Review & Test

Review: DuBois et fils DBF006-05

Es ist eine reizvolle Kombination: Ein historisches Uhrwerk in einem Edelstahlgehäuse mit modernem Durchmesser machen die DBF006 von DuBois et fils zu einem ganz besonderen Stück. Das neue Modell der ältesten Schweizer Uhrenfabrik, die zwar mehrfach den Besitzer gewechselt, aber nie weg vom Markt war, kommt mit einem soliden Gehäuse aus Edelstahl 316L, bei dem sich polierte und gebürstete Oberflächen abwechseln. Der Durchmesser von 42 Millimetern ist absolut zeitgemäß, die Höhe von 12 Millimetern ist dem Uhrwerk im Inneren geschuldet, wird aber durch das gewölbte Saphirglas optisch minimiert. Die Proportionen der neuen Uhr jedenfalls sind absolut stimmig. Beide Gläser sind beidseitig entspiegelt und lassen so das Zifferblatt maximal wirken. Die Wasserdichte beträgt 5 ATM.

© Thomas Gronenthal

Stahlgehäuse mit Rotgold-Akzenten

Das Gehäuse ist sehr hochwertig gefertigt, die Lünette mit Glas ist aufgepresst, der Boden mit seinem Sichtglas vierfach verschraubt. Im Unterschied zu anderen Herstellern beschränken sich die Informationen auf dem Sichtboden auf das Wesentliche: Material, Wasserdichte, Modellnummer und der Hersteller – sowie der Vermerk auf die limitierte Auflage. Auch die Schrauben sind besonders und zitieren in mattierter und polierter Ausführung das DuBois-Markenlogo des Tannenbaums. In diesem Fall handelt es sich um einen Prototypen, das Modell mit grünem Zifferblatt und rotvergoldeter Krone gibt es genau 11-mal. Alle 11 haben schon einen Besitzer gefunden – aber es gibt Modelle mit anderen Zifferblattfarben wie blau, silber oder schokoladenbraun, die allesamt noch verfügbar sind. Uhren mit vergoldeten Indexen und Zeigern bieten das Felsa-Uhrwerk in rotvergoldeter Version, jene Modelle mit silbernen Zeigern nutzen ein rhodiniertes Werk.

© Thomas Gronenthal

Kunst am Zifferblatt

Mit dem Zifferblatt ist DuBois et fils ein Kunstwerk gelungen: Der makellose Lackauftrag in grün auf einem Sonnenschliffblatt wirkt unter verschiedenen Lichtbedingungen fast schwarz oder smaragdgrün, die rotvergoldeten Zeiger und applizierten Indexe setzen einen Akzent gemeinsam mit dem rotgoldenen Schriftzug von DuBois et fils. Die Zeiger in klassischer Dauphin-Form nehmen zudem das Logo von DuBois, den Tannenbaum, auf: Ein schönes Detail, eines von vielen! Das Zifferblatt ist gewölbt, auch die Indexe nehmen die Wölbung mit auf. Auf sechs Uhr findet sich der Hinweis auf das Uhrwerk: Bidynator. Auf dem sandgestrahlten und rotvergoldetem Werkhaltering findet sich derselbe Schriftzug, zusammen mit dem Hinweis auf das verbaute Felsa 4007N.

Ein Rohwerk und das finale Produkt: Der Aufwand ist sichtbar, selbst wenn das ursprüngliche Werk im unscharfen Vordergrund liegt. © Thomas Gronenthal

Vintage-NOS-Werk: Felsa 4007N

Fast 70 Jahre nach seiner Erfindung bringt DuBois et fils das erste Automatikuhrwerk mit doppelseitigem Aufzugsrotor – den Bidynator – in seiner ursprünglichen Form zurück. In einem Lager fand sich dieser Schatz, bestehend aus nie verbauten Uhrwerken aus verschiedenen Epochen, darunter die robusten und hochwertigen Felsa-Kaliber. Tatsächlich bot der Werkehersteller das weltweit erste Uhrwerk mit einem Aufzugsrotor, der in beide Richtungen die Zugfeder spannt. Damals nannte Felsa diesen Mechanismus Bidynator – heute kehrt die bahnbrechende Entwicklung, die sogar vor Rolex auf den Markt kam, in den Uhren von DuBois et fils zurück.

Die Werke wurden selbstverständlich fachmännisch zerlegt, gereinigt, kontrolliert, geölt und reguliert. Zu der Aufbereitung gehörte auch eine vollständige neue Vergoldung des Werkes, um das Erscheinungsbild stimmig zum Werkhaltering zu haben. Der Rotor wurde mit dem Logo und Gründungsjahr von DuBois et fils versehen.

