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Review: Richard Mille „On a Budget“ – Tsar Bomba und Matthis Bernard Space Gravity

Rafael Nadal, Bubba Watson, Jay Z oder Ed Sheeran, eines ist diesen prominenten Sportlern und Musikern gemeinsam: Eine Luxusuhr von Richard Mille, die dank der einzigartigen Formensprache schon von Weitem zu erkennen ist. Wer nun nicht eine Million Euro wie Nadal oder wenigstens 250.000 Euro für eine Einsteiger-Richard Mille ausgeben möchte, kann auch mit einer preisgünstigen optischen Alternative gut fahren. Konkret sind das die Tsar Bomba – eine Uhrenmarke aus Hongkong, die mit Quartzuhren und  mechanischen Modellen die bekannte Tonneau-Form der RM-Uhren zitiert.

Das Richard Mille RM27-04 Tourbillon Rafael Nadal am Handgelenk des Tennis-Meisters persönlich. Prominente wie er haben die junge Marke Richard Mille – gegründet 1999 – weltweit bekannt gemacht. Diese Uhr kostet 900.000 Euro.

Als mechanischen Gegenspieler schickt Matthis Bernard – eine Marke mit Sitz in Deutschland – die Space Gravity ins Rennen. Neben dem ansprechenden Design bringt die Uhr ein Miyota-Automatikwerk mit, dessen sichtbare Unruh das mehrlagige Zifferblatt interessant gestaltet.

© Thomas Gronenthal

Ein paar Eckdaten haben die Uhren gemeinsam: Das Gehäuse besteht aus Edelstahl, das Uhrglas aus künstlichem Saphir, und das Armband aus Silikon. Bei der Größe allerdings erschlägt die Tsar Bomba namensgemäß die Matthis Bernard: über 50 Millimeter ist das Gehäuse lang, und 43,5 Millimeter breit. Die Höhe sind gewaltige 16,8 Millimeter bei einem Gewicht von 150 Gramm. Mit 43 mal 48 Millimetern und einer Höhe von 13,1 Millimeter kommt die Matthis Bernard etwas graziler daher, und lässt sich zudem besser tragen. Auch das Gewicht ist angenehmer am Arm. Bei der Gehäuseverarbeitung hat ebenfalls die Matthis Bernard die Nase vorn: Das PVD-gefärbte Gehäuse ist makellos, die Oberfläche rund um das Glas matt gestrahlt, die Flanken sind teils matt, teils glänzend. Der Boden ist aus poliertem Edelstahl mit rundem Sichtglas, vierfach verschraubt und bis zu 50 Meter wasserdicht. Das Gehäuse der Tsar Bomba ist ebenfalls gut verarbeitet und auch bis 50 Meter wasserdicht, aber es ist sichtbar, das hier aus dem Vollen gestanzt wurde – die Oberflächenbearbeitung ist eher mäßig.

© Thomas Gronenthal

Die Unterschiede liegen unter dem Zifferblatt – und dabei stellt die Matthis Bernard einen Rekord auf: Das Blatt besteht aus fünf Lagen! Das schafft die Tsar Bomba nicht – hier kommen nur drei Lagen zum Einsatz. Der optische Effekt ist bei beiden interessant, und der technologisch anmutende Einblick wird definitiv gewährleistet. Unter dem Blatt nutzt die Bomba ein Quartzwerk aus dem Seiko-Konzern, das Kaliber TMI/Hattori SEIKO VK67. Das Werk bietet, anders als andere Chronographen, eine mechanische Rückstellung der Zeiger und zudem eine schleichende Stoppsekunde, die ein wenig den Look von Mechanik imitiert. Im Großhandel kostet das Uhrwerk weniger als 15 US-Dollar, gilt aber als zuverlässig und langlebig. Die Matthis Bernard setzt ebenfalls auf japanische Technik: Das Miyota 82S0 gehört zu den Traktoren aus Japan und wird hier in der neuesten Version mit Stoppsekunden verbaut. Neben dem Handaufzug ist die Uhr damit optimal für den Alltag gerüstet. Beim Öffnen des Bodens fällt zudem eines auf: Hier wurde nicht gespart. Das Uhrwerk der Matthis Bernard sitzt satt in einem Haltering aus Metall, der im Gehäuse verschraubt ist. Bei der Tsar Bomba kommt nur ein schnöder Plastikring zum Einsatz.

© Thomas Gronenthal

Die Gangwerte der Matthis Bernard sind zudem ausgezeichnet: Das Uhrwerk läuft weniger als 4 Sekunden am Tag vor, ein für ein Massenwerk wie das 82S0 von Miyota extrem guter Wert.

© Thomas Gronenthal

Im Dunkeln kommen sich beide Uhren wieder näher: Die Ablesbarkeit ist schwach, besonders bei der Matthis Bernard. Anders als beschrieben sind nämlich die Zeiger nicht mit Leuchtmasse versehen. Die Leuchtkraft der Tsar Bomba hingegen ist nach wenigen Minuten bereits erschöpft: Nach spätestens 30 Minuten ist die Nachtablesbarkeit also identisch.

© Thomas Gronenthal

Am meisten setzt aber der Tragekomfort hier ein Fazit: Das hohe Gewicht der Bomba ist schon extrem, zusammen mit dem massiven Gehäuse wird die Uhr zum Kraftsport. Die Matthis Bernard hingegen trägt sich gut, das Silikonband ist bequem, und auf Wunsch kann auch jedes Lederband mit 22 Millimeter Anstoßbreite montiert werden. Bei der Bomba kann nur ein originales Band genutzt werden, das verschraubt werden muss.

© Thomas Gronenthal

Für die Bomba müssen 199 Euro angelegt werden (aktuell auf Amazon sogar für 169 Euro), mit Automatik-Werk ruft der Hersteller der Tsar zwischen 350 und 649 Euro auf. Die Matthis Bernard schlägt mit 499 Euro zu Buche – und gewinnt den Award „RM on a Budget“ in diesem Wettkampf. Neben dem präzisen Uhrwerk ist die Verarbeitung um Längen besser als die der Tsar, und der Tragekomfort ebenso. Wer sich also ein wenig Nadal-Gefühl ans Handgelenk binden möchte, ist damit optimal ausgerüstet und wird sich vielleicht dauerhaft nicht mehr trennen wollen. Hinzu kommt, dass die Matthis Bernard Space Gravity in zahlreichen Varianten bestellbar ist: Für jeden Geschmack ist also etwas dabei.

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