschliffe wurde verzichtet, die Funktion steht im Vordergrund und gibt sich auch keine Blöße. Der Gang ist exzellent, die Amplitude erreicht bei Vollaufzug in liegender Lage 300 Grad, der Abfallfehler liegt je nach Lage zwischen 0,0 und 0,2 ms. Die Abweichung auf der elektronischen Zeitwaage liegt bei zwischen plus zwei und plus vier Sekunden – am Arm läuft die Uhr konstant mit knapp drei Sekunden Vorgang auf 24 Stunden. Das sind Bestwerte.

© Thomas Gronenthal

Preis & Leistung

Bei einer bisherigen Preislage von mehreren tausend Euro, die eine Maßuhr nach Wunsch von Fischer + Cie. kostet, holt die Flight Captain den Uhrenkäufer auf den Boden der Tatsachen. 569 Euro stehen auf dem Preisschild. Das ist ein sehr günstiger Preis, der kaum zu unterbieten ist. Eine vergleichbare Laco mit ETA 2824-2 – allerdings in verzierter Elabore-Variante – kostet bereits 980 Euro.

Dagegen bietet die Fischer + Cie. Flight Captain ein interessanteres Uhrwerk und nebenbei noch das Gefühl, eine Maßuhr zu tragen – auch wenn man im Hinterkopf weiß, das auch noch der ein oder andere einen ähnlich guten Geschmack hat und diese Uhr ebenso kauft. Horrende Masse statt Klasse ist aber nicht zu erwarten – dazu sind die Kapazitäten von Fischer + Cie. auch nicht ausgelegt.

Geliefert wird die Flight Captain übrigens in einem hochwertigen Echtleder-Etui, das sich bestens zum Mitnehmen einer Zweituhr auf Reisen eignet.

© Thomas Gronenthal

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2 Kommentare

  1. Werter Herr Gronenthal,

    mit Ihren Reviews schaffen Sie es, Menschen für Uhren zu begeistern, die eigentlich in einer Uhr bisher nichts anderes als eine Uhr gesehen haben. Eine Uhr ist eine Uhr ist eine Uhr… diese Ansicht beginnt sich bei mir durch Ihre Reviews zu wandeln. Wenn Sie eine Uhr mit Ihrem Blick gesehen haben und dies in Worte fassen, dann begeistern Sie damit Menschen wie mich, die bisher nur einen Blick auf die Uhr, aber keinen Blick für die Uhr übrig hatten.

    Mit freundlichen Grüßen

    Maria G.

    1. Herzlichen Dank – wenn ich einen solchen Kommentar einmal im Jahr lesen darf, ist meine Mission als Blogger erfüllt. Ich freue mich, wenn ich die Begeisterung an der Mechanik und der Seele in einer Uhr weitergeben kann!

      Herzliche Grüße,
      Thomas Gronenthal

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