Gefälschte LuxusuhrenNeues aus der Uhrenwelt

China: Große Razzien in der Plagiate-Industrie

Die „Goldene Woche“ um den 1. Mai ist eine traditionelle Urlaubswoche in China zu Ehren des Tages der Arbeit. Eine besondere Arbeit findet in den Werkstätten der Uhrenfälscher statt. Razzien bei den Fabriken und Händlern, die in der Herstellung und dem Vertrieb gefälschter Markenware tätig sind, sind nicht unüblich – ein neues Gesetz macht es jedoch ab diesem Jahr schwerer. Im November 2020 passierte die Revision des Copyright Law (CL) den chinesischen Kongress. Seit 1990 besteht das Gesetz, in 2001 und 2010 wurde es novelliert und nun deutlich verschärft. Am 1. Juni 2021 wird die jüngste Novelle gültig.

Mit schärferen Strafen und präzisierten Bedingungen trägt das Gesetz der wachsenden Anzahl von Copyright-Verfahren Rechnung. In der Vorbereitung schalten die Behörden in China bereits einen Gang höher – in den letzten Wochen fanden etliche Razzien statt, bei der auch in der Szene bekannte Fabriken und Händler betroffen waren.

In der Vergangenheit haben diese Fabriken jedoch schon bald die Produktion wieder aufgenommen, es kam also nur zu kurzen Lieferverzögerungen. Das könnte diesmal anders aussehen! Die diesjährige Aktion der chinesischen Behörden hat ein außergewöhnliches Ausmaß. Nicht nur kleine Zulieferfirmen, sondern auch die größten und bekanntesten Firmen wurden durchsucht. Dabei wurden Uhren und auch Maschinen beschlagnahmt. Es soll auch zu Verhaftungen von Personal gekommen sein.

Die Erschütterung des Marktes war so stark, dass zu einigen Fabriken berichtet wird, dass die Produktion von Plagiaten wohl zeitnah nicht mehr möglich sein wird. Auf jeden Fall haben viele Handelsplattformen zunächst die Annahme von Bestellungen gestoppt.

Unbestritten ist China der größte Hersteller und Exporteur von gefälschter Markenware.

Zu den von den Razzien und Schließungen betroffenen Firmen gehört unter anderem auch die für Rolex-Plagiate bekannte Hersteller NOOB. Ebenfalls betroffen sind wohl auch GMF, TBF, V6F und viele weitere Hersteller. Von einer temporären Schließung sprechen die Hersteller AR, JF, und VS.

Neben den Uhren ging es auch Handtaschen an den (gefälschten) Henkel.

In wieweit diese Aktion nun stellvertretend für das zukünftige Vorgehen gegen die Fabriken steht, kann noch nicht gesagt werden. Zumindest scheinen die bekannten Korruptions-Modelle, die bisher Warnungen seitens der Behörden an die Fabriken und Händler vorab ermöglichten, deutlich ausgetrocknet worden zu sein.

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2 Kommentare

  1. Ohne wirklich in dem Thema drinne zu sein, hat mich der Artikel in der Hinsicht etwas überrascht, dass der Staat gegen einen seiner traditionellen Industriezweige vorgeht, wenn man das einmal so bezeichnen will. Schnitt ins eigene Fleisch? Druck von Aussen? Ich hatte angenommen, die bisherigen Razzien – für die betreoffenen Firmen bis vor Kurzem noch in überschaubarem Rahmen – seien eher ein Signal nach aussen, dass man die Machenschaften der Plagiatshersteller zwar auch nicht tolleriert, versucht dagegen vorzugehen und im Hintergrund läuft alles weiter wie bisher. Ein etabliertes Warnsystem hat ja offensichtlich bis vor kurzem funktioniert.

  2. Der Druck von außen wird ständig erhöht, was auch zur Anpassung des Gesetzes geführt hat. Aber Sie haben Recht – das „Frühwarnsystem“ hat eigentlich immer gut funktioniert. Ich vermute, wie früher auch schon, muss es einige Bauernopfer geben – die Fabriken werden sicher in den kommenden Wochen an neuem Ort mit neuem Namen das Handwerk fortsetzen.

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