Diese Uhrenmarke ist ein Mysterium: Der Hersteller ist nicht identifizierbar, die Herkunft schon. Aus China komme die Uhren, die alle eine Design haben, das nicht ganz unbekannt ist. Selbst der Name ist nicht unbekannt – er weckt die Assoziation an die berühmten Sportwagen. Allerdings hat die Marke damit nichts zu tun – Recherchen im Markenregister bringen lediglich zutage, das die Wortmarke Pagani Design in Deutschland für Uhren registriert ist. In gängigen Foren erfreuen sich diese Uhren jedoch großer Beliebtheit.
65 Euro? Ist das ernst gemeint?
Normal kommt der Preis am Ende im Watchthusiast-Fazit, aber in diesem Fall direkt am Anfang. 65 Euro hat diese Uhr im Zuge einer Rabattaktion bei Amazon gekostet. Die Uhr in dieser Review ist ein sportliches Edelstahlmodell mit einem massiven Edelstahlband. Das Design ist nicht eigen, sondern eine Kopie des TAG Heuer Autavia Isographen, mit einigen wenigen Änderungen wie der Datumsanzeige auf drei Uhr statt sechs Uhr. Vermutlich wäre der Druck einer neuen Datumsscheibe zu teuer gewesen. Das äußert sich in erster Linie über das Zifferblatt mit zweifarbigem Verlauf, auch Fumé genannt. Am Rand schwarz und in der Mitte braun ist es sportlich und elegant, und verleiht der Uhr einen hochwertigen Touch. Hinzu kommt die Oberfläche, die gekörnt ist und an Schrumpflack erinnert. Die Machart des Zifferblatts ist durchaus hochwertig – die Indexe sind aufgesetzt, der Indexring ebenso. Die Zeiger sind wie das Zifferblatt mit Leuchtmasse ausgestattet, fallen in der Verarbeitung aber gegenüber dem Zifferblatt ab. Beeindruckend hingegen ist die Druckschärfe des Zifferblatts und die Applikation der Leuchtzahlen.
Die drehbare Lünette hat etwas Spiel, rastet aber genau genug, um die Bezugsmarkierung auf 12 Uhr präzise auszurichten. Das Inlay besteht aus Keramik, versehen mit sauberen Gravuren, die mit weißer Farbe ausgefüllt wurden. Das Edelstahlgehäuse ist sauber verarbeitet, die Kanten an der Unterseite könnten weniger scharf sein. Das Spiel zwischen polierten und mattierten Flächen weiß zu gefallen und verleiht der Uhr mehr Wertigkeit, als der Preis je vermuten ließe. Die Krone ist verschraubt und mit Pagani-Logo versehen. Die Wasserdichte beträgt 100 Meter, auch der Sichtboden ist verschraubt. Beide Uhrgläser sind aus Mineralglas, das Deckglas ist gewölbt und bläulich entspiegelt. Saphir für 65 Euro wäre natürlich ein Traum gewesen – hochgewölbt sprengen diese Gläser allerdings das Budget einer Uhr zum absoluten Mitnahmepreis.
Als Uhrwerk setzt Pagani das Seiko NH35A ein. Das Automatikwerk ist nicht verziert, verfügt aber über Handaufzug und Sekundenstopp. Allerdings ist es normal nicht für glänzende Gangwerte ab Lager bekannt – nicht so in diesem Fall: Mit fünf Sekunden Vorgang auf 24 Stunden ist das Uhrwerk gut einreguliert und absolut alltagstauglich. Genfer Streifen und eine Schraubenunruhe sucht man in dieser Preisklasse vergeblich.
Das Armband ist aus massiven Stahlgliedern, leider nur verstiftet statt verschraubt. Es fühlt sich solide, aber scharfkantig an. Dem geringen Preis der Uhr fiel die Entschärfung der Kanten zum Opfer. Die Faltschließe ist aus stabilem, dicken Stahlblech, geschlossen mit zwei Drückern, die sicher einrasten. Die Verarbeitung der Schließe ist Einstiegslevel – sie öffnet und schließt sicher, Schönheitspreise in der Feinverarbeitung kann man damit keine gewinnen. Die Außenseite der Schließenklappe ist mit dem Markennamen graviert, ein optisch hochwertiger Touch.
Watchthusiast-Fazit:
Kaum zu glauben. Eine ganze mechanische Uhr mit Seiko-Uhrwerk für 65 Euro. Kauft man das Uhrwerk alleine bei deutschen Lieferanten, kostet es mehr als 20 Euro. Gehäuse, Band, Glas: Solche Preise lassen sich nur in China realisieren. Dafür gibt es einen erstaunlichen Gegenwert. Selbst für 100 Euro – die Preise des gezeigten Modells schwanken beständig – sind hier gut für einen „Daily Rocker“ angelegt. Ein Lederband in guter Qualität, das gerne auch die Hälfte des Uhrenpreises kosten darf, steht der Pagani sicher auch gut und erhöht den gefühlten Wert der Uhr auf einige Hundert Euro.
tg