Review & Test

Review: DuBois et fils DBF 007-04 Bronze Diver AS 1895

Mit der DBF 007 hat DuBois et fils die erste Taucheruhr unter der neuen Führung von DuBois-Chef Thomas Steinemann vorgestellt. Im Test zeigt die Version in einem Gehäuse aus Bronze viele liebevolle und technisch ausgefeilte Details – und einen besonderen Antrieb: Die Uhr nutzt ein AS 1895 der Fabrik Adolph Schild aus einem historischen Lagerbestand.

© Thomas Gronenthal

Als Uhrenmarke ist DuBois et fils einen beeindruckenden Weg gegangen: Gegründet 1785 ist das Unternehmen bis heute aktiv, ohne eine Unterbrechung. Das schafften nicht einmal Namen wie Blancpain – zu Recht darf sich DuBois daher älteste Uhrenfabrik der Schweiz nennen. Mit einem neuen Inhaber und einem Crowdinvestment startete die Marke mit neuen Modellen, seit einigen Jahren nutzt DuBois et fils dazu historische Uhrwerke aus einem Lagerbestand unbenutzter Juwelen der führenden Schweizer Werkehersteller.

Das Uhrwerk – hier verbaut in der PVD-beschichteten DBF 007. © DuBois et fils

Gehäuse

Als Taucheruhr nimmt die DBF 007 die Formsprache von Taucherklassikern auf, entwickelt darum aber ein vollständig eigenständiges Produkt. Nichts an dieser Uhr kopiert bestehende Hersteller, und alleine schon das Gehäuse zeigt eine enorme Liebe zum Detail. Das Gehäuse aus Bronze mit einem Boden aus Edelstahl ist poliert und mattiert und lebt optisch durch unterschiedlichste formale Merkmale, die fast an die Karosserie eines Sportwagens erinnern. So ist auch die drehbare Lünette in das Gehäuse integriert, die Bandanstöße reichen über die halbe Höhe der Lünette. Wasserdicht ist die DBF 007 bis 200 Meter, wer will, kann die Uhr also auch auf ernsthafte Tauchtouren mitnehmen. Die Einlage der Lünette besteht aus Keramik in tiefem Schwarz, der Drehmechanismus arbeitet mit sattem Klang und rastet außergewöhnlich präzise. Als Uhrglas wird doppelt entspiegeltes und beidseitig gewölbtes Saphirkristall genutzt. Die Kante ist gefast, ebenso wie die Innenkante der Lünetteneinlage. Die Qualität ist überragend und stellt in Form und Haptik Hersteller in weit höheren Preisklassen in den Schatten. Ein besonderes Highlight ist der verschraubte Boden: Er ist mit unterschiedlichsten Oberflächen – mattiert, matt gesandstrahlt, und trägt die tiefsten Gravuren, die mir in der Uhrenbranche je begegnet sind. Neben technischen Informationen zur Uhr trägt der Boden das gravierte Wappen von DuBois et fils. Der Boden ist ein Kunstwerk. Hinzu kommt: Der verschraubte Boden und die Schraubkrone sind genau ausgerichtet, und das ist kein Zufall. Öffnet man den Boden, stellt man fest, das zur Bearbeitung Boden und Gehäusekorpus mit einem Metallstift fest verbunden werden, um die Ausrichtung zu gewährleisten. Diesen Aufwand treiben nur wenige Hersteller. Der Durchmesser des Gehäuses beträgt üppige 44 Millimeter, die Höhe mit Glas 15 Millimeter.

© Thomas Gronenthal

Das Zifferblatt ist mit Sonnenschliff versehen und trägt laut Hersteller mehr als 30 Lackschichten. Die Indexe sind von Hand gesetzt, und wie die Zeiger mit Superluminova ausgelegt. Der optische Effekt ist von Tiefe und Klarheit geprägt, zudem fällt die exzellente Verarbeitung auf. Der Sekundenzeiger trägt allerdings – im Unterschied zu üblichen Taucheruhren – keine Leuchtmasse. Als Gegengewicht kommt allerdings ein skelettierter Tannenbaum zum Einsatz – das Symbol der Uhrenmarke. Die Zeigerlänge ist perfekt, die Ablesbarkeit unter allen Umständen sehr gut.

Der beeindruckende Boden der DBF 007. © Thomas Gronenthal

Uhrwerk & Gang

Das Uhrwerk ist historisch und technisch interessant. Das Adolph Schild-Kaliber AS 1895 stammt aus den 1960er Jahren und gehörte damals zu den besten verfügbaren Werken. Die Werke aus einem Lagerbestand werden vor dem Einbau bei DuBois umfassend überholt. Neben der zentralen Sekunde zeichnet sich das Werk durch einseitigen Aufzug aus, als Stoßsicherung kommt das Incabloc-System zum Einsatz. Bei einem Durchmesser von 31 Millimetern ist das Uhrwerk nur 5,25 Millimeter hoch und damit nur wenig höher als bspw. ein ETA 2824-2. 25 Lagersteine sorgen für reibungslosen Lauf bei wartungsfreundlichen 21.600 A/h und einer Gangreserve von 42 Stunden. Interessant ist die clevere Konstruktion, bei der beispielsweise zum Tausch der Zugfeder nur eine Brücke gelöst werden muss. Gehwerk, Automatik und Federhausbrücke sind räumlich so getrennt, das ein kompletter oder teilweiser Service eine Freude ist.

