Review & Test

Review: Orient Star RE-AV0B01S

Uhren aus Japan haben schon einiges bewiesen: Die günstigen und fortschrittlichen Quarzuhren kosteten in den 1970er Jahren der Schweizer Mechanik fast das Leben. Gleichzeitig gehören automatische Uhrwerke wie das Miyota 8215 oder das Seiko-TMI NH35 aus Japan heute zu den verlässlichsten Antrieben von Microbrands und Markenuhren rund um den Globus. Japan kann aber auch echte Uhrmacherei, das beweisen die edlen Modelle von Grand Seiko. Weltweit genießt aber auch Orient einen Ruf für Uhren der Unzerstörbarkeit – und diese Review zeigt, warum die Orient Star die bessere Grand Seiko ist – zu einem Preis, der wirklich heiß ist.

Die Geschichte des Unternehmens Orient Watch reicht in das Jahr 1901 zurück, als Shōgorō Yoshida ein Uhrengeschäft in Tokio eröffnete. 1950 kam die „New Orient“ auf den Markt, die erste eigene Uhr. Ein Jahr später erfolgte die Umfirmierung in Orient Watch und die Ankündigung eines zweiten Uhrenmodells mit dem Namen „Orient Star“. Lange Zeit war Orient nach Citizen und Seiko der drittgrößte Uhrenhersteller in Japan, ehe Casio diese Stelle einnahm.

Die Modellreihe Orient Star kam 1996 neu auf den Markt, das Modell Orient Star RE-AV0B01S markiert eine Besonderheit zum 70. Geburtstag der eigenen Uhrenfabrikation von Orient. Selbstständig ist das Unternehmen allerdings nicht mehr – heute gehört es zu 100 Prozent zur Seiko Epson Corporation und damit einem der größten Uhrenhersteller der Welt.

© Thomas Gronenthal

Gehäuse & Armband

Das Gehäuse aus Edelstahl hat einen Durchmesser von 41 Millimetern. Typisch japanisch ist es perfekt verarbeitet, und besonders beeindruckend sind die Polituren und Schliffe. Sie sind sorgfältig aufgebracht und geben dem komplexen Gehäuse Eleganz und Tiefe. Das doppelt gewölbte Saphirglas ist sorgfältig eingepresst und entspiegelt, mit dem verschraubten Boden ist die Uhr bis 100 Meter wasserdicht und zum Schwimmen geeignet.

© Thomas Gronenthal

Das Armband ist ebenfalls aus Edelstahl und verfügt über mehrteilige Glieder, eine Faltschließe aus dem vollen Material und eine sorgfältig gravierte Schließenklappe mit drei Verstellmöglichkeiten für die Bandlänge. Glieder können zudem über ein System mit Pins und Hülsen entnommen werden. Das Band ist sehr sorgfältig verarbeitet, keine scharfe Kante stört den Tragekomfort. Auffällig auch hier ist die Qualität der Schliffe und Gravuren: Sie sind scharf, sauber und etwas besser als bei vergleichbaren Uhren in der Preislage um 1.000 Euro. Auch die Krone ist graviert und mattiert, ein weiteres hochwertiges Detail.

© Thomas Gronenthal

Uhrwerk

Bei dem Uhrwerk handelt es sich um das Manufakturwerk F6F44, Made in Japan. Der Basismechanismus ist nicht mehr der neueste – aber Orient hat kräftig an dem Kaliber gearbeitet. Das reicht für eine Gangreserve von 50 Stunden statt vorher 40 Stunden, die im Test auch erreicht werden. Die Ganggenauigkeit ab Werk ist mit + 25 / – 15 Sekunden angegeben. Das ist ein Witz – auf der Zeitwaage läuft die Testuhr mit weniger als drei Sekunden Vorgang. Das gilt auch für das tägliche Tragen, die Gangwerte sind hervorragend.

© Thomas Gronenthal

Auch optisch muss sich das Werk nicht verstecken: Die Brücken und Kloben sind mit Perlierung versehen, der Rotor trägt neben dem Streifenschliff aufgelegte Details in Gold. Alle Schrauben wurden sorgfältig poliert und tragen keinerlei Spuren des Verschraubens: Das ist sehr hohes Niveau. 24 Rubinlager sorgen für reibungsarmen Lauf, die ursprüngliche Schwingfrequenz von 21.600 A/h hat Orient nicht verändert. Der Aufzug arbeitet übrigens nach dem Seiko-Prinzip mit einem „Magic Lever“. Das System nutzt einen Hebel und ein fein verzahntes Rad, um die Zugfeder zu spannen.

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Der „Magic Lever“ bei der Arbeit. Bildquelle: Calibercorner.com

 

© Thomas Gronenthal

Durch das Zifferblatt sind die Unruh und der Anker sichtbar – eine schöne Art und Weise, dem Werk bei der Arbeit zuzuschauen. Das Werk verfügt über einen Sekundenstopp und die Möglichkeit zum Handaufzug über die Krone.

Zifferblatt & Zeiger

Das mehrschichtig aufgebaute Zifferblatt ist eines der Highlights der Uhr. Die integrierte Gangreserveanzeige, die abgesetzte kleine Sekunde sind optisch und technisch sorgfältig ausgearbeitet. Die Indexe sind aufgesetzt und poliert. Alle Zeiger wurden gebläut – leider nicht thermisch, sondern per Lack – und verfügen jeweils über eine optimale Länge. Die Zeiger für Stunde, Minute und Gangreserve sind mit Leuchtmasse ausgestattet, die ein ordentliches Ablesen in der Dunkelheit ermöglichen.

© Thomas Gronenthal

Die Oberfläche ist zudem mit einem feinen und eleganten Fischgrätmuster versehen.

Watchthusiast-Fazit:

Diese Uhr bietet sehr viel Gegenwert für Liebhaber schöner Zeitmesser. Ob Sammler oder Dauerträger – die Verarbeitungs- und Detailqualität der Orient Star liegt in einer Preisklasse, die das Preisschild nicht zeigt. Weniger als 800 Euro kostet die Jubiläumsuhr – und ist jeden davon mehr als wert. Tatsächlich bietet die Orient Star im Verhältnis Kaufpreis zu Gegenwert mehr als eine Grand Seiko. Und dank des Einblicks durch das Zifferblattes wird diese Uhr auch kaum langweilig – im Gegenteil: Während weniger spannender Meetings macht es Freude, der Unruh beim Arbeiten zuzuschauen!

Mehr Informationen zu Orient gibt es hier: https://www.orientwatch.de/

© Thomas Gronenthal

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