Review & Test

Review: Charlie Paris Initial Open Heart

Paris, die Stadt der Liebe, Mode und Kultur. Auch in der Uhrmacherei ist Paris kein unbeschriebenes Blatt: Breguet hatte lange seinen Sitz hier, und Cartier ist bis heute sehr präsent in der Stadt. Seit 2014 arbeitet Charlie Paris daran, die französische Uhrentradition aufrechtzuerhalten. Das Modell Initial ist die jüngste Schöpfung des Microbrands, der von zwei Franzosen gegründet wurde und mittlerweile auch in Deutschland einige Käufer findet.

© Thomas Gronenthal

Gehäuse

Das Stahlgehäuse mit 40 Millimetern Durchmessern lässt extrem viel Platz für das Zifferblatt und den Einblick in das mechanische Uhrwerk. Der Boden läuft konisch zu, die Höhe beträgt 11,9 Millimeter. Die tief heruntergezogenen Bandanstöße sorgen für hervorragenden Tragekomfort, während das entspiegelte Saphirglas den besten Kratzschutz bietet. Der verglaste Boden ist verschraubt und lässt den rückwärtigen Blick auf das Uhrwerk zu – ebenso wie den Blick durch die Uhr, denn das offene Herz – die skelettierte Unruhpartie – ist durchaus einen Blick wert.

© Thomas Gronenthal

Die Verarbeitung der Uhr ist einwandfrei, die Gläser sitzen sauber, das Bodengewinde ist sauber gearbeitet. Die Wasserdichte ist mit 3 Atmosphären angegeben, also ausreichend für einen kräftigen Wasserguss.

Zifferblatt & Zeiger

Das Zifferblatt ist ein Schmuckstück. Es ist mehrlagig – neben der Basis sind die Skala der Sekunde und 24-Stunden-Anzeige aufgesetzt, ebenso wie der äußere Zifferblattrand, der die gedruckte Minutenskala trägt. Das Sekunden-Hilfszifferblatt und die Unruhpartie sind von oben sichtbar und erlauben dem Uhrenträger die stete Verfolgung der Mechanik der Uhr. Die Zeiger sind silbern und in Schwertform – ein Millimeter mehr Länge hätte dem Minutenzeiger gut getan.

© Thomas Gronenthal

Uhrwerk & Gangwerte

Als Antrieb setzt Charlie Paris auf bewährte Technik aus Japan. Das Citizen-Miyota Kaliber 82S7 nutzt 21 Rubinlagersteine und arbeitet mit 21.600 A/h. Die aktuelle Version wurde technisch verbessert und verfügt nun auch über einen Unruhstopp, um die Uhrzeit exakt einstellen zu können. Nach Werksangaben von Miyota beträgt die maximal Gangabweichung – 20 bis + 40 Sekunden am Tag. Das schafft die Charlie Paris Initial – auf der Zeitwaage läuft die Uhr mit 17 Sekunden im Plus. Abfallfehler und Amplitude sind bereits sehr gut. Nach kurzer Regulierarbeit pendelt sich der Gang bei plus 7 Sekunden ein – schade, dass die Marke bei einer Fertigung in Frankreich nicht die wenigen Minuten pro Werk opfert, um die Werksregulierung der Kaliber zu verbessern. Die Verzierung beschränkt sich auf Genfer Streifen auf der Werkbrücke sowie den skelettierten Rotor mit kleiner Gravur von Charlie Paris.

© Thomas Gronenthal

Ein echtes Highlight ist neben dem schönen Design und dem Gefühl, ein Stück Pariser Chic zu tragen, das Armband aus Leder. Es ist weich und enorm hochwertig – ein Band der Extraklasse. Die Naht ist eng gesetzt und elegant, die Gerbung einwandfrei und generell wertet das Lederband die Charlie Paris Initial noch weiter auf. Es könnte aus den führenden französischen Häusern für Lederwaren wie Camille Fournet stammen. Endlich ein Microbrand, der verstanden hat, wie wichtig das Armband für den gesamten Eindruck einer Uhr ist. Das Schnellwechselsystem würde ich daher in meinem Fall erst dann nutzen müssen, wenn dieses feine Uhrenband verschlissen ist.

© Thomas Gronenthal

Watchthusiast-Fazit:

Es ist eine rundum gelungene Uhr eines französischen Microbrands. Und wenn auch die Komponenten nicht „Made in France“ sind – zumindest ist nicht nur das Design dort entstanden, sondern auch die Fertigung findet dort statt. Das Großserienwerk sorgt für solide Leistung über lange Jahre und kann einfach serviciert oder ersetzt werden. Der Pariser Chic hat einen Preis: 395 Euro kostet die Initial von Charlie. Das ist günstig, denn diese Uhr bietet sehr viel Leistung für das Geld.

Zumal das Shoppen im Web Spaß macht und für Belustigung sorgt: Die deutschsprachige Version der Charlie Paris-Seite ist mit einem automatischen Tool übersetzt. Und so wird aus der Gangreserve das „Wanderreservat“. Hier besteht noch Nachbesserungsbedarf – bei der Uhr hingegen nicht. Vive la France!

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