Die Gangwerte sind indes das, wo sich die Spreu vom Weizen trennt. Und hier trumpft die DuBois et fils DBF 007 auf: Plus zwei Sekunden am Tag bei einer Amplitude von 290 Grad auf der Zeitwaage bei Vollaufzug. Beim Tragetest über eine Woche geht die Uhr insgesamt weniger als 15 Sekunden vor. Das ist ein Chronometerwert, der bei modernen Werken auch kaum besser abzubilden ist. Eine schöne Reminiszenz an die alten Zeiten ist übrigens die fehlende Schnellverstellung des Datums. Uhrwerke wurden damals für dauerhaftes Tragen und weniger für Sammlungen gebaut – daher muss zur Korrektur des Datums die Zeit vor- und zurückgestellt werden.

© Thomas Gronenthal

Armband & Tragekomfort

Die DBF 007 wird am Arm mit einem Band aus natürlichem Kautschuk mit einer oberen Schicht aus feinem Kalbsleder befestigt. Die Rückseite ist aufwendig mit der DuBois-Tanne verziert. Damit kommt genügend Luft an den Arm. Geschlossen wird das Band mit einer Dornschließe aus Edelstahl 316L, die poliert und gebürstet ist. Da die Schließe direkt den Arm berührt, wurde keine Bronze genutzt, sondern eine gelbe Vergoldung. Zu Beginn wirkt das Band etwas steif, nach weniger Tragezeit allerdings sitzt die Uhr bequem und angenehm am Arm, zudem muss man mit dem Band keine Angst vor einem Schluck Wasser haben.

© Thomas Gronenthal

Watchthusiast-Fazit

Die Uhr überrascht, und ist einer der wenigen Zeitmesser, der auch nach Tagen noch Freude an der Entdeckung neuer Einzigartigkeiten macht. Die Indexe, die eine besondere Form mit zwei Vertiefungen haben, die Lichteffekte des Zifferblatts, und der Boden. Den kann man betrachten und befühlen – eine Freude. Hinzu kommt das Uhrwerk, das alles andere als von der Stange ist. Es arbeitet hervorragend, und gibt der Uhr nicht nur Nachhaltigkeit, sondern auch eine besondere Seele.

Der passende Moment: Der Sekundenzeiger überquert die nachleuchtenden Stunden- oder Minutenzeiger in der Dunkelheit, die Tanne wird sichtbar. © Thomas Gronenthal

Alle Komponenten stammen aus der Schweiz und von besten Betrieben, und kein Bauteil stammt aus einem Katalog. Das ist einen Preis wert – der in dem Fall 5.950 Schweizer Franken beträgt. Und ja, jeden Rappen ist diese DuBois et fils DBF 007 wert.

Wer übrigens lieber Stahl trägt – die Uhr gibt es in verschiedenen Variationen.

Und wer nur ein Uhrwerk kaufen will: Mit einem Token bekommen limitierte historische Uhrwerke aus dem Lager von DuBois einen digitalen Blockchain-Zwilling. Es gilt: Ein Uhrwerk = ein Token. Das gekaufte Uhrwerk verbleibt bei DuBois et fils, wo es sachgerecht gelagert wird. Dank moderner Blockchain-Technologie ist die Herkunft des Werks transparent dokumentiert, auf Wunsch kann daraus später eine Uhr gebaut werden – oder das Werk wird an DuBois mit Gewinn zurückverkauft. Es gibt jeweils nur eine sehr beschränkte Anzahl an verfügbaren Werken – weitere Informationen zu dem Token-Programm sind online zu finden.

© Thomas Gronenthal

 

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2 Kommentare

  1. Das sieht in der Tat nach einem Kunstwerk aus. Eine rundum gelungene Uhr, und jedem Massenprodukt mit Warteliste vorzuziehen.

  2. Das Design trifft zu einhundert Prozent meinen Geschmack: Die Uhr ist wunderschön. Auch bin ich ein Fan der Bandanstösse; sie sehen einer Tangente ähnlich welche an der Uhr anliegt. TAGHeuer benutzt diese Form häufig. Ein „Nachteil“ welcher sich daraus ergibt ist die Breite der Uhr, also das Mass über das Ganze… Leute mit schmalen Handgelenken können dieses Design nicht tragen, zumal diese Form der Bandanstösse meiner Erfahrung nach an Uhren mit grösseren Durchmessern zum Tragen kommt, was natürlich Sinn macht weil sie relativ massig sind. Ich würde „alles tun“ für etwas breitere Gelenke. Sorry, es ist nur frustrierend, dass einem so viele Uhren, genau nach meinem Geschmack verwehrt bleiben. Ich habe seit einiger Zeit eine Hauptuhr der Marke Longines mit Mondphase und 40 mm Durchmesser als Kompromiss… Aber mein Gott, IST diese Dubois schön…!!!

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