Gefälschte Luxusuhren

eBay als Verkaufsplattform für gefälschte Uhrwerke

SH3235, SA3186 oder SH3135: Die Auktionsplattform eBay wird von Angeboten zu Uhrwerken für Luxusuhren – vor allem Rolex – überschwemmt. Die Bezeichnungen sind allesamt Kalibercodes von Rolex und beziehen sich auf die hochwertigen Uhrwerke aus der Schweiz, mit denen Chronometer von Rolex den Nimbus von höchster Qualität erzielt haben. Allen ist allerdings eines gemeinsam: Zu Preisen zwischen 113 und 200 Euro werden gefälschte Uhrwerke – sogenannte Klone – angeboten. Die Händler sitzen entweder in Dubai oder Hongkong, vereinzelte Angebote kommen auch aus den USA.

Das neue 3235 „China Made“. Auf dem Rotor ist das Markenlogo von Rolex, die Krone, eingraviert. Ein klarer Verstoß gegen den Markenschutz.

Die Uhrwerke ahmen nicht nur die Optik der originalen Rolex-Antriebe nach, sondern tragen auch die originalgetreuen Gravuren der Kalibernummer sowie anderer technischer Angaben. Auch das Markenemblem und der Schriftzug von Rolex – beides markenrechtlich geschützt – sind auf den Uhrwerken eingraviert. Damit handelt es sich selbst dann, wenn ein Patentschutz für das Basisuhrwerk abgelaufen ist, um eine plumpe Fälschung.

Die Fälscher machen auch vor den neuen Uhrwerken aus dem Haus Rolex nicht halt, wie beispielsweise dem 3235. Dieses Uhrwerk der neuesten Generation hat Rolex erst auf der Baselworld 2016 vorgestellt, es ersetzt das Kaliber 3135. Das Werk wartet im Original mit Spitzenwerten zu Präzision, Gangreserve und Unempfindlichkeit gegenüber Magnetfeldern und Erschütterungen auf. Zu den Schlüssel-Komponenten gehört unter anderem die Parachrom-Spirale aus exklusiver Niobium- Zirkonium-Sauerstoff-Legierung. Den größten Anteil an der gesteigerten Gangreserve des originalen Kalibers 3235 haben die neue Chronergy-Hemmung mit einem um 15 Prozent erhöhten Wirkungsgrad und das verbesserte, dünnwandigere Federhaus. Die nun größere Zugfeder kann somit mehr Energie zur Hemmung übertragen.

All diese Features hat der chinesische Klon nicht – auf den ersten Blick allerdings geht das Werk mit den aufgebrachten Verzierungen als Original durch.

Die Gefahr an diesen Uhrwerken ist die völlige Kompatibilität mit originalen Gehäusen, Zifferblättern und Zeigersätzen von Rolex. Es lassen sich also äußerlich nicht als Plagiat erkennbare Uhren bauen, die sowohl aus beschädigten Originaluhren oder gesammelten Komponenten erzeugt werden. Das originale Uhrwerk kann auch ausgebaut und separat verkauft werden, während die Uhr selber mit einem gefälschten Uhrwerk aus China weiter einen sehr hohen Wert hat: Denn was hinter dem Stahlboden liegt, sieht kaum ein Kunde je bei Tageslicht.

Eine zusätzliche Gefahr ist die Austauschbarkeit von Komponenten zwischen den Uhrwerken. Manche Modder – also Bastler, die aus verschiedenen Teilen Uhren zusammenbauen und modifizieren – nutzen gefälschte Werkteile, um originale Uhrwerke in schlechtem Zustand zu reparieren. Und tatsächlich sind die gefälschten Rolex-Werke passend. Aktuell sind mindestens vier Versionen alleine des 3135 auf dem Markt – das SA3135, das SH3135, das VR3135 und das Yuki 3135. Alle sind kompatibel zu originalen Gehäusen, Zifferblättern und Zeigern von Rolex.

Sichtbar ist die andere Feinregulierung des Klon-Werkes.

Das SA3135 ist allerdings in der Architektur an verschiedenen Stellen anders, hier können keine Teile getauscht werden. Generell gilt zudem, das die Werke deutlich vereinfacht worden sind. Die Unruh hat keine Regulierschrauben – bei Rolex Microstella genannt. Sie sind fest mit dem Unruhreif verbunden und nicht beweglich. Stattdessen wird zur Feinregulierung ein gewöhnlicher Rücker genutzt. Auch die Wechselräder sind nicht dem Original entsprechend und verschleißen je nach Version sehr schnell. Die Gangwerte hingegen, je nach Ölung ab Werk, sind durchaus gut und erreichen die Qualität des Originals: Leider also ein Hinweis weniger, mit dem bei der Prüfung einer Uhr schnell erkannt werden kann, ob es sich um ein Plagiat handelt. Nachhaltig ist diese Qualität allerdings nicht.

Auch die GMT-Version für die GMT-Master und Explorer II sind zu haben.

eBay scheint jedenfalls bisher nicht gegen die massenhaften Angebote vorzugehen. Es darf gespannt erwartet werden, wann diese Werke massenhaft in Uhren auftauchen.

Klar sichtbar: Der Markenschriftzug „Rolex“.

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