© Thomas Gronenthal

Der Felsa-Entwickler Friedrich Meyer gehörte zu den großen Innovatoren der 40iger und 50iger Jahre. Die Basis für das Bidynator-Werk wurde Anfang der 1940er Jahre zum Patent angemeldet. Das Werk verfügt über einen Durchmesser von 11,5 Linien – eine Größenklasse mit dem ETA 2824-2. Die Höhe beträgt 5,6 Millimeter, 25 Lagersteine sorgen für eine reibungsarme Lagerung der Räder und Triebe. Die Gangreserve beträgt über 40 Stunden, die Hemmung arbeitet derweil mit moderaten 18.000 Halbschwingungen pro Stunde. Diesem Uhrwerk kann man beim Ticken also noch zuhören – was auch für den Aufzug gilt: Das Restgeräusch ist bei stiller Umgebung gut zu hören, trägt aber zum Charakter der Uhr bei anstatt zu stören. Zumal der Rotor äußerst effizient aufzieht und nach wenigen Stunden bereits nahezu Vollaufzug erreicht hat, wo sich ein ETA 2892-A2 noch deutlich schwerer tut. Nicht nur optisch schön, sondern auch von hoher Qualität ist die Schraubenunruh.

Hohe Genauigkeit

Jetzt mag sich manch Uhrenfreund die Frage stellen, wie ein 70 Jahre altes Uhrwerk mit moderner Ware von Herstellern wie ETA, Soprod oder Selitta mithalten kann. Es kann – und wie. Auf der Zeitwaage sind die Gangergebnisse überzeugend: Das rotvergoldete Felsa 4007N läuft liegend mit plus sechs Sekunden/24 Stunden bei Amplituden um 300 Grad. Auch hängend und am Arm sind die Gangwerte hervorragend. Zumal die niedrige Schwingfrequenz für lange Wartungsintervalle steht – ein weiterer Pluspunkt der neuen DuBois et fils DBF006. Für den After-Sales-Service hat DuBois et fils zudem genügend Teile, um eine langfristige Versorgung bei Schadensfällen zu gewährleisten.

Bei der Bedienung allerdings merkt man, das in den 1950er Jahren Uhrwerke nicht für Sammler und Gelegenheitsträger, sondern für die präzise Zeitmessung im Alltag gebaut wurden. Daher fehlt ein Sekundenstopp ebenso wie eine Schnellverstellung des Datums. Bei Stillstand und falschem Datum muss also zwischen ca. neun Uhr abends und Mitternacht die Zeit vor- und rückwärts verstellt werden, um das Datum genau zu justieren.

Hochwertige und individuelle Schließe mit hervorragendem Armband. © Thomas Gronenthal

Am Arm befestigt wird die Uhr mit einem edel verarbeiteten Lederband und einer Edelstahl-Dornschließe. Beide Komponenten werden speziell für DuBois et fils gefertigt und erfüllen auch die Ansprüche an eine Uhr für 10.000 Franken. Das weiche Band ist robust und trägt sich hervorragend.

Watchthusiast-Fazit:

Die beiden jeweils auf 99 Stück limitierten Modelle mit silbernem oder blauem Zifferblatt schlagen mit 3.950 Schweizer Franken zu Buche, die strenger limitierten Varianten mit rotgoldenem Uhrwerk kosten 4.850 CHF (braunes Blatt, Auflage 33 Stück) oder 4.900 CHF mit blauem Zifferblatt und einer Auflage von 22 Stück. Das grüne Modell hier im Test hätte bei einer Auflage von 11 Uhren 4.950 CHF gekostet – die aber allesamt bereits verkauft sind. Im Online-Shop von DuBois et fils kann die Seriennummer nach Wunsch ausgesucht werden.

© Thomas Gronenthal

Für eine Uhr dieser Qualität ist das ein angemessener Preis, zumal das Uhrwerk nicht nur selten, sondern auch umfangreich überarbeitet wurde und hervorragend arbeitet. Im Vergleich mit jedem Kaliber von der Stange muss sich das Felsa 4007N nicht verstecken – weder optisch noch technisch. Und was ist noch besser als ein Manufakturwerk, in dem dann doch ein Radsatz eines normalen Massenwerks steckt: Richtig, ein Manufakturwerk eines der spannendsten Hersteller des 20. Jahrhunderts, der später in der ETA aufging und dessen Genialität zugunsten der Eterna-Entwicklungen, die später als ETA-Werke (2824 und 2892) nahtlos bis heute weitergebaut wurden.

Für DuBois et fils als älteste Schweizer Uhrenfabrik, die nie in einen Dornröschenschlaf fiel, sind die Vintage-Werke eine ideale Ergänzung – und die Umsetzung weiß zu gefallen. Zu haben sind die Uhren im Webshop von DuBois et fils.

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