Review & Test

Test: Formex Element Automatic Chronograph

„Die bezahlbarste High-End Uhr der Welt“ – mit diesem Slogan geht Formex mit dem neuesten Modell, der Element, selbstbewusst in den Markt. Die Marke selber gibt es seit 1999, und eines der Merkmale seit dem Start ist ein patentiertes System zur Stoßdämpfung. Durch vier Federelemente sind der Container, der das Uhrwerk, Deckglas und Lünette enthält, und der Rahmen mit dem angesetzten Armband flexibel verbunden.

© Thomas Gronenthal

Virtuelle Anprobe per Handy-Display. © Thomas Gronenthal

Seit 2016 ist die Marke unter neuer Führung, damit einher ging der Abschied vom klassischen Retail-Geschäft, die Uhren von Formex sind ausschließlich über den Online-Shop zu haben. Damit sind die immensen Handelsspannen eliminiert – ein Prinzip, das Hersteller wie Sinn schon lange praktizieren.

Praktisch und angenehm ist, egal von wo die Bestellung erfolgt: Die Zollformalitäten übernimmt Formex, die Uhr kommt also ohne Aufwand und weitere Kosten innerhalb kürzester Zeit zuhause an. Wer gerne einmal die Uhr anlegen möchte, kann das virtuell machen: Mit der Try-On App kann man sich per Handy und einem speziellen Platzhalter-Armband die Uhr virtuell an den Arm zaubern. Das ist eine kreative und gute Idee, die bereits mit Preisen ausgezeichnet wurde.

Zunächst die Daten der Referenz 1200.5.8027.713:

  • Durchmesser: 46 Millimeter, Edelstahl 316L
  • Container: Titan 2. Grades
  • Höhe: 14,5 Millimeter
  • Wasserdichtigkeit: 10ATM (100 m)
  • Lünette: Zirkonium Oxid Keramik
  • Glas: Saphirglas mit Entspiegelung
  • Armband: Schwarzes, geöltes Kalbsleder mit weißem Fadenstich
  • Schließe: Faltschließe

© Thomas Gronenthal

Das Gehäuse ist sehr präsent durch seine Abmessungen und optisch außergewöhnlich gestaltet. Es fällt auf, das die Verarbeitung in allen Bereichen exzellent ist – ein Niveau, das bei einer Preisklasse unter 2.000 Euro nicht selbstverständlich ist. Polierte, sandgestrahlte und mattierte Flächen wechseln sich ab, die Saphirgläser sind sauber eingepasst. Auch die Lünette aus Keramik ist sehr hochwertig gefertigt und in die Uhr eingefasst. Generell ist sichtbar, dass kein Teil des Gehäuses aus einer Standardproduktion stammt – selbst Krone und Drücker sind speziell auf das Gehäusedesign abgestimmt. Der Stoßdämpfungsmechanismus sorgt in erster Linie dafür, das die Uhr beim Anwinkeln des Handgelenks nicht drückt – ein angenehmer Effekt bei der Größe der Uhr. Der Tragekomfort ist trotz des großen Gehäuses sehr gut – die niedrigen Bandanstöße lassen die Uhr angenehm am Arm liegen.

Die hochwertige und individuelle Fertigung gilt auch für das Zifferblatt und den Zeigersatz. Ein Detail fängt sofort den Blick: Die silbernen Datumsscheiben mit schwarzer Bedruckung. Statt weißem 7750-Standard wurde hier das Design der Farbgebung konsequent durchgezogen. Der Zeigersatz ist hochwertig, an den Flanken poliert und auf der Oberfläche mattiert. Leuchtmasse ergänzt Stunden- und Minutenzeiger und macht die Uhr auch in der Dunkelheit gut ablesbar. Die Indexe sind aufgesetzt, ebenso die silbernen Ringe um Minuten- und Stundentotalisator und der Rahmen um das Datumsfenster. Die Verarbeitung ist tadellos – die Versprechung einer High-End Uhr wird tatsächlich auch in Details gehalten.

