Review & Test

Review: Albert Villa Casablanca Blue Fountain

Während mich Corona fest im Griff hatte, habe ich manche Stunde mit dem Internet verbracht – und nach was sucht der Watchthusiast? Nach Uhren….

Eine Folge ist die Albert Villa – eine Uhr, die mir sofort wegen dem Gehäuse und dem einzigartigen Zifferblatt ins Auge fiel. Der Finger auf den Bestellknopf einer dieser Uhren war einen knappen Tag lang unruhig, und dann war es um mich geschehen. Nach wenigen Tagen kam das Paket aus Rumänien – Moment, Rumänien? Tatsächlich, Albert Villa Timepieces ist ein rumänischer Microbrand mit Sitz in Bukarest. Der Inhaber Marian Mirea ist eigentlich ein renommierter Hersteller handgearbeiteter Uhrarmbänder aus edlen Ledersorten. Marian stellt alle Uhrenarmbänder für Albert Villa Timepieces selbst von Hand her.

© Thomas Gronenthal

Der erste Eindruck der Albert Villa Casablanca Blue Fountain: Wow. Was für eine Uhr! Das Gehäuse aus Edelstahl 316L ist auf Hochglanz poliert, sauber verarbeitet und zitiert das Art Deco-Design der 1920er Jahre. Das Gehäuse ist 31 Millimeter breit und 46 Millimeter hoch, die Gehäusedicke beträgt 8,8 Millimeter. Der Boden ist vierfach verschraubt und mit Bürstenschliff mattiert, zudem ist der Boden aufwendig und tief graviert. Dabei kann man sich ein gewisses Schmunzeln nicht verkneifen – diese Uhr ist nicht nur schön, sondern löst Emotionen aus. Das Deckglas ist aus künstlichem Saphir und entspiegelt.

© Thomas Gronenthal

Das Zifferblatt der Casablanca Blue Fountain ist ein echtes Highlight und macht Lust auf Swimming Pools, Cocktails und ein wenig Sonnenschein auf der Haut. Die Oberfläche besteht aus Kalt-Emaille und ist sorgfältig verarbeitet. Der optische Effekt ist gigantisch, und so vermisst man weder Indexe noch Leuchtmasse. Wer das bei dieser Uhr sucht, sollte besser eine Fliegeruhr in Erwägung ziehen. Stattdessen gibt diese Uhr Zeit und Entspannung. Die Dauphine-Zeiger sind silbern, und lassen sich ausreichend gut ablesen. Gegen den Sprung in den Pool spricht übrigens die Wasserdichte, denn die beträgt nur 3 Atmosphären. Vor dem gepflegten Sprung in das kühle Nass sollte die Uhr abgelegt werden.

© Thomas Gronenthal

Interessant ist auch die Auswahl des Uhrwerkes. Der Hersteller hätte durchaus etwas preiswertes nutzen können – doch die Wahl fiel auf den Schnellschwinger von Miyota, das Kaliber 9039. Ohne Datum baut es etwas flacher als das 9015, und als Schnellschwinger mit 24 Lagersteinen leistet es eine Gangreserve von 42 Stunden, verfügt über Handaufzug und Sekundenstopp. Reguliert wurde es sehr gut, bei besten Amplituden läuft das Werk auf der Zeitwaage mit weniger als 6 Sekunden Vorgang. Auch am Arm bestätigt sich der gute Eindruck.

© Thomas Gronenthal

Mit der Uhr kommen zwei Lederbänder mit Schnellwechselsystem. Ein Band aus Alligatorleder, und ein geprägtes Kalblederband. Beide Bänder sind Handarbeit von Marian Mirea und sind ausgezeichnet gefertigt. Alle Nähte sind sauber, das Deck- und Futterleder sind sehr hochwertig. An anderer Stelle würden solche Bänder alleine schon 150 bis 200 Euro kosten. Hier sind beide im Preis inklusive – ebenso wie ein handgenähtes Etui aus Leder, in dem die Uhr geliefert wird.

Watchthusiast-Fazit:

Eigentlich kostet die Uhr 498 Euro, seit einiger Zeit gibt der Hersteller aber einen Rabatt von 100 Euro. Also fallen nur 398 Euro an, die Lieferung per DHL Express ist zudem inklusive.

Da muss ich doch kurz durchatmen. 400 Euro für eine Automatik, die individuell ist, top verarbeitet und auch noch mit zwei Handarbeits-Bändern aus Alligator und Kalb kommt? Da stimmt doch was nicht. Dazu auch noch ein sehr freundlicher Kontakt mit dem Inhaber selber? Doch, es ist so, ein Microbrand, der absolut eigenständig und mit seiner eigenen Formensprache arbeitet, interessante Technik wie das Kaltemaille nutzt – ich bin froh, dass mir diese Uhr in einer Corona-Nacht zugelaufen ist. Und ich kann diesen Zeitmesser nur empfehlen – für ein kleines Stück Casablanca im Leben, in Gedanken bei Pool und Cocktail bei Sonnenschein.

© Thomas Gronenthal

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