Seit gut vier Jahren gibt es einen Nachbau des Rolex-Kaliber 3135. Das Werk ist nicht in allen Details baugleich, aber optisch kaum zu unterscheiden. Die gesamte Architektur entspricht dem Original, lediglich die Maße von Rädern und Trieben sind nicht durchgängig identisch.
Echte Rolex-Zeiger und Zifferblätter lassen sich jedoch ohne Probleme auf dem Klon montieren, was neben der Fälschung auch eine Frankenwatch ermöglicht. Hier werden echte mit gefälschten Bauteilen vermischt, was bei Vintage-Modellen die Identifikation einer Fälschung weiter erschwert.
Ebenfalls erst vor kurzem stellte ein Hersteller aus China ein Uhrwerk mit 72 Stunden Gangreserve vor, das in der Optik den Werken der IWC Portugieser-Uhren ähnlich ist. Das optisch ansprechende Uhrwerk ist auch technisch eine interessante Entwicklung und liefert in den der Redaktion vorliegenden zwei Testuhren gute Gangresultate bei stets mehr als 70 Stunden Gangreserve.
Seltenheit schütz vor Nachbau nicht
Selbst seltene oder aufwendige Uhren werden gefälscht – so auch die Modelle von Hublot, die durch eine enorm komplexe Gehäusekonstruktion auffallen. Die Gehäuse der Originaluhren werden dazu zerlegt, vermessen, digitalisiert und nachgefertigt. Das kann auch nicht immer zerstörungsfrei für die originalen Uhren ablaufen – den Fälschern sind diese Kosten jedoch egal, da ohne eine Zerlegung kaum komplett kopiert werden kann.
Die Uhrwerke werden dann entsprechend der Vorlage des Originals ausgewählt. Am leichtesten fällt das bei Uhren, die ein ETA-Werk beinhalten. Besonders gilt das für Uhren von Tudor, IWC, Panerai – hier die Modelle mit Unitas-Handaufzugwerken – und auch Hublot, die als Basiswerk ein dem ETA-Valjoux 7750 sehr ähnliches Kaliber eines anderen Schweizer Herstellers nutzen.
Das sind die Hersteller
Nach einer Marktbereinigung in den vergangenen Jahren – auch geschuldet den Kontrollen der Schweizer Hersteller gemeinsam mit der chinesischen Polizei – haben vor allem die großen Fabriken überlebt, die nicht selten auch Komponenten für legale Uhrenmarken herstellen. Zu den Kontrollen sei gesagt, das diese ähnlich strikt stattfinden, wie es in China zu erwarten ist: Geopfert wird, was nicht gebraucht wird – und für jeden geschlossenen Hersteller gibt es sofort Ersatz.
NOOB FACTORY – besonders bekannt für seine Rolex-Modelle, sowie Panerai, Audemars Piguet, Bell & Ross, Breitling, Cartier, Ebel, Franck Muller, Graham, IWC, Jacob & Co., Jaeger LeCoultre, Montblanc, Omega, Panerai, Porsche Design, Rolex, Ulysse Nardin und Zenith
H FACTORY – Dieser Hersteller ist spezialisiert auf die Hublot Big Bang, die Breitling Steelfish, sowie Modelle von Panerai (PAM111, 005), Chopard, Concord, Graham und IWC.
V6 FACTORY – Baume & Mercier, Cartier, Chaumet, Chopard, Corum, DeWitt, Franck Muller, Hublot, IWC, Louis Vuitton, Omega, Patek Philippe, Paul Picot, Roger Dubuis, Tag Heuer und U-Boat.
BP FACTORY – Dieser Hersteller widmet sich den Uhren von IWC, Rolex, Panerai, Tag Heuer, Sinn, Patek Philippe, Bell & Ross, Breitling, Cartier – und ist bekannt für die sogenannten Super Clone Modelle von Rolex-Uhren.
Z FACTORY – Hier werden vor allem Uhrenplagiate von Tudor, IWC und Panerai, gebaut. Spezialisiert ist die Fabrik auf die Tudor Pelagos und Blackbay, die PAM289 und PAM616 sowie die IWC Portugieser und spezielle Modelle wie die IWC Top Gun in Keramik.
Es gibt kein Modell, das nicht gefälscht wird. Auch Tissot, Sinn oder andere Marken, die eigentlich nicht aus der Luxusuhren-Klasse kommen. Kurios dabei: Die preiswerten Uhren werden nicht selten mit den Werken ausgestatte, die auch in den Originalen verwendet werden. Als Beispiel ist hier ein Tissot PRS 516 Chronograph zu nennen, der in beiden Versionen – legal und illegal – ein ETA G10-Uhrwerk enthält.
Eigentlich ist das ja wie ein Orden. Wenn etwas gefälscht wird, wie z.B. die Uhren von Patek Philip, weiß man das es etwas gelungenes ist. Etwas was nicht funktioniert, oder sich nicht verkaufen lässt, würde wohl keiner fälschen
Tatsächlich gilt die Fälschung in China als Ehrerbietung gegenüber dem Original. Daher ist das Unrechtsbewusstsein auch minimal – abgesehen davon, dass man damit viel Geld verdienen kann.
Wie können Schweizer Luxusuhrenmarken da noch den Preis rechtfertigen. Wenn man eine Tudor Black Bay für 2500€ in Europa kaufen kann, oder minimal schlechter Verarbeitet aus China für 280$. Vorallem wenn in beiden das selbe Werk läuft bzw ein ETA ganz schnell ausgetauscht werden kann.. Gruselig
Entwicklungskosten
Die Frage ist einfach, will man eine Uhr der Marke wegen oder wegen des Designs. Wenn ich eine Tudor möchte, dann kaufe ich auch eine Tudor. Gefällt mir das Design der Tudor aber die Marke ist nicht wichtig für mich, dann kaufe ich natürlich eher eine Uhr die eben genauso aussieht, aber um ein zehnfaches günstiger ist. Preise rechtfertigen muss dabei niemand. Alles was letztlich gekauft wird, rechtfertigt sich schon alleine über eben diesen Kauf. Hinterher zu sagen, ach ich habe ja gar nicht gewusst, dass es eine ähnliche Uhr für ein zehntel des Preises gibt ist das Problem des Käufers der sich vorher hätte besser informieren können. Ich finde bei all diesen Luxusmarken muss einem aber von vornherein der gesunde Menschenverstand klar machen, dass wenn ich zB eine Rolex kaufe, ich damit gleichzeitig auch anteilig Sponsor unzähliger Golf oder Tennisturniere bin. Entweder man steht darauf oder eben nicht.
Mega gut erklärt dein Kommentar nehme ich als Referenz bei den nächsten Diskussionen über replicas ?
[…] Manufaktur-Fälscherwerkstätten […]
Super gut vorgestellt und verständlich.
Leider finde ich nicht die Internetseite wo ich genau die IWC Portugieser erwerben kann die hier beschrieben ist.
Vielleicht gibt es da eine Möglichkeit.
Diese Uhren gibt es in gängigen Shops im Internet. Das Auffinden derer ist nicht schwer – ich möchte hier keine Anleitung zum Replika-Kauf geben, aber anschauen kann man sich die Uhren z. B. hier.