Bei den Zeigern wechseln sich polierte und mattierte Flächen ab. © Thomas Gronenthal

Das ETA-Valjoux 7750. © Thomas Gronenthal

Das Uhrwerk ist ein alter Bekannter: Das ETA 7750 mit 25 Lagersteinen ist seit 1973 ein verlässlicher Partner für die Zeitanzeige und Stoppfunktion. Für den Uhrenträger ist es unter einem dunkel getönten Bodenglas sichtbar. Es glänzt nicht durch umfangreiche Verzierungen – gebläute Schrauben und Genfer Streifen sucht der Formex-Träger vergebens. Für gute Gangwerte ist das aber überflüssig – und das stellt die Element sehr gut unter Beweis. Auf der Zeitwaage läuft das Uhrwerk nur wenige Sekunden vor, in Summe sind die Gangwerte sehr gut (siehe auch Gangschein unten), sowohl bei Vollaufzug wie auch nach 24 Stunden Gangdauer.

Die sorgfältige Regulierung zeigt sich ebenso im Tragetest, bei dem das Werk pro Tag sechs Sekunden Vorgang hat. Die Bedienung ist 7750-typisch perfekt. Die Drücker sind knackig, die große Krone lässt sich sehr gut fassen und bedienen. Der sichtbar kräftige Kronentubus sorgt für Stabilität und 100 Meter Wasserdichte, ohne das eine verschraubte Krone nötig wäre.

Das hochwertige Gehäuse mit integriertem Stoßdämpfungsmechanismus. © Thomas Gronenthal

Am Arm befestigt wird die Formex Element mit einem geölten Kalbslederband. Es ist hochwertig gefertigt, weich und anschmiegsam und mit einer weißen Kontrastnaht versehen. Eine besondere Überraschung ist die Schließe: Die Doppelfaltschließe ist aus Carbon und Edelstahl gefertigt. Während das lange Bandteil mit Drückern gesichert ist, rastet das kürzere mit kleinen Keramikkugeln an der Schließe ein.

Die aufwendige Schließe aus Carbon und Edelstahl mit Gravur. © Thomas Gronenthal

 

 

Der Verschluß ist kein typisches Zulieferteil, als Bonbon ist ein Rastmechanismus verbaut, mit dem die Bandlänge in einem Bereich einiger Millimeter justiert werden kann. Eine perfekte Lösung, die ich noch bei keiner Luxusmarke so gefunden habe. Zudem ist das kurze Bandende verschraubt. Der Bandanstoß am Gehäuse beträgt 24 Millimeter, an der Schließe 22: Bei einem Bandwechsel aufgrund Verschleiß kann daher ein Band eines Anbieters nach Wunsch genutzt werden.

Außergewöhnlich: Der clevere Verlängerungsmechanismus. © Thomas Gronenthal

Watchthusiast-Fazit:

Was Formex-CEO Raphael Granito und sein Team hier bauen, verdient Respekt. Die Formex Element mit Keramiklünette gibt sich an keiner Stelle eine Blöße. Im Gegenteil – es sind zahlreiche Details zu entdecken, mit der sich diese Uhr von Wettbewerbern abhebt.

Am meisten erstaunt dabei der Preis: Für 1.490 Euro – inklusive Steuern, Zoll und Versandkosten – ist die Uhr beim Kunden. In Anbetracht der Qualität, Individualität und der zahlreichen außergewöhnlichen Details ist das ein Schnäppchen und zeigt, das der Slogan ernst gemeint ist.

Und wie das Gruppenbild zeigt: Im Design kann die Formex Element locker mit einer Audemars Piguet Royal Oak Offshore oder einer Hublot Big Bang mithalten.

Gruppenbild: Hublot Big Bang (links), Audemars Piguet Royal Oak Offshore (links) und die Formex Element. © Thomas Gronenthal

Detail des aufwendigen Gehäuses. © Thomas Gronenthal

Im Dunkeln ist gut munkeln: Die Nachtablesbarkeit ist einwandfrei. © Thomas Gronenthal

You may also like

2 Kommentare

  1. Interessante Marke und klares Statement. Unterscheidet sich deutlich von den Steinharts, Marcellos und sonstigen Marken, die sich sonst im Bereich 1.5k tummeln. Vielleicht ist die Formex am Ende zu günstig 😉

  2. Diese Uhr beeindruckt !
    Dies für den Preis im Gegensatz was andere Hersteller dafür bieten !
    Respekt !

Kommentarfunktion deaktiviert