Review & Test

Doppel-Review: Klar und rein – BOTTA Design Clavius und Mondo GMT

Zugegeben, selten werde ich auf Testuhren angesprochen. Neben den technischen Tests gehört das Erleben einer Uhr im Alltag allerdings fest dazu. Und manchmal, wenn es etwas besonderes ist, dann schaut ein Gegenüber auf mein Handgelenk und wird aufmerksam – in diesem Fall auf die BOTTA Mondo GMT.

„Was ist denn das für eine Uhr?“

„Das ist eine Uhr von Botta Design, einer kleinen deutschen Uhrenmarke.“

„Die ist perfekt abzulesen. Wie heißt die Marke nochmal?“

„Botta.“

„Habe ich nie gehört. Wofür steht dieser Name?“

„Für Klaus Botta, den Designer dieser Uhren. Er hat schon einige Uhren geschaffen, die alle eines gemein haben: Sie bringen Zeitmessung in ihrer klarsten und reinsten Form, so extrem durchdacht, dass das Endergebnis eigentlich ganz einfach wirkt.“

„Ja, das merkt man, das ist doch eine zweite Zeitzone, oder? Die Ablesbarkeit ist optimal, man kann es nicht anders sagen.“

„Ganz genau. Es stört keine laufenden Sekunde wie bei anderen instrumentellen Uhren – aber wer will, kann hier in der Mitte durchaus sehen, dass sich die Sekunde bewegt.“

„Stimmt, da bewegt sich was. Aber eben nicht zu viel, dass es von Stunde, Minute und dem orangenen Zeiger für die Zeitzone ablenken kann.“

So oder so ähnlich wird es wohl dem Träger einer Botta öfter gehen. Und eines direkt vorweg: Bauhaus und andere selbsternannte Designikonen kann man getrost vergessen. Denn neben den tatsächlich einst gewesenen Designgrundlagen steht Bauhaus heute nur mehr für einen Pseudo-USP für den Verkauf.

Die Mondo GMT von Botta. © Thomas Gronenthal

Klaus Botta hingegen steht selber für sein Design und seine Philosophie. Und diese Philosophie setzt sich stringent durch eine komplette Uhr fort. Nicht nur Zeiger und Zifferblatt haben ihre eigene Formsprache, auch das Gehäuse folgt dem Ansatz. Dazu betrachten wir aber die Uhren etwas genauer und beginnen mit der Mondo GMT. Das Gehäuse mit 45 Millimetern Durchmesser hat eine ganz eigene Form, die vor allem dem exzellenten Tragekomfort zugute kommt – aber auch dem Auge des Betrachters. Hinzu kommt, dass die Uhr nahezu nahtlos daherkommt. Die Lünette ist mit dem eingepressten Glas mit dem Korpus verschraubt, und auch der Boden ist verschraubt und dichtet die flohleichte Uhr bis 50 Meter sicher ab. Moment, verschraubt? Da sind doch keine Kerben oder Einschnitte, an denen der Gehäuseöffner ansetzt? Richtig – der Schraubboden wird ohne die martialischen Werkzeuge verschraubt. Die Qualität des Gehäuses ist bis in die Details extrem hochwertig, die Testuhr ist zudem aus der Black Edition und verfügt über einen schwarz beschichteten Lünettenring. Bei den Oberflächen wechseln sich gebürstete und mattierte Flächen harmonisch ab.

© Thomas Gronenthal

Das Zifferblatt ist mehrlagig gearbeitet und bietet Zeit in einer neuen Form. Zunächst ist das Zifferblatt in zwei Farben – Anthrazit und Schwarz – was die Einteilung der zweiten Zeitzone in Tag und Nacht ermöglicht. Der Zeiger der zweiten Zeitzone ist in mattem schwarz gehalten, nur die Spitze ist Orange. Und das gilt auch für die 24-Stunden-Skala der zweiten Zeitzone. Genial, oder einfach? Keine Drehlünette mit Zahlen von 1 bis 24, keine GMT-Funktion, die durch einen dicken Zeiger auf sich aufmerksam macht? Nein – nur eine klare Anzeige, die keine Interpretation, sondern nur eine Ablesung braucht.

© Thomas Gronenthal

Der Stunden- und Minutenzeiger sind exzellent ablesbar, die Länge freut das Auge und die Ablesbarkeit. Eine Sekunde sucht das Auge zunächst vergebens – die Zeigerwelle hat eine sich drehende Scheibe mit einem weiß umlaufenden Kreis, der an einer Stelle durchbrochen ist. Der Effekt: Wer wissen will, ob die Uhr auch läuft, kann es sofort sehen. Wer sich nicht ablenken lassen will durch ein Zuviel Bewegung, kann den Sekundenzeiger problemlos „übersehen“. Interessant sind die Durchmesser der Zeigeraugen – also der Zeigermitte, die auf den Wellen und Achsen steckt. Der Durchmesser ist so bemessen, dass sich nicht der übliche optische Treppeneffekt ergibt, sondern ein harmonischer Sandwich, der von der Sekundenscheibe gekrönt wird.

