Was in der Autowelt bewährt ist, kann auch bei Uhren nicht schaden – so dachte wohl Rolex-Gründer Hans Wilsdorf im Jahr 1946. Ähnlich wie Rolls-Royce mit der lange Jahre nahezu baugleichen Schwestermarke Bentley bietet er die Tudor an. Die Uhr vereint Rolex-Eigenschaften mit einem günstigen Preis. Und hat bis heute Erfolg.
Es scheint von langer Hand vorbereitet – bereits 1926 ließ Wilsdorf die Marke Tudor eintragen. Es werden auch erste Armbanduhren gebaut, die jedoch noch keine Ähnlichkeit mit den Modellen von Rolex aufweisen. Erst 1946 gewinnt die Idee Format. Hans Wilsdorf will Armbanduhren anbieten, die jeder Rolex-Händler als ergänzende Produktlinie verkaufen kann. Dazu sollten die Uhren absolut zuverlässig sein, ebenso wasserdicht – aber preislich eher an einer jüngeren Zielgruppe orientiert. Zur damaligen Zeit hatte Rolex sich als Marke etabliert und mit geschicktem Marketing gezeigt, was diese Uhr alles überstehen kann. So kommt Tudor zur richtigen Zeit, und die noble Herkunft aus der Rolex-Schmiede wird nicht verschwiegen. Hans Wilsdorf zeigt sich selber gerne in der Werbung. Zumal die Tudor eine der hervorstechendsten Eigenschaften der Rolex erhält: Das wasserdichte Oyster-Gehäuse. Während die Uhren in den 1920er und 1930er Jahren nur mit dem Namen Tudor gemarkt sind, findet sich ab Mitte der 1930er Jahre die Wappenrose der Familie Tudor als Markenlogo. Nach 1947, ein Jahr nach der offiziellen Gründung von Tudor, steht die Rose alleine auf dem Blatt. Uhren nach 1969 bekamen ein schlichtes Wappen, die Rose verschwand komplett. Tauchen auf Online-Handelsplattformen Uhren im Oyster-Gehäuse und der Doppelmarkierung Tudor – Rolex auf, ist Vorsicht geboten: Es handelt sich um Fälschungen oder nicht originalgemäß überarbeitete Zifferblätter.
Tudor Oyster Prince
Zwischen 1947 und 1952 bringt TUDOR zunächst die Modelle Oyster und die Kollektion Oyster Prince auf den Markt. Die haptische Qualität kommt dabei von Rolex, ebenso der Stil der Uhr, zugekaufte Werke sorgen durch sorgfältige Kontrolle für hohe Präzision. Das Versprechen des Firmengründers ging auf – und die Verkaufszahlen bestätigten den Plan. Die Ähnlichkeit zwischen den Uhren von Tudor und Rolex ist groß, schnell erhält die Tudor dabei den Spitznamen der „Rolex des kleinen Mannes“. Die Präsentation der Oyster Prince wurde mit einer Marketingkampagne begleitet, um die Botschaft von hoher Qualität zu verbreiten. Detaillierte Beschreibungen und Werbeillustrationen zeigten die Belastbarkeit der Uhren auf, statt edler Sportarten findet sich die Tudor Prince auch am Handgelenk eines Stahlarbeiters.
Auch Institutionen werden auf die günstige Alternative zur Rolex aufmerksam. 1952 führt die Royal Navy eine Expedition nach Grönland durch. Eine passende Uhr wird für das wissenschaftliche Team gesucht. 30 Stück der Tudor Oyster Prince fanden so den Weg nach Grönland. Basierend auf den Erfahrungen mit wasserdichten Uhren, die bei der Mutter Rolex bereits gesammelt wurden, entwickelt auch Tudor in den 1960er Jahren eine professionelle Taucheruhr. Sie sollten als Ausstattung für Armeen interessant sein. Von 1964 bis 1966 wurde die Tudor Prince Submariner für die US-Marine produziert, der Name zeigt bereits die Baugleichheit zum Rolex-Erfolgsmodell.