Das Datum wurde weiß auf schwarz gedruckt auf sechs Uhr untergebracht – dort hat es eine ausgewogene Position.

© Thomas Gronenthal

Die inneren Werte liefert ETA mit dem Kaliber 2893-A2, das hier mit voller Verzierung aufwartet. Der Rotor wurde schwarz rhodiniert und ist bei der Testuhr mit dem Schriftzug der Pioneer Edition verziert. Über das Uhrwerk müssen nicht viele Worte verloren werden, die Zeitwaagenprüfung war langweilig. Mit drei Sekunden Vorgang bei der elektronischen Messung und ebensolchen Werten am Handgelenk erfüllt es alle Anforderungen an Präzision.

Die Clavius von Botta. © Thomas Gronenthal

Deutlich ausgefallener noch ist die Clavius, deren Zifferblatt im Verborgenen bleibt. Stattdessen ist das Uhrglas von hinten nahezu komplett bedruckt, lediglich ein Kranz bleibt frei und zeigt die Spitzen des Stunden- und Minutenzeigers. Auch hier ist die Zeitanzeige reduziert auf das Wesentliche: Die neonfarbenen Spitzen des Minuten- und Stundenzeigers, die sich trotz des schmalen Kranzes einwandfrei ablesen lassen. Die Anzeige der Sekunde wird derweil zu besonderen Kunstform erhoben: Der Zeiger dreht seine Kreise unter dem bedruckten Abschnitt des Uhrglases, jede Sekunde gibt ein kleiner Schlitz optisch frei. Der Effekt ist immens – zum einen tritt auch hier die laufende Sekunde angenehm in den Hintergrund, zum anderen wirkt es optisch wie eine springende Sekunde. Denn den ruhigen Fluss des Zeigers, der von einem Selitta SW200 angetrieben wird, kann nur an einer Stelle nachvollzogen werden. Und das gilt nur für drei Uhr, wenn der Zeiger unter dem durchbrochen dargestellten Logo läuft. So lebt die Uhr quasi zwei Seelen aus: Analog und digital.

© Thomas Gronenthal

Bei dem Gehäuse sind ebenso die Lünette und der Boden verschraubt, das gesamte Gehäuse ist wie das der Mondo GMT aus Titan gefertigt.

Apropos Uhrwerk: Das Selitta SW200 ist analog zum ETA 2824-2 und bietet auch dessen Qualitäten. In der Clavius wurde es ohne Verzierungen verbaut, lediglich der Rotor ist ebenfalls rhodiniert und nimmt das Muster des gedruckten Segmentes im Uhrglas auf. Die Gangprüfung fiel mit plus fünf Sekunden auf der Zeitwaage exzellent aus.

© Thomas Gronenthal

Das Gehäuse der Clavius ist exzellent gefertigt und hat keine Ähnlichkeit mit anderen Uhrenherstellern. Genau das ist der Reiz von BOTTA: Die Eigenständigkeit. Egal, ob Gehäuse oder Zifferblatt – die komplette Uhr aus der Designhand von Klaus Botta und seinem Team, zudem auch die eigene Familie zählt, ist eigenständig und verfolgt einen Ansatz, den ich von anderen Uhren nicht kenne.

© Thomas Gronenthal

Beide Uhren können übrigens mit beliebigen Bändern ausgestattet werden – Leder, Kautschuk oder Metall. Bei Leder und Kautschuk wird das Band mit einer Titan-Schließe mit Botta-Schriftzug verschlossen.

Watchthusiast-Fazit:

Beide Uhren wissen zu gefallen, und vor allem aufzufallen. Dabei verfolgen beide unterschiedliche Ziele: Die Clavius verbindet analoge Details mit dem digitalen Trick der Sekunde, während die Mondo GMT zwei Zeitzonen harmonisch und klar verbindet, ohne das diese Funktion zu sehr in den Vordergrund spielt.

Wer eine zweite Zeitzone mit der Botta Mondo GMT im Auge behalten will, legt 1.890 Euro auf den Tisch. In Anbetracht des Gegenwertes – eine stringente und einmalige Designphilosophie verbunden mit einer exzellent gefertigten Uhr – ist das sehr günstig. Zumal die Uhr von jedem Uhrmacher gewartet werden kann – das ETA-Uhrwerk passt besser zur Philosophie als ein hochtrabendes Manufakturwerk.

Die Clavius kostet 1.450 Euro – ebenfalls ein fairer Preis für eine Uhr, die in keiner Liga außer der eigenen spielt. Hinzu kommt das Team hinter der Marke Botta, die im Atelier in Königstein im Taunus sogar besucht werden kann. Nicht nur der Showroom ist einen Besuch wert – am meisten ist es Klaus Botta selber mit seinem Team, die aus dieser Marke mehr als nur eine Uhrenmarke machen. Sondern das eigene Produkt leben – von mehr als 100 Zifferblattentwürfen, die im Plenum so lange verfeinert werden, bis am Ende ein Gewinner übrigbleibt. Dafür sind schwadronierende Produktmanager und Business Developer hier nicht zu finden: Eine Wohltat. Klar und rein, das sind nicht nur die Uhren, sondern auch die Marke selber.

 

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