Tatsächlich war das Gehäuse gleich, auch die Krone trug das Signet von Rolex. Lediglich das Uhrwerk, Zifferblatt und Zeiger waren unterschiedlich. Problematisch bei einem Gebrauchtkauf: Ähnlich wie bei Rolex-Uhren sind mehr als 50 Prozent der in Umlauf befindlichen Uhren ganz oder teilweise gefälscht. Restaurierte Zifferblätter sind dabei ein Problem, umgebaute und nicht fachgerecht restaurierte Uhrwerke ein weiteres. Auch Gehäuse, Armbänder und Zeiger werden gefälscht und umgebaut. Vor allem aus Asien kommen solche „Frankenwatches“, die wie Frankensteins Monster aus einzelnen Komponenten zusammengebaut wurden. Verräterisch ist meist der Preis: Unter 1.000 Euro sind meist nur umgebaute und wenig qualitative Uhren zu finden. Im Jahr 1969 wird die Prince Submariner auch für die Öffentlichkeit vorgestellt, ebenso wie die Modelle Prince Date-Day und die Tudor Ranger.
Während die Date-Day der Rolex Day-Date huldigt und mit einem ETA-Werk Datum und Wochentag anzeigt, reduziert sich die Ranger auf das Minimale einer Rolex Explorer. Drei Zeiger reichen voll aus, die opulente Leuchtausstattung von Zifferblatt und Zeigern macht das Ablesen unter allen Umständen einfach. Später ist die Uhr auch mit Datumsanzeige zu haben. Die bei Rolex sonst üblichen Referenznummern machen die Zuordnung einer Ranger nicht leichter. In den ersten Produktionsjahren trug die Uhr keine eigene Referenz, sondern teilte sich die 9050 oder 7966 mit der Standard-Prince. Erst in den 1980er Jahren erhielt die Uhr eine eigene Referenz (90330 und 90220). Damit ergeben sich folgende Referenzen für die Ranger-Modelle ohne Datumsanzeige: 7992, 7934, 7995, 7965, 90330 und 90220, sowie für die Modelle mit Datum: 7964, 7966, 7990 und 7996. Wie bei Rolex üblich finden sich die Gravuren für Serien- und Referenznummer zwischen den Bandanstößen. Daher ist die Demontage des Armbands unumgänglich.
Eine Ranger gebraucht kaufen
Bei einem Gebrauchtkauf einer Tudor Ranger ist ein scharfes Auge nötig. Tatsächlich gibt es Uhren, die so hochwertig rekonstruiert sind, dass auch Fachleute die Fälschung erst auf den zweiten oder dritten Blick erkennen. Die Preise beginnen bei ca. 1.500 Euro, allerdings ist das Angebot klein. Nur wenige dieser Modelle sind nach einer regelrechten Schwemme von Bastleruhren Anfang der 2000er Jahre zu haben. Ein ausgewiesener Experte sollte bei höherpreisigen Modellen stets hinzugezogen werden, um die Echtheit zu gewährleisten.
Leichter ist der Erwerb der Prince Date- und Date-Day-Modelle, die in nahezu allen Varianten ähnlich der Rolex Datejust zu kaufen waren. Beliebte sind vor allem Stahluhren, auch erhältlich waren Modelle in Stahl-Gold und Goldplattiert. Die Preise beginnen – je nach Pflegezustand – bei 700 Euro, und erreichen auch Bereiche von über 2.000 Euro. Die Großserienwerke machen zumindest den Austausch von defekten Teilen möglich, bei Gehäuse, Kronentubus und Krone muss jedoch auf Rolex-spezifischen Ersatz zurückgegriffen werden. Die Submariner von Tudor wird ebenso ab einem Betrag von 1.800 Euro gehandelt, ebenso die wesentlich eigenständiger konzipierten Hydronaut-Modelle, die ab 1999 gefertigt wurden. Besonders exotisch ist die Kollektion Tudor Monarch, die eine eigenständige Gehäuseform mit Quarzwerken kombinierte. Vorgestellt wurden die Uhren 1991, der Erfolg war überschaubar. Auch heute noch gelten die Uhren als Geheimtipp, der ab 400 Euro zu haben ist. Die Gehäuse- und Bandqualität ist hervorragend.
Tudor „Daytona“
Besonders begehrt und teuer sind die Chronographen-Modelle von Tudor. Ende der 1960er bringt die Genfer Rolex-Tochter die Monte Carlo auf den Markt. Das Gehäuse ist baugleich zur Rolex Daytona, zum Einsatz kommen Handaufzug-Uhrwerke von Valjoux. Das sportliche Design, die wasserdichte Konstruktion mit verschraubten Drückern, und besondere Merkmale wie die Vergrößerungslupe für das Datum auf sechs Uhr machen die Uhr zu einem Juwel. Die Preise können dabei bis zu 10.000 Euro betragen – fraglos ein Preis, den die Uhr in einem hervorragenden Zustand auch wert ist. Später bringt Tudor, ebenfalls im Gehäuse der Daytona, den Oysterdate Chronograph (1977 – 1996) auf den Markt. 1996 wird daraus der Prince Chronograph auf den Markt. Ein Valjoux 7750 sorgt für Präzision und Verlässlichkeit, der damalige Verkaufspreis liegt bei weniger als 50 Prozent der großen Schwester. Diesen Vorteil genießen die auch „Big Block“ genannten Uhren noch heute. Ab 2.500 Euro sind Uhren in gutem Zustand zu haben, besondere Zifferblattvarianten wie das Panda-Dial (weißes Zifferblatt, schwarze Totalisatoren) können auch bis zu 4.000 Euro kosten.
2007 beginnt für Tudor eine neue Zeitrechnung. Neue Modelle, mehr Eigenständigkeit und ein neues Selbstbewusstsein sorgen für eine neue Markenidentität. Dazu gehört auch, die Vergangenheit neu aufleben zu lassen. 2010 kommen verschiedene Heritage-Modelle auf den Markt – ein Chronograph wie anno 1970, eine Taucheruhr mit klassischen Snowflake-Zeigern – und eine neue Interpretation der Tudor Ranger. Deutliche Ziffern, gut ablesbare Zeiger, keine Anzeige des Datums und ein roter Sekundenzeiger. Zudem ist die Uhr dezent gewachsen, wahlweise am massiven Band aus Edelstahl oder mit einem zeitgenössischen Canvas-Band zu tragen. Die Ranger zeigt auch heute die Kernwerte gemäß den Plänen von Hans Wilsdorf: Zuverlässig, klassisch, hochwertig und bezahlbar. Die Marke ist dieser Mission treu geblieben. Gemeinsam mit Breitling geht Tudor noch einen Schritt weiter: Während Breitling Dreizeiger-Automatikwerke bei Tudor einkauft, kann die Rolex-Tochter heute auf den Breitling-Chronographen B01 zugreifen. Damit werden die Uhren noch spannender, die von der Genfer Tochter stammen!
Schließe mich da voll an – Tudor hat einen eigenen Charakter und ist weit mehr als die kleine graue Schwester von Rolex. Ich würde sogar soweit gehen dass Tudor aktuell die spannendere Marke ist. Damit will ich Rolex keinesfalls diffamieren und qualitativ und was die Historie angeht spielt Rolex in einer anderen Liga aber eine Bronze Bay ist von Rolex beispielsweise nicht denkbar. Auch mit den Testimonials wie David Beckham und Lady Gaga schlägt Tudor eine selbstbewusste, kantigere aber vor allem stringente Linie ein. Ich freue mich zu sehen was da in den nächsten Jahren noch auf uns zu kommt!
Ich überlege mir den Heritage Chrono zu kaufen.
Hat das Design von der alten 7031 bzw. 7032 und
ich stehe